Kaiserpfalz
- Landkreis
- Goslar
- Gemeinde
- Goslar, Stadt
- Gemarkung
- Goslar
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Altstadt
- Adresse
- Kaiserbleek 6
- Objekttyp
- Palas
- Baujahr
- um 1040
- bis
- 1887
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 36595539
- Objekt-Nr.
- 1142
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- denkmal.objekt: Die Restaurierung der Kaiserpfalz in Goslar im Zeitalter von Historismus und Nationalismus
- Beschreibung
- Mit dem Bau der Goslarer Kaiserpfalz wurde gegen Mitte des 11. Jahrhunderts unter Kaiser Heinrich III. begonnen, im späten 12. Jahrhundert wurde sie unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa weiter ausgebaut. Seit dem 14. Jahrhundert als Gerichtsgebäude genutzt, verfiel das Gebäude seit der frühen Neuzeit und war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nur noch in einem ruinösen Zustand überkommen. Ab 1868 erste Wiederaufbaumaßnahmen, ab 1873 weitergebaut nach veränderten Plänen zur Wiederherstellung nach zeitgenössischen romantischen Vorstellungen, bis 1887 unter Einbeziehung der ursprünglich frei stehenden Ulrichskapelle vollendet. Mehrgeschossiger Gebäudekomplex in Massivbauweise, bestehend aus dem zentralen Saalbau mit tonnengewölbtem Erdgeschoss und dem Kaisersaal im Obergeschoss, der 1879-1897 vom Maler Hermann Wislicenus mit monumentalen Kaisergemälden ausgestaltet wurde. Nördlich angrenzend ein Magazinbau, der 1821-22 als Kornspeicher ausgebaut wurde und seit der Wiederherstellung der Kaiserpfalz im späten 19. Jahrhundert als Verwaltungstrakt dient. Südlich angrenzend die wohl gegen Mitte des 12. Jahrhunderts erbaute Ulrichskapelle auf oktogonalem Grundriss, Mittelachse um 5,5 Grad von der Kaiserpfalz abweichend, nach langjähriger Nutzung als Gefängnis und baulichem Verfall ab 1875 wiederaufgebaut und 1886-87 durch einen Verbindungsgang baulich mit der Kaiserpfalz zusammengefügt.
- Denkmalbegründung
- Die Kaiserpfalz in Goslar stellt ein deutschlandweit herausragendes Monument der Nationalgeschichte dar. Im Kern geht der Gebäudekomplex zurück auf einen unter dem römisch-deutschen Kaiser Heinrich III. um das Jahr 1040 errichteten Saalbau. Um das Jahr 1180 ließ Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Goslarer Pfalzbau erheblich erweitern, der nach der gewonnenen Fehde mit dem welfischen Herzog Heinrich dem Löwen landesweit seine Pfalzen ausbauen ließ und die Pfalz in Goslar, unweit des Stammsitzes von Heinrich in Braunschweig gelegen, zu seiner bevorzugten Pfalzanlage machte, in der er ab 1180 für drei Jahre in Folge residierte. Mit dem Niedergang des staufischen Königtums setzte im 13. Jahrhundert ein Bedeutungsverlust der Goslarer Kaiserpfalz ein, verstärkt durch einen Brand 1289. In der Folge übernahm die Stadt Goslar den Pfalzbau und nutzte ihn fortan als Gerichtsstätte sowie zu verschiedenen städtischen Zwecken. So wurde 1551 ein Lagergebäude an der Nordseite des Kaisersaals angebaut, und auch der Saalbau wurde in den nachfolgenden Jahrhunderten vorwiegend als Kornspeicher genutzt. Erst infolge eines Teileinsturzes der maroden Westfassade im Jahr 1865 führte zu einer erneuten Beschäftigung mit dem jahrhundertealten Gebäudekomplex, der unter den zeitgenössischen Rahmenbedingungen der deutschen Einigungskriegen als ein Monument deutscher Geschichte wiederentdeckt wurde. So begannen 1868 nach Planungen des Landbaukondukteurs Adalbert Hotzen erste Instandsetzungs- und Neubaumaßnahmen. Die von Hotzen vorgesehene mittelsymmetrische Umformung der baulichen Anlage, einschließlich des Abbruchs des Lagergebäudes von 1551, wurden jedoch nicht umgesetzt, da angesichts des Deutsch-Französischen Krieges die Bauarbeiten zum Erliegen kamen. Erst 1873, nach der deutschen Reichsgründung, wurden die Baumaßnahmen nach veränderten Plänen des Architekten Fritz Hennecke und des Kreisbauinspektors Ernst Schulze wieder aufgenommen. Anstelle einer symmetrischen Herrichtung wurde der Gebäudekomplex nun asymmetrisch, unter Einbeziehung des nördlichen Lagergebäudes, neu aufgebaut. Dabei wurden auch zahlreiche noch bestehende, teilweise stark beschädigte Bauteile wie der Südgiebel oder das Zwerchhaus vor der Ostfassade abgebrochen und neu aufgeführt. Durch diese Baumaßnahmen, die in zeitgenössischer Manier romantisierenden Vorstellungen deutscher Nationalgeschichte folgten und eine idealisierende Neuinterpretation der überkommenen Bausubstanz zur Folge hatten, erhielt die Goslarer Kaiserpfalz ihr heutiges Gepräge. Nach Abschluss dieser Bauarbeiten 1879 wurde der Kaisersaal bis 1897 durch den Düsseldorfer Akademieprofessor Hermann Wislicenus mit monumentalen Wandgemälden neu ausgestaltet, außerdem wurde die ursprünglich frei stehende Ulrichskapelle durch einen Verbindungsgang nach Entwürfen des Hildesheimer Regierungsbaurats Hermann Cuno mit dem Pfalzgebäude verbunden. Ergänzende Baumaßnahmen im Umfeld wie die Treppenanlage vor der Ostfassade mitsamt der beiden 1900 aufgestellten Reiterstandbilder von Kaiser Friedrich I. Barbarossa und dem preußischen Kaiser Wilhelm I. trugen maßgeblich mit dazu bei, die Kaiserpfalz zu einem einzigartigen Werk der Neuschöpfung reichsdeutscher Geschichte im späten 19. Jahrhundert zu machen. Die Erhaltung der Kaiserpfalz in Goslar liegt aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung für die Landes-, Orts- und Nationalgeschichte, als Zeugnis für die Bau- und Kunstgeschichte vom Hochmittelalter bis zum Historismus des späten 19. Jahrhunderts, wegen ihrer künstlerischen Bedeutung durch die Innenraumgestaltung des Kaisersaals, sowie der städtebaulichen Bedeutung aufgrund ihrer prägenden Wirkung auf das Ortsbild von Goslar und als beherrschendes Element des Pfalzbereichs am Südrand der Innenstadt, im öffentlichen Interesse.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 36439357 | Altstadt | Altstadt Goslar
52317027 | Kaiserpfalz | Pfalzbezirk Goslar
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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