Ev.-ref. Neue Kirche
- Landkreis
- Emden, Stadt
- Gemeinde
- Emden, Stadt
- Gemarkung
- Emden
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Emden
- Adresse
- Brückstraße 103
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 1643
- bis
- 1648
- Personen
- Faber, Martin
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 36362018
- Objekt-Nr.
- 27
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Gauss-Steine
- Denkmalthema Gauß: Der mittige Turm der Neuen Kirche wurde bei der Hannoverschen Triangulation 1830 von Leutnant Hartmann als Dreieckspunkt in seine Vermessungsarbeiten mit einbezogen. Die Kirche wurde 1944 weitgehend zerstört, aber nach dem zweiten Weltkrieg rekonstruierend wieder aufgebaut.
- Beschreibung
- Ev.-ref. Kirche, an der Brückstraße am südlichen Rand des umgebenden Friedhofes in der Achse der Friedrich-Ebert-Straße stehend. Saalkirche auf T-förmigem Grundriss mit Backsteinfassaden und Gliederungen aus Sand- bzw. Kunstsandstein. Drei einheitliche Kreuzarme mit Giebeln nach Osten, Norden und Westen gerichtet, die Südfassade an der Brückstraße ohne Kreuzarm mit Wandvorlagen und Giebel. Am Schnittpunkt der sich durchkreuzenden, ziegelgedeckten Satteldächer ein achteckiger, verschieferter Dachreiter mit Galerie und offener Laterne, bekrönt von einer Nachbildung der Habsburger Kaiserkrone. In den Winkeln zwischen den Kreuzarmen nach Nordosten und Nordwesten durch diagonal verbindende Außenwände niedrige Anbauten unter Pultdach. Die Backsteinfassaden durch Sandsteingesimse waagerecht gegliedert, rundbogigen Tür- und Fensteröffnungen, die Fenster mit barockem Maßwerk, die vier Giebel jeweils mit Schulterstaffeln, Rundfenster und mit kleiner dreieckiger Verdachung abgeschlossen. Nach Süden zwei kleine Anbauten mit Eingängen, die beiden Haupteingänge nach Nordosten und -westen in den Anbauten. Der Kircheninnenraum mit flacher Holzdecke, in den Kreuzarmen Emporen, zentral an der Südwand Kanzel und Abendmahlstisch, in den durch rundbogige Arkaden zum Raum geöffneten Anbauten Windfänge und Treppen zu den Emporen. Taufstein vom Bentheimer Typ aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, der zentrale Messingleucher von der Böttcherzunft 1648 zur Fertigstellung der Kirche gestiftet, Schuke-Orgel von 1958 auf der Nordempore. Die Neue Kirche 1643-48 von dem Emder Ratsbaumeister Martin Faber errichtet, 1947-50 rekonstruierender Wiederaufbau nach Kriegszerstörung durch den Emder Architekten Arthur Risius.
- Denkmalbegründung
- Die Stadt Emden erlebte durch den Zuzug von niederländischen Glaubensflüchtlingen in der 2. Hälfte des 16. Jahrhundert einen bedeutenden Bevölkerungszuwachs und eine positive wirtschaftliche Entwicklung. So wurden 1570 die östlich der Stadt liegenden Dörfer Groß-Faldern und Klein-Faldern mit Wall und Graben in die Stadtbefestigung einbezogen und durch ein regelmäßiges Straßen- und Parzellenraster als Stadterweiterung planmäßig angelegt. Aufgrund des Bedarfs der wachsenden reformierten Gemeinde wurde im Jahr 1642 der Bau der Neuen Kirche beschlossen, neben der Großen Kirche und der Gasthauskirche der dritte ev.-ref. Kirchenbau in der Stadt. Als Bauplatz diente der neue Kirchhof in Groß-Faldern. Nach Planung des Emder Stadtbaumeisters Martin Faber (1587-1648) wurde die Neue Kirche ab 1643 errichtet und am 8. Februar 1648 eingeweiht. Als Vorbild diente die 1620-23 von Hendrik de Keyser erbaute Noorderkerk in Amsterdam, zu der die Neue Kirche in Emden konzeptionell und gestalterisch große Übereinstimmungen zeigt. Faber wandelte die Grundform des Griechischen Kreuzes ab, indem er auf einen Kreuzarm verzichtete und auf T-förmigem Grundriss einen konsequent auf die Kanzel ausgerichteten Predigtraum schuf. Während des großen Luftangriffes am 6. September 1944 wurde die Neue Kirche zerstört, wobei das Außenmauerwerk stehen blieb. Bereits am 20. Juli 1945 wurde vom Kirchenrat der ev.-ref. Gemeinde die Wiederherstellung des Sakralbaus beschlossen, und der Emder Architekten Egbert Doeden Arthur Risius (1906-1977) wurde beauftragt. Im September 1947 erfolgten erste Sicherungsarbeiten und im Sommer 1948 starteten die Instandsetzungs- und Wiederaufbaumaßnahmen. Die Baugenehmigung war indes noch nicht gestellt und auch die Einbindung der Denkmalpflege wurde versäumt, so dass der Regierungsbaurat Dietrich Müller-Stüler am 8. Dezember 1948 die Bauarbeiten einstellen ließ. Die Finanzierung des Bauvorhabens war schwierig, konnte aber sichergestellt werden, nachdem die ev.-ref. Gemeinde das an der Brückenstraße liegende Grundstück der 1938 abgebrannten Gasthauskirche an die Stadt Emden übertrug und im Gegenzug die von der Brandkasse gezahlte Versicherungssumme erhielt. Am 17. Dezember 1950 konnte die Neue Kirche schließlich wieder von der ev.-ref. Kirchengemeinde in Gebrauch genommen werden. Während das äußere Erscheinungsbild unter Verwendung des erhaltenen Außenmauerwerkes rekonstruierend wiederhergestellt wurde, ist der Innenraum der Neuen Kirche abweichend vom Vorkriegszustand mit Flachdecke hergestellt worden. Bei Renovierungsarbeiten 2012-13 wurde der Innenraum teils wieder dem ursprünglichen Konzept angepasst, die ursprünglichen Tonnengewölbe und die verschlossenen Fensteröffnungen nach Norden wurden indes nicht rekonstruiert. Die Neue Kirche ist als eines der wenigen rekonstruierend wiederhergestellten Baudenkmale in Emden von stadt- und siedlungsgeschichtlicher Bedeutung. Als erster nachreformatorischer Kirchenbau in Norddeutschland im Stil des niederländisch beeinflussten Frühbarocks hat die Neue Kirche eine hohe Bedeutung für die Bau- und Kunstgeschichte und ist beispielgebend für das Raumkonzept eines reformierten Predigtsaals. In der Blickachse der Friedrich-Ebert-Straße stehend ist der Kirchenbau von städtebaulicher Bedeutung und mit dem hohen Dachreiter ein Teil der Emder Stadtsilhouette. Aus diesen Gründen liegt die Erhaltung im öffentlichen Interesse.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 36356058 | | "Neue Kirche"
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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