Rathausplatz/ Stadtgarten

Stadtgarten mit Riekehaus (2022)

Blick aus der Brückstraße auf die Ostfassade des Rathauses (2022)

Rathaus und angrenzende Gebäude an der Neutorstraße (2022)

Gebäudezeile auf der Westseite des Ratsdelftes (2022)
- Landkreis
- Emden, Stadt
- Gemeinde
- Emden, Stadt
- Gemarkung
- Emden
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Emden
- Objekttyp
- Platz
- Denkmalstatus
- Gruppe baulicher Anlagen (gemäß §3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 36356203
- Objekt-Nr.
- 45
- Fachbereich
- Baudenkmal Gruppe
- Denkmalthema
- Emden_Wiederaufbau
- Beschreibung
- Zentrale Platzanlage in der Innenstadt von Emden, bestehend aus dem Rathausplatz nördlich des Ratsdelftes sowie dem anschließenden sog. Stadtgarten zwischen der Neutorstraße und dem Alten Markt. Das Rathaus steht als städtebauliche Dominante in der Blickachse der Großen Straße, diese Achse ist durch einen Dachreiter zusätzlich betont und mit der Durchfahrt nach Osten fortgeführt, hier schließt sich eine kleine Platzsituation am Beginn der Brückstraße an. Die Platzrandbebauung in geschlossener Bauweise greift auf traditionelle Architekturformen mit einheitlicher Charakteristik zurück, vorrangig handelt es sich um dreigeschossige, traufständige Wohn- und Geschäftshäuser mit Satteldächern, backsteinsichtige Lochfassaden mit wenigen gestaltenden Details. Einzelne Gebäude und Bauteile sind giebelständig oder mit Zwerchhaus durch qualitätvolle Gestaltungen, Rasterfassaden oder Materialwechsel hervorgehoben, so die Stadtsparkasse (erbaut 1955), das Otto-Huus (1951), das Hotel Delfthalle (1957), das Engelbert-Haus (1952/53) oder das Hotel zum Goldenen Adler (1954). Das Riekehaus (1955) als nördlicher Platzabschluss ist viergeschossig und mit großen Bauvolumina ausgestattet. Bauliche Überformungen gibt es in den Erdgeschossen. Das Rathaus am historischen Standort ist in der Kubatur des kriegszerstörten Vorgängerbaus sowie unter Wiederverwendung von erhaltenem Sandsteinmauerwerk und Spolien 1959-1962 neu aufgebaut, die Fassadengestaltung als moderne Neuinterpretation zu verstehen. Unmittelbar östlich der zentralen Rathausdurchfahrt gibt es eine kleine Platzsituation, die durch zweigeschossige Anbauten von Brückstraße 2 und Neutorstraße 5 nach Osten und Süden räumlich gefasst wird, nach Norden durch den rückseitigen Rathausflügel. Dieser schließt im Osten durch einen giebelständigen Gebäudeteil ab, auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehen die beiden Wohn- und Geschäftshäuser Brückstraße 2 (1953) und Brückstraße 4 (1953) als räumliche Fassung und Überleitung zum engen Straßenraum. Die Platzanlage am Rathausplatz/ Stadtgarten ist in den bestehenden Abmessungen nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges in den 1950er Jahren entstanden, als Teil und Abschluss dieser Wiederaufbauplanung entstanden das Rathaus 1959-62 sowie die städtebauliche Situation im Umfeld. Der Fürbringer-Brunnen, ursprünglich im Jahr 1902 An der Bonnesse errichtet, wurde erst 1984 mittig auf der Platzanlage vor dem Riekehaus aufgestellt.
- Denkmalbegründung
- Im Zentrum der Stadt Emden liegt der Ratsdelft, ein Teil des historischen Stadthafens. Bereits um das Jahr 800 entstand an der Mündung der Ehe in die Ems eine friesische Handelssiedlung mit Hafen. Die günstige Lage führte schon im frühen Mittelalter zu einem Aufschwung des Seehandels und beförderte die Entwicklung der Siedlung, die im 15. Jahrhundert unter der Herrschaft der Cirksena auch formalrechtlich zur Stadt wurde. Der als Teil des Stadthafens ausgebaute Ratsdelft war im Norden über zwei Siele an den Alten Graben und weiter an das Hinterland angebunden, wobei die Wasserströmung der Siele das Versanden des Hafenbeckens verhinderte. Der Bedeutung des Hafens für die Seehandelsstadt Rechnung tragend, wurde 1574-76 das repräsentative Rathaus durch den aus Antwerpen stammenden Stadtbaumeister Laurens van Steenwinkel unmittelbar am Ratsdelft errichtet. Die städtebauliche Wirkung wurde noch