St. Matthäus
- Landkreis
- Wesermarsch
- Gemeinde
- Stadland
- Gemarkung
- Rodenkirchen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Rodenkirchen
- Adresse
- Schulstraße 5
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 1151
- bis
- 1500
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 36130392
- Objekt-Nr.
- 96
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Kreuzförmige geostete Saalkirche aus Sandsteinquadern (teils Backstein, vor allem die Giebel) mit Querhaus und rechteckigem Chor. Im Westen vorgesetzter, eingezogener Vorbau als Glockenträger mit Schallarkaden auf der Nord- und Südseite sowie Strebepfeiler auf der Westseite, unter Satteldach, das in der Höhe unter dem Schiffsdach bleibt (dort ein zusätzlicher Dachreiter). Am Langhaus auf jeder Seite drei Rundbogenfenster (auf der Südseite außerdem ein zugemauertes kleineres und niedriger sitzendes Rundbogenfenster zu sehen). Auf der Nordseite spitzbogiges Säulenportal mit getreppt abschließender Rahmung, auf der Südseite doppeltes spitzbogiges Säulenportal, im Tympanon Vierblatt, mit bekrönendem Wimperg. Querhaus mit einem nach Westen verschobenen rundbogigen Säulenportal in jeder Stirn, mit Blattkapitellen in Kelchblockform. Die Querhausgiebel in Backstein, der südliche mit Bogenstaffel, der nördliche mit Oculus über gerade schließender Blendarkade. In der Ostwand des Querhauses ehemals Seitenapsiden, die nördliche durch doppelten spitzen Blendbogen in Backstein ersetzt. Der Chor ehemals wesentlich kürzer (Baunaht) und wohl mit Apsis, jetzt in der Ostwand ein großes Spitzbogenfenster. Inneres flachgedeckt, der Triumphbogen eingezogen und spitzbogig. Im Querhaus umlaufend hohe Rundbogennischen (in der Ostwand ehemals Apsiden), darüber die Abdrücke einer Wölbung erkennbar; an den östlichen Vierungspfeilern Vorlagen mit Knospenkapitellen. Von der mittelalterlichen Ausstattung Apostelfiguren des späten 15. Jhs. an der Orgelempore von 1738 (der Prospekt 1758). Großes Altarretabel (1618-1629) und Kanzel (1631) von Ludwig Münstermann, aus seiner Werkstatt auch ein Epitaph (1637) und wohl die Umarbeitung des Taufsteins. Kirchengestühl von 1672. Die Baugeschichte trotz der Grabungen 1982-1983 noch nicht endgültig geklärt. Am ältesten wohl das Schiff als einfache, niedrigere Saalkirche aus der 2. Hälfte des 12. Jhs. Das Querhaus im 2. Viertel des 13. Jhs. hinzugefügt, zunächst wahrscheinlich noch ungewölbt. Gegen Ende des 13. Jhs. (um 1270/1280?) das Schiff erhöht und mit neuen Fenstern und Portalen versehen. Im späten 15. Jh. der Chor verlängert und die Ostteile neu oder erstmals gewölbt. Die heutige Balkendecke von 1773.
- Denkmalbegründung
- Die Kirche St. Matthäus ist die größte mittelalterliche Kirche des Stadlandes und für eine ländliche Pfarrkirche von ungewöhnlich großen Dimensionen und höchstem Anspruch. Sie wurde auf einer großen und hohen Wurt errichtet und hat schon dadurch eine städtebauliche Bedeutung mit das Orts- und Landschaftsbild prägendem Charakter. Für die Kirche fehlen historische Nachrichten aus der Frühzeit, dennoch zeichnet sich in Grundzügen eine Baugeschichte ab, die mit vier mittelalterlichen Bauphasen von der 2. Hälfte des 12. bis ins späte 15. Jh. reicht. Die Kirche wurde immer wieder erweitert und war zwischenzeitlich sogar gewölbt. Das Innere wird vor allem durch die Ausstattung der 1. Hälfte des 17. Jhs. geprägt, namentlich das Altarretabel und die Kanzel als Hauptwerke des Bremer und Hamburger Bildhauers und Bildschnitzers Ludwig Münstermann (um 1675-1637/1638), eines Hauptvertreters des Norddeutschen Manierismus. Die Kirche St. Matthäus hat außer der städtebaulichen eine geschichtliche und künstlerische Bedeutung. Die geschichtliche Bedeutung ergibt sich aus dem Zeugnis- und Schauwert für die Baugeschichte des 12.-15. Jhs. und durch die Ausstattung für die Kunstgeschichte des 15.-18. Jhs., aber auch aus der ortsgeschichtlichen Bedeutung als historischer Mittelpunkt des Ortes Rodenkirchen. Eine künstlerische Bedeutung kommt sowohl der Architektur, vor allem den Bauphasen des 12. und 13. Jhs. mit ihren qualitativ hochstehenden Einzelformen und dem großangelegten Entwurf, als auch der Innenausstattung zu (neben den Werken des 17. Jhs. sind hier noch die spätgotischen Apostelfiguren, wohl von einem Lettner, und der barocke Orgelprospekt zu nennen). Aus all diesen Gründen besteht an der Erhaltung der Kirche St. Matthäus ein öffentliches Interesse.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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