Ev.-luth. Martin-Luther-Kirche
- Landkreis
- Emden, Stadt
- Gemeinde
- Emden, Stadt
- Gemarkung
- Emden
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Emden
- Adresse
- Bollwerkstraße 9
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 1956
- bis
- 1958
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 36373826
- Objekt-Nr.
- 463
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Emden_Wiederaufbau
- Beschreibung
- Ev.-luth. Martin-Luther-Kirche. Zwischen Bollwerkstraße und Altem Graben stehender Backsteinbau mit Satteldach und hohem Glockenturm an der Nordwestecke, die Traufgesimse sowie Tür- und Fenstereinfassungen des zentralen Kirchenschiffes aus hellem Kunststein, die Fenster der niedrigen Anbauten und am Turmschaft ohne Rahmung. Die Westfassade mit fünf aneinandergereihten Eingangstüren und im Giebeldreieck darüber nur ein großes Rundfenster. Die Südansicht links mit breitem Eingangsportal und Sandsteinrelief „Chor der Lauschenden“ unter abgeschlepptem Ziegeldach, die anschließende Längsseite des Kirchenschiffes mit zwölf gleichmäßig gereihten Fensterachsen, über niedrigen Anbauten mit Pultdach schmale, hohe Rechteckfenster, rechts wiederum abgeschlepptes Dach und fünf eng stehende Fensteröffnungen. Im Osten eingezogener rechteckiger Choranbau mit eigenem Satteldach, dieser nach Süden mit vertikal gegliederter Fensterwand. Die Nordfassade des Kirchenschiffes analog zur Südfassade gestaltet, an der Nordwestecke der schlanke, 50 Meter hohe Glockenturm angesetzt und bis unmittelbar an den Alten Graben gerückt, im Erdgeschoss mit offenem Durchgang, über den vergoldeten Zifferblättern der Turmuhr die Schallarkaden durch Steinrahmen eingefasst, das kupfergedeckte Satteldach von einem überhöhten Turmkreuz mit Kugel, Engeln und Schwan bekrönt. Im Inneren großräumige Kirchenhalle mit einer Grundfläche von 44 x 20 Metern und flacher Holzkassettendecke. Die verputzten, weißen Kirchenschiffwände im Kontrast zu teils backsteinsichtigen Flächen, die Seitenwände im unteren Teil auf Backsteinstützen stehend und zu niedrigen Seitengängen geöffnet, unter den abgeschleppten Dächern im Osten querhausartige Aufweitung des Kirchenraumes, auf der linken Seite die Orgel. Der Rechteckchor durch mehrere Stufen erhöht und durch schräg abgehängte Gitterdecke dem Raum zugewandt, hinter dem schlichten Altar aus Anröchter Stein an der Ostwand Gipsschnitt „Christus stillt den Sturm“, den Altarbereich flankierend Kanzel, Lesepult und Taufe aus Sandstein. Im Westen Empore und freier Blick auf das runde sog. Phoenixfenster mit Buntverglasung. Der Kirchenbau 1956-58 errichtet nach Entwurf von Konsistorialbaumeister Ernst Witt in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Architekten Horst Fischer, die künstlerische Ausstattung von Kurt Lettow und Hans G. von Stockhausen.