gesteigert, indem der von einem Dachreiter bekrönte Rathausbau in die Blickachse der Großen Straße platziert wurde, die von Westen kommend über eine Brücke direkt auf das Rathaus zuführte und durch die zentrale Durchfahrt nach Osten in die Brückstraße überging. Südlich des Rathauses stand die Wache, weiterhin drängten sich in enger Reihung die Bürger- und Packhäuser um den Ratsdelft, teils unmittelbar am Hafenbecken stehend. Durch die langsame Verschlammung der nördlichen Flussschleife der Ems als Folge der Zweiten Cosmas- und Damianflut 1509 wurde die Zufahrt zum Hafen zunehmend schwieriger. Um den Stadthafen an den weiter südlich liegenden Flusslauf der Ems anzubinden, wurde 1845-49 das Emder Fahrwasser ausgehoben. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden schließlich moderne Hafenanlagen in den eingedeichten Poldern im Süden der Stadt und der historische Stadthaften am Ratsdelft verlor an Bedeutung. 1887 wurden der nördliche Teil des Ratsdelftes und die beiden Siele zum Alten Graben zugeschüttet, und auf der entstandenen Freifläche wurde eine Parkanlage angelegt, der sogenannte Stadtgarten. Als nördlicher Abschluss des Ratsdelftes wurde Ende des 19. Jahrhunderts die Delfttreppe errichtet. Im Zweiten Weltkrieg, insbesondere durch den Luftangriff am 6. September 1944, wurden die Innenstadt von Emden und damit auch die Gebäude am Ratsdelft weitgehend zerstört. Bereits 1946 legte das Stadtbauamt einen Plan mit Neuregulierung der Fluchtlinien und Verkehrsführung vor. Diese Planung und entsprechende Bauvorhaben wurden zurückgestellt, nachdem die Landesregierung des neu gegründeten Bundeslandes Niedersachsen Anfang 1947 entschied, dass für den Wiederaufbau kriegszerstörter Städte ein städtebaulicher Wettbewerb durchzuführen sei. In Emden wurde entschieden den historischen Stadtgrundriss, die Frei- und die Wasserflächen grundsätzlich zu erhalten, wobei Straßenräume aufgeweitet und schmale Grundstücksparzellen zugunsten einer aufgelockerten Neubebauung zusammengelegt werden sollten. Der nördliche Teil des Stadtgartens war als Bauplatz für ein neues Rathaus vorgesehen. Die eingereichten Wettbewerbsbeiträge zeigten gute Ansätze, aber kein Entwurf eignete sich zur Realisierung, und so wurden zwei zweite Preise und ein dritter Preis vergeben sowie einige Entwürfe angekauft. Schließlich erhielt eine Arbeitsgemeinschaft aus den beiden zweiten Preisträgern Hans Stosberg und Jan Wilhelm Prendel sowie dem Stadtbauamtmann Alfred Langeheine den Auftrag, auf Basis der bisherigen Planung und Wettbewerbsergebnisse Richtlinien für die Neugestaltung der Stadt zu entwickeln. Der Neugestaltungsplan wurde am 11. Mai 1948 vom Stadtrat beschlossen und Grundlage für den Fluchtlinienplan von 1949, der am 20. Dezember 1950 vom Ministerium genehmigt wurde. Das Gesetz zur Durchführung der Ortsplanung und des Aufbaus in den Gemeinden (Aufbaugesetz) vom 9. Mai 1949 bildete die rechtliche Grundlage für die erforderliche Neueinteilung der Grundstücke, um Straßenräume aufzuweiten und großzügigere Neubauten zu ermöglichen. Eine historisierende, giebelständige Bebauung am Ratsdelft, die 1953 im Zuge des Wettbewerbes zum Rathausviertel diskutiert wurde, lehnte das Stadtplanungsamt ab. Mit der Ortssatzung der Stadt Emden über besondere Anforderungen der Baugestaltung und Pflege des Ortsbildes (Baupflegesatzung), veröffentlicht am 3. Januar 1953, wurden schließlich Gestaltungsleitlinien festgesetzt, die vorrangig traufständige, rote Backsteinfassaden mit wenigen gestaltenden Details und ziegelgedeckte Steildächer verbindlich machten. Im Ergebnis entstand durch die regional- und traditionsbezogene Architektur ein sehr einheitliches Stadtbild, das nicht unmittelbar an den Vorkriegszustand anknüpfte, jedoch identitätsstiftende Bezüge herstellte. Der ehemalige Stadtgarten wurde zu einem innerstädtischen Platz weiterentwickelt, wobei auf den Wiederaufbau der westlichen Straßenzeile der Neutorstraße sowie der östlichen Bebauung am Alten Markt verzichtet wurde. Das Café Funke, ein