Propsteikirche St. Vitus
- Landkreis
- Emsland
- Gemeinde
- Meppen, Stadt
- Gemarkung
- Meppen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Meppen
- Adresse
- Kuhstraße 15
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 1471
- bis
- 1945
- Personen
- Böhm, Dominikus
Hensen, Johann Bernhard
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 36197726
- Objekt-Nr.
- 57
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Johann-Bernhard-Hensen
- Der Kirchen- und Dombaumeister Johann Bernhard Hensen (1828-1870) Während Johann Bernhard Hensen im Oldenburger Münsterland bis Anfang der 1860 Jahre mehrere katholische Kirchenbauten baute und sich damit einen hervorragenden Ruf als Neugotiker erwarb, wurde er im Herzogtum Arenberg-Meppen aufgrund des dominierenden Einflusses von Josef Niehaus, der als herzoglicher Bauinspektor zahlreiche Gebäude im Stil des Klassizismus realisierte, zunächst nur vereinzelt beauftragt. Letztendlich setze sich Hensen mit seinem Entwurf gegenüber der Planung von Niehaus durch, den er im Dezember 1861 vorlegte, im Jahr 1864 weiter bearbeitete und ab 1869 ausführte.
- Beschreibung
- Katholische dreischiffige spätgotische Sandstein-Hallenkirche mit neugotischen Ergänzungen. Um 1471 unter Einbeziehung der Nordwand des östlichen Seitenschiffjoches oder Nordquerarmes des Vorgängerbaus aus dem 12. Jahrhundert errichtet. Die Seitenschiffe nach Westen giebelständig ausgerichtet, Seitenschiffe und Mittelschiff mit kupfergedeckten Satteldächern gedeckt. Der Chor mit 5/8-Schluss, datiert auf 1461. Im Westen Turm von 1869/70 auf quadratischem Grundriss im Stil der Neugotik durch Johann Bernhard Hensen ergänzt. Oktogonales Obergeschoss mit fialbekrönten Strebepfeilern, tierischen Wasserspeiern und kleinen bekrönenden Giebeln. Niedriger, gedrungener, kupfergedeckter Spitzhelm nach Kriegszerstörung des Vorgängers 1945 von Dominikus Böhm ergänzt. Der Turm von den beiden Seitenschiffen flankiert und in die nahezu quadratische Gesamtgrundfläche des Sakralbaus integriert. Die Seitenschiffe im Osten durch Hensen um ein Joch erweitert, gestalterisch nahezu identisch angeglichen. Die Fassaden abwechselnd mit hohen spitzbogigen dreigeteilten Maßwerkfenstern mit Fischblasenmaßwerk und gekehlten Laibungen sowie Strebepfeilern gegliedert. Im Norden erhaltenes spitzbogiges Portal mit schmuckvollem Gewände, in den Archivolten Klötzchenfriese und Ranken. Die rechteckige Rahmung des Portals aus der Fassade auskragend, mit Rundbogenfries und Kopfkonsolen geschmückt. Der Innenraum mit niedriger Raumhöhe geprägt durch kurze, kräftige Säulen, kreuzgratgewölbt, in den Seitenschiffen längsrechteckige, im Mittelschiff querrechteckige Joche. Neugotische Ausstattung, darunter der Hochaltar, 1895 durch Heinrich Seling errichtet, das Chorgestühl und die Kanzel. Zudem ältere Ausstattung erhalten, darunter ein klassizistischer Seitenaltar, eine Madonna aus dem 17. Jahrhundert, ein Vesperbild von 1685 sowie ein überlebensgroßer Schmerzensmann aus dem Jahr 1517 von Jöste Beldensnyder (wohl Jost von Vorden).
- Denkmalbegründung
- Der Ursprungsbau aus dem Mittelalter im Stil der Gotik errichtet, verweist in seiner Art und Ausführung auf die westfälischen Hallenkirchen. Insbesondere am Beispiel des erhaltenen Nordportals lassen sich hier die Hallenkirchen aus Billerbeck, Coesfeld und Vreden in ähnlicher Gestaltung als mögliche Vorbilder heranziehen. Die Kirche St. Vitus zeigt zudem eindrucksvoll, wie sich ein Sakralbau im Laufe der Geschichte an zeitgemäße Gegebenheiten anpasst: Hensen verknüpft neue, historistische Stilrichtungen mit dem Bestand und kopiert die mittelalterliche Gestaltung hierfür ausgezeichnet, weiterhin nach einer Kriegszerstörung im 2. Weltkrieg 1945, verändert der einflussreiche Architekt Dominikus Böhm die äußere Gestalt durch die Änderung des einst spitzen, hohen Turmhelmes noch einmal grundlegend. Die Einzigartigkeit dieses Zusammenspiels namhafter Architekten mit dem im Kern mittelalterlichen Bau wird bis heute wirkungsvoll vermittelt. Dass der nach außen hin prächtige Bau im Inneren ein eher gedrungenes Raumgefühl aufgrund der niedrigen lichten Höhe des Kirchenraumes vermittelt, scheint dabei eher zweitrangig. Vielmehr zeigt hier die erhaltene reiche Ausstattung aus dem 16., 17. und 19. Jahrhundert auch im Inneren die historische Vielfalt und Besonderheit, des mit dem Ehrentitel ‚Probsteikirche‘, für die besondere historische Bedeutung der Kirche, geschmückten Sakralbaus. An der Erhaltung der Kirche St. Vitus besteht wegen ihrer geschichtlichen Bedeutung aufgrund der Ortsgeschichte und den Entwicklungen der Kirchengemeinde sowie aufgrund des Zeugnis- und Schauwertes der im Kern mittelalterlichen repräsentativen Kirche sowie durch beispielhafte Ausprägung einer neugotischen Erweiterung/ Ergänzung des gotischen Kirchenbaus, als Werk des insbesondere lokal wirkenden und dort bekannten Dom- und Kirchenbaumeisters Johann Bernhard Hensen sowie aufgrund der Ergänzungsmaßnahmen am Turmdach durch Dominikus Böhm, wegen ihrer künstlerischen Bedeutung als Erlebniswert nicht alltäglicher Gestaltwerte wegen der architektonisch aufwändigen und vielseitigen Gestaltung, insbesondere der Westfassade mit dem durch die Seitenschiffgiebel flankierten Turm mit oktogonalem Obergeschoss und gedrungenem Turmdach sowie aufgrund der bedeutenden Innenraumgestaltung mit qualitätsvoller überlieferter Ausstattung seitdem 16. Jahrhundert und wegen ihrer städtebaulichen Bedeutung von prägendem Einfluss auf das Straßen-, Ortsbild und das räumliche Gefüge der Straße aufgrund der eindrucksvollen Westfassade, ein öffentliches Interesse.
- Literatur
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- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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