St. Blasii
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Hann.Münden, Stadt
- Gemarkung
- Münden
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Münden
- Adresse
- Kirchplatz 6
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- um 1280
- bis
- 1888
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 36476151
- Objekt-Nr.
- 164
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Dreischiffige fünfjochige Hallenkirche mit leicht vorspringendem, in das ziegelgedeckte Satteldach eingebundenem polygonalem Westturm unter glockenförmiger Haube in Kupferdeckung. Bau aus Sandsteinquadern und Bruchstein, mit mächtigen Strebepfeilern und polygonalem Chorschluss. Errichtet über den Resten eine Kapelle des 12. Jahrhunderts (Grabungen 1973/74 deckten Mauern romanischer Bauphasen in dichter Folge auf, die Befunde sind präpariert und zugänglich). Der heutige Bau wurde Ende des 13. Jahrhunderts (nach chronikaler Überlieferung schon 1263) begonnen, bis spätestens 1342 war die 5/8-Apsis des Chores vollendet (Hochwassermarke am südöstlichen Strebepfeiler von 1342). Das mächtige Langhaus entstand zwischen 1487 und 1502, die Kirche wurde 1494 geweiht. Über dem Südportal Epitaph der Katharina Milani (gest. 1488) und eine Marienkrönung vom Ende des 15. Jahrhunderts. Der Turm wurde erst 1584 vollendet, der hölzerne Umgang und die glockenförmige Laternenhaube sind Zutaten des 17. Jahrhunderts. Im Inneren kämpferlose Achteckpfeiler, darüber die Gewölbe aus sich im Anlauf verschneidenden Profilen der Kreuzrippen. Das Westjoch ist mit schweren polygonalen Pfeilern gestaltet, die seitlichen Hallen wurden 1519 gewölbt, die mittlere ist (heute) ungewölbt. Die südliche Sakristei wurde nach 1494 errichtet, der nördliche Anbau stammt von 1888. Bedeutende Ausstattung des Mittelalters und der frühen Neuzeit: Im Chorschluss eine Sakramentsnische vom Anfang des 14. Jahrhunderts, die reliefierte Bronzetür mit vier Passionsszenen und dem Lamm in der Kreuzmitte stammt aus der Zeit um 1400. Der Taufkessel von Nikolaus von Stettin wurde 1392 (i) gegossen und besitzt Heiligengestalten an der Wandung, das Untergestell wird von vier Löwen gebildet, auf denen Drachen, jeder eine männliche Person tragend, herabschießen. Die spätgotische Steinkanzel stammt von 1493 und wird (nach Steinmetzzeichen, vgl. Duderstadt, St. Cyriakus) H. Horbusch zugeschrieben. Es gibt eine 1494 gefertigte Sandsteintumba für Herzogs Wilhelm d. J. von Braunschweig-Lüneburg (gest. 1503), die ursprünglich im Mittelschiff aufgestellt war, und eine metallene Grabplatte für Herzog Erich I. von Braunschweig-Lüneburg (gest. 1540), gegossen von Cord Mente, Braunschweig, sowie ein Epitaph desselben mit seinen beiden Frauen, Katharina von Sachsen (gest. 1524) und Elisabeth von Brandenburg (gest. 1558), um 1530 von Loy Hering, Eichstätt/Bayern. Über der Orgel ein „fresco secco“ der Anna Selbdritt vom Anfang des 16. Jahrhunderts, im Gewölbe sieben bemalte Holzscheiben, davon fünf aus der Zeit um 1520/30 und zwei aus dem 17. Jahrhundert. Der gewaltige barocke Altar mit gedrehten Säulen und seitlichen Durchgängen wurde 1700 aufgestellt und stammt von Bildschnitzer Joh. A. Gröber jun. (Heiligenstadt/Thüringen), die Mensa ist noch mittelalterlich. Der reich gegliederte Orgelprospekt stammt von 1645 (mit umfänglichen Erneuerungen). Weitere Bildepitaphien (Dr. Burchard Mithoff, gest. 1564, mit Familie vor einer Stadtlandschaft kniend; Bodo Meyer, gest. 1592, gestiftet von seinem Sohn Johann Bodo Meyer) sowie verschiedene Grabplatten (Sandsteinplatte des Ratsherrn Joachim Mecke, gest. 1612, mit eingelassener Bronzeplatte, gegossen von G. Kohler, Kassel; Grabplatte der Anna von Westernhagen, gest. 1618, an der Nordwand und weitere des 15.-18.Jahrhunderts im Innern und am Außenbau.
- Denkmalbegründung
- Auf dem zentralen Kirch- und Marktplatz Hann.- Mündens, dem innerhalb der Stadt eine besondere Bedeutung zukommt und der auch der kulturelle wie wirtschaftliche Mittelpunkt des städtischen Lebens war, entstand ab Ende des 13. Jahrhunderts die 1502 fertiggestellte spätgotische St. Blasiikirche als dreischiffige und fünfjochige Halle mit entsprechend großem Satteldach (dendrodatiert auf 1491/93), aus dem sich ein dachreiterartiger Polygonalturm erhebt, der von einer glockenförmigen (jüngeren) Haube bekrönt ist, welche das Stadtbild maßgeblich prägt. Die 1494 durch Bischof Berthold von Hildesheim geweihte Kirche entstand aus einem Vorgängerbau, dessen Reste unter dem heutigen Fußboden überkommen sind. Die Erhaltung der St. Blasiikirche liegt aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung für die Orts- und Siedlungsgeschichte Hann. Mündens, allgemein für die Bau- und Kunstgeschichte, als typische spätmittelalterliche norddeutsche Hallenkirche sowie in städtebaulicher Hinsicht wegen des orts- und platzbildprägenden Schau- und Zeugniswerts im öffentlichen Interesse. Die überkommene mittelalterliche und frühneuzeitliche Ausstattung begründet die künstlerische Bedeutung.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 36464110 | Altstadt (Baukomplex) | Stadtkern Münden
- Literatur
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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