noch stehendes gründerzeitliches Gebäude an der Südostecke des Alten Marktes, wurde zugunsten der Platzanlage schließlich 1961 abgebrochen. Am Ratsdelft entstanden Wohn- und Geschäftshäuser von hoher Qualität, die besonders beispielgebend für die Wiederaufbauarchitektur in Emden stehen. Die Stadtsparkasse sowie das sog. Otto-Huus, beide nach Entwürfen des Emder Architekturbüros Janssen & Latta erbaut, sowie das Geschäftshaus Am Delft 1 und das Hotel Delfthalle, die nach Entwürfen des Emder Architekten Herbert Schrom entstanden, bilden auf der Westseite des Ratsdelftes mit dem Wechsel von Giebel- und Traufstellung eine stadtbildprägende Gebäudezeile, die zudem die einmündende Große Straße einfasst. Nachdem die Planung eines Rathausneubaus auf dem nördlichen Teil des Stadtgartens aufgegeben worden war, entstand das viergeschossige, breit gelagerte Riekehaus mit Mittelrisalit als wirkungsvoller Abschluss des Stadtplatzes nach Norden. Die dreigeschossigen Wohn- und Geschäftshäuser an der Neutorstraße 4, 5 und 8 sowie die beiden Häuser an der Brückstraße 2 und 4 bilden den städtebaulichen Rahmen des Rathauses und unterstreichen durch den Maßstabssprung dessen dominante Wirkung. Der Rathausbau, der nach Entwürfen des Bremer Architekten Bernhard Wessel errichtet und am 6. September 1962 eingeweiht wurde, markiert den Abschluss des Wiederaufbaus am Stadtgarten/ Rathausplatz und ist seither an zentraler Stelle das stadtbildprägendste Gebäude der Gruppe. Anlässlich einer Ausstellungseröffnung 1959 betonte der niedersächsische Landeskonservator Dr. Oskar Karpa, „dass Emden von allen schwer zerstörten Städten die einzige Stadt sei, die sich ihre Eigenart in neuzeitlicher Form bewahrt habe.“ Die Gebäudegruppe am Stadtgarten/ Rathausplatz und an der Brückstraße östlich des Rathauses ist durch die Beibehaltung des historischen Stadtgrundrisses sowie durch die Neukonzeption der kriegszerstörten Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg von geschichtlicher Bedeutung im Rahmen der Stadt-, Siedlungs- und Stadtbaugeschichte. Durch den räumlichen und stilistischen Zusammenhang vermittelt die Gruppe anschaulich den einheitlich gestalteten Wiederaufbau in der Stadt Emden und ist mit den qualitätvollen und ausdrucksstarken Einzelbauten, denen ein hoher Zeugniswert für die besondere Ausprägung der regionalspezifischen Nachkriegsarchitektur zukommt, ein anschauliches Beispiel der Baugeschichte. Mit den Emder Architekten Diederich Janssen, Franz Latta, Herbert Schrom und dem Bremer Architekten Bernhard Wessels haben namhafte und bekannte Architekten am Wiederaufbau dieses Gebäudeensembles mitgewirkt. Insgesamt prägt die Gebäudegruppe mit dem Rathaus im Zentrum das Stadtbild von Emden und ist damit auch von städtebaulicher Bedeutung, so dass die Erhaltung der Gebäude als Gruppe baulicher Anlagen im öffentlichen Interesse liegt.
- GruppenMitglieder (ID | Typ | Adresse)
- 36371242 | Rathaus | Emden, Stadt - Emden - Emden - Brückstraße 1
36371270 | Wohn-/Geschäftshaus | Emden, Stadt - Emden - Emden - Neutorstraße 8
41948188 | Bank (Geldinstitut) | Emden, Stadt - Emden - Emden - Am Delft 2/3
41948234 | Wohn-/Geschäftshaus | Emden, Stadt - Emden - Emden - Brückstraße 2
41948244 | Wohn-/Geschäftshaus | Emden, Stadt - Emden - Emden - Brückstraße 4
41948274 | Wohn-/Geschäftshaus | Emden, Stadt - Emden - Emden - Große Straße 1
41948284 | Hotel | Emden, Stadt - Emden - Emden - Große Straße 2/4
41948407 | Wohn-/Geschäftshaus | Emden, Stadt - Emden - Emden - Neutorstraße 4
41948420 | Hotel | Emden, Stadt - Emden - Emden - Neutorstraße 5
41948430 | Geschäftshaus | Emden, Stadt - Emden - Emden - Stadtgarten 5-11, Neutorstraße 15-19
52498239 | Geschäftshaus | Emden, Stadt - Emden - Emden - Am Delft 1
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
- ADABweb

Stadtgarten mit Riekehaus (2022)

Blick aus der Brückstraße auf die Ostfassade des Rathauses (2022)

Rathaus und angrenzende Gebäude an der Neutorstraße (2022)

Gebäudezeile auf der Westseite des Ratsdelftes (2022)