- Denkmalbegründung
- Ab 1564 bildetet sich unter der Landesherrschaft des lutherischen Grafen Edzard II. eine evangelisch-lutherische Gemeinde in der calvinistisch geprägten Stadt Emden. Im Delfzijler Vergleich von 1595 wurde jeder nicht-reformierter Gottesdienst außerhalb der Emder Burg untersagt. 1664 unter Fürst Georg Christian erteilte Zugeständnis mussten aufgrund des Widerstades des reformierten Magistrates wieder zurückgenommen werden. Erst 1685 genehmigte der Magistrat vier lutherische Abendmahlsgottesdienste im Jahr, und zwei Häuser in der Mühlenstraße wurden als Kirchenraum hergerichtet. Mit der Übernahme Ostfrieslands durch die Preußen 1744 wurde der sonntägliche lutherische Gottesdienst möglich, 1748 wurde den Lutheranern schließlich die freie Religionsausübung gestattet. Die Stadt überließ der Kirchengemeinde ein Grundstück am Bollwerk, und 1774/75 wurde ein Kirchenbau in einfachen Rokokoformen errichtet. Während des Zweiten Weltkrieges wurde diese Kirche am 6./7. Juni 1942 zerstört. Der Neubau am alten Standort wurde 1956-58 erbaut, für den Entwurf (Mai 1955) zeichnete Dr. Ernst Witt (1898-1971), Konsistorialbaumeister der ev.-luth. Landeskirche Hannover, zusammen mit dem Hamburger Architekten Horst Fischer verantwortlich. Die Grundsteinlegung erfolgte am 1. Juli 1956, das Richtfest wurde am 25. Oktober 1956 gefeiert und am 14. Dezember 1958 wurde der Kirchenbau durch Landesbischof Dr. Hanns Lillje schließlich seiner Bestimmung übergeben. Losgelöst vom Vorkriegszustand entwarf Witt einen monumentalen Bau mit ziegelsichtigen Lochfassaden und Satteldach. Mit 1.200 Plätzen handelte es sich um den größten Kirchenneubau der Landeskirche Hannover nach dem Zweiten Weltkrieg. Hohe, von Kunststein gerahmte Fenster sowie vortretende Bauteile unter abgeschlepptem Dach prägen die Seitenansicht des Kirchenschiffes. Über dem Südeingang befindet sich das Sandsteinrelief „Chor der Lauschenden“ des Bremer Bildhauers Kurt Lettow (1908-1992). Der hohe, schlanke Glockenturm prägt die Stadtsilhouette und zeigt eine städtebaulich markante Stellung unmittelbar an der Ufermauer des Alten Grabens. Im Inneren zeigt die große Kirchenhalle eine außerordentliche Schlichtheit mit flacher Holzkassettendecke, weiße Putzflächen kontrastieren mit teils ziegelsichtigen Wandabschnitten. Hinter dem erhöhten Altar befindet sich an der Ostwand ein Gipsschnitt von Kurt Lettow mit dem Titel „Christus stillt den Sturm“, der Jesus mit seinen Jüngern auf dem See Genezareth darstellt. Weiterhin war Lettow für die Gestaltung von Kanzel, Lesepult und Taufstein verantwortlich. Die Buntverglasung des runden Westfensters wurde von dem bekannten Glaskünstler Hans G. von Stockhausen (1920-2010) geschaffen und symbolisiert durch den aus Flammen aufsteigenden Vogel Phoenix die Auferstehung Christi sowie den Wiederaufbau der Stadt Emden. Die Orgel stammt von der Orgelbauwerkstatt Führer aus Wilhelmshaven. Das fünfstimmige Geläut wurde von der Firma Gebr. Rincker aus Sinn am 17. Januar 1958 gegossen. Die evangelisch-lutherische Martin-Luther-Kirche in Emden hat eine geschichtliche Bedeutung im Rahmen der Stadt- und örtlichen Religionsgeschichte sowie aufgrund des guten Erhaltungszustandes einen hohen Zeugnis- und Schauwert als Kirchenbau aus der für Emden bedeutenden Epoche des Wiederaufbaus. Die hochwertige Gestaltung und bauzeitliche Ausstattung begründen die künstlerische Bedeutung, mit Ernst Witt, Horst Fischer, Kurt Lettow und Hans G. von Stockhausen waren namhafte Architekten und Künstler am Bau beteiligt. Die Martin-Luther-Kirche prägt das Straßenbild sowie durch den hohen, schlanken Glockenturm auch die Stadtsilhouette von Emden und hat damit eine städtebauliche Bedeutung, so dass aus diesen Gründen ein öffentliches Erhaltungsinteresse besteht.
- Literatur
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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