Jüdischer Friedhof Neuenhaus
- Landkreis
- Grafschaft Bentheim
- Samtgemeinde
- Neuenhaus [Sg]
- Gemeinde
- Neuenhaus, Stadt
- Gemarkung
- Neuenhaus
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Neuenhaus
- Adresse
- Wittenkamp
- Objekttyp
- Friedhof
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 36055448
- Objekt-Nr.
- 64
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Juedische-Friedhoefe
- Jüdische Topographie Der jüdische Friedhof in der Hiltener Mark wurde vermutlich im 17. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Niederlassung der ersten Schutzjuden angelegt. 1822 hatten die Vorsteher der israelitischen Gemeinden Neuenhaus, Uelsen und Veldhausen aus der Niedergrafschaft Bentheim ein Gesuch an die königliche Regierung Bentheim gerichtet, in dem sie um die Umzäunung ihres seit zwei „Saeculo“ zugewiesenen Begräbnisplatzes auf einer Sandstuwe zwischen Neuenhaus und Lage baten. Sie erhielten hierfür die Zustimmung, mussten allerdings jährlich 10 Stüber an die Dorfschaft Hilten entrichten. (Piechorowski 1982, S. 39/40) Der Friedhof, der ca. 2 km von Neuenhaus entfernt lag, nahe der Verbindungsstraße Neuenhaus – Lage, diente den Juden aus Neuenhaus, Uelsen, Veldhausen, Emlichheim und Lage (Wiarda 2003, S. 312; vgl. a. StA OS Rep. 450 Bent I Nr. 293b), als letzte Ruhestätte. Ab wann eine Belegung des Begräbnisplatzes erfolgte, ist nicht bekannt. Entsprechend der erhaltenen Inschriften werden zwischen 1764 und 1942 Beisetzungen stattgefunden haben. (vgl. Wiarda 2003b, S. 314-328) Der 3.231 qm große jüdische Friedhof in Neuenhaus (Diamant 1982, S. 88) liegt heute innerhalb eines Wohngebietes und wird von den Straßen „Wittenkamp“ im Norden, der Ludwig-Sager-Straße im Westen und Hohenhorst im Osten begrenzt. Das trapezförmige, mit Eichen bestandene Grundstück ist mit einem Maschendrahtzaun eingefriedet. Der Zugang zum Friedhofsgelände, das nach Norden hin abfällt, erfolgt von der Ludwig-Sager-Straße über eine Treppe und ein schmiedeeisernes, von Pfeilern eingefasstes Eingangstor. „Markiersteine“ dienen der Kennzeichnung einzelner Gräberfelder. Die Grabsteine sind in Reihen aufgestellt oder zu Gruppen zusammengefasst. Da Familien Begräbnisplätze erwerben konnten, wurden Angehörige oft in direkter Nachbarschaft bestattet. Erhalten haben sich 56 Grabsteine aus der Zeit zwischen 1764 und 1942. Ein Gedenkstein, der 1971 vom Grafschafter Heimatverein aufgestellt wurde, erinnert an den Heimatdichter Carl van der Linde (1861-1930). (vgl. Internetseite Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte) Von den 56 Grabsteinen haben 26 rein hebräische, 16 sowohl hebräische als auch deutsche und elf ausschließlich deutsche bzw. niederländische Inschriften. Bei drei Steinen sind die Inschriften nicht mehr lesbar. (vgl. Wiarda 2003a, S. 134) Literatur Diamant 1982 Diamant, Adolf: Jüdische Friedhöfe in Deutschland – eine Bestandsaufnahme. Frankfurt am Main 1982; zum jüdischen Friedhof: S. 88. Hager 2005 Hager, Uwe: Veldhausen / Neuenhaus. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, hg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel. Bd. 2. Göttingen 2005, S. 1511-1518; zum jüdischen Friedhof Neuenhaus: S. 1515/1517. Meyer 1982 Meyer, Karl-Heinz: Der jüdische Friedhof in Neuenhaus am Wittenkamp. In: Piechorowski, Arno (Hg.): Beiträge zur Geschichte der Juden in der Grafschaft Bentheim (Das Bentheimer Land; Bd. 101). Bad Bentheim 1982, S. 246-254. Piechorowski 1982 Piechorowski, Arno: Zur Geschichte der Juden in der Grafschaft Bentheim. In: Piechorowski, Arno (Hg.): Beiträge zur Geschichte der Juden in der Grafschaft Bentheim (Das Bentheimer Land; Bd. 101). Bad Bentheim 1982, S. 9-53; zum jüdischen Friedhof Neuenhaus: S. 39/40. Wiarda 2003a Wiarda, Diddo: Dokumentation der Grabinschriften der jüdischen Friedhöfe in der Grafschaft Bentheim – Einführung. In: Titz, Hubert (Red.): Auf Spuren jüdischen Lebens in der Grafschaft Bentheim. Dokumentation, hg. vom Landkreis Grafschaft Bentheim (Das Bentheimer Land; Bd. 163). Nordhorn 2. veränderte Auflage 2003, S. 131-134. Wiarda 2003b Wiarda, Diddo: Der jüdische Friedhof „Am Wittenkamp“ in Neuenhaus. Dokumentation der Grabinschriften. In: Titz, Hubert (Red.): Auf Spuren jüdischen Lebens in der Grafschaft Bentheim. Dokumentation, hg. vom Landkreis Grafschaft Bentheim (Das Bentheimer Land; Bd. 163). Nordhorn 2. veränderte Auflage 2003, S. 312-329.
- Beschreibung
- Jüdische Friedhofsanlage, auf einer Erhebung innerhalb eines Wohngebiets gelegen, mit altem Eichenbestand. Mit Maschendrahtzaun eingefriedet, altes Gittertor. 56 erhaltene Grabsteine aus der Zeit zwischen 1764 und 1942. Inschriften der Grabsteine sowohl zweisprachig als auch ausschließlich in Hebräisch oder in Deutsch bzw. Niederländisch.
- Denkmalbegründung
- Die Erhaltung des vermutlich im 17. Jahrhundert angelegten und 1822 erstmals erwähnten jüdischen Friedhofs Neuenhaus liegt aufgrund seiner historischen und wissenschaftlichen Bedeutung im öffentlichen Interesse: Als Begräbnisplatz der jüdischen Gemeinden Neuenhaus, Uelsen, Veldhausen, Emlichheim und Lage mit 56 erhaltenen Grabsteinