Stiftskirche Obernkirchen (ehem. St. Maria)
- Landkreis
- Schaumburg
- Gemeinde
- Obernkirchen, Stadt
- Gemarkung
- Obernkirchen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Obernkirchen
- Adresse
- Kirchplatz 16
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 1150
- bis
- 1355
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 36249659
- Objekt-Nr.
- 248
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Frauenkloester
- Beschreibung
- Dreischiffige Hallenkirche von fünf Jochen mit Westquerriegel und eingezogenem gerade schließenden Chor, erbaut in Sandsteinquadern. Westbau deutlich schmaler als das Schiff, hochrechteckiger Block von vier Geschossen, im unteren Teil nur sparsam mit Rundbogenfenstern belichtet, auf der Westseite Rundbogenfenster mit Säulen, im letzten Geschoss gekuppelte Biforienfenster, als Abschluss zwei separate Pyramidendächer. Auf der Nordseite der Kirche zwischen Strebepfeilern fünf dreibahnige Spitzbogenfenster mit Maßwerkcouronnements und Dreiecksgiebel unter Quersatteldächern. Drei Spitzbogenportale, über dem rechten spitzbogige Nische mit Bauinschrift, das linke im zweiten Wandfeld von links am größten. Gliederung des Chors ähnlich der Nordseite, mit einem Maßwerkfenster auf jeder Seite. Südseite zum Stift vereinfacht, dort auf dem zweiten Querdach von Osten ein achteckiger Dachreiter, im Winkel zum Chor ein Wendeltreppenanbau. Innen Westbau im Erdgeschoss mit tonnengewölbten Kapellen seitlich eines quadratischen Mittelraums, dieser kreuzgratgewölbt auf Ecksäulen, zum Mittelschiff Rundbogen, darüber weiterer, heute vom Mittelschiff abgetrennter Raum. Schiff mit Kreuzrippengewölben auf Achteckpfeilern und in den Seitenschiffen z. T. figürlichen Konsolen. Im letzten Joch des nördlichen Seitenschiffs Sakristeieinbau mit 2x2 kreuzrippengewölbten Jochen, darüber Orgelempore. In den letzten zwei Jochen des südlichen Seitenschiffs Stiftsempore ("Damenprieche") über kreuzrippengewölbtem Erdgeschoss, nach Westen Trennwand als Rest eines früheren Südquerhauses (auf der südlichen Außenseite vom Kreuzgang aus Sockelprofil und Ansatz eines Kantenprofils sichtbar). Neben der Tür von der Stiftsempore zur Wendeltreppe Öffnung, ehemals mit Drehlade. In den Seitenwänden des Chors rund- und spitzbogige Nischen und in der Ostwand zwei Öffnungen. Von der mittelalterlichen Ausstattung das Hochaltarretabel, ein großer Flügelaltar vom Anfang des 16. Jhs., und auf der Empore ein weiterer kleiner Flügelaltar sowie mehrere Skulpturen des 12.-15. Jhs., spätgotische Möbel und ein Antependium des 15. Jhs. erhalten. Frühneuzeitlich u. a. die Kanzel (Mitte 17. Jh.), der Taufstein (Anf. 17. Jh.) sowie verschiedene Grabsteine und Epitaphien. Westbau und Reste des Südquerhauses 3. Viertel des 12. Jhs. (nach Brand des Vorgängers 1150). 1329 wahrscheinlich erneuter Brand, danach weitgehender Neubau (1330 Ablass), laut Inschrift am westlichen Nordportal 1355 vollendet. Wendeltreppe zur Stiftsempore nach 1492 angebaut. 1893 restauriert.
- Denkmalbegründung
- Die ehemals Maria geweihte Obernkirchener Stifts- und Stadtpfarrkirche ist durch zwei Hauptbauphasen gekennzeichnet, die in Teilen erhaltene Basilika der 2. Hälfte des 12. Jhs. und den weitgehenden Neubau als Hallenkirche 1329-1355. Für die Romanik lässt sich eine gewölbte Basilika mit Stützenwechsel, Querhaus und Westquerriegel mit Empore rekonstruieren, während die gotische Kirche eine Hallenkirche mit Empore im südlichen Seitenschiff ist. Beide Bauten sind für ihre jeweilige Epoche typisch und künstlerisch hochstehend. Von dem hohen Anspruch der steinmetztechnischen Ausführung zeugt insbesondere die Bauskulptur (Kapitelle, Konsolen und Maßwerk), was angesichts der damals dem Stift gehörenden Obernkirchener Steinbrüche mit ihrem internationalen Steinexport geradezu zu erwarten ist. Äußerst modern sind neben den Einzelformen der Bauskulptur auch typologische Eigenarten wie die Quergiebel nach westfälischem Vorbild und die Achteckpfeiler, die eigentlich für die Bettelordensarchitektur typisch waren, später aber weitaus größere Verbreitung fanden; aus beiden Details lässt sich auf weitreichende Kenntnisse der Bauhütte schließen. Schließlich ist der mit dem Neubau verbundene Umzug der Stiftsempore vom Westen in den Südosten der Kirche, also wesentlich näher an den Altar, für die Nutzung der Kirche aussagekräftig; entsprechend muss auch die Raumdisposition der südlich anschließenden Stiftsgebäude verändert worden sein (vgl. einen ähnlichen Umzug in Fischbeck). Ferner ist die Obernkirchener Stiftskirche schon durch ihre Größe und die Höhe der Türme der städtebauliche Mittelpunkt und das Wahrzeichen sowohl des Stifts als auch der Stadt. An der Erhaltung der Obernkirchener Stiftskirche besteht ein öffentliches Interesse.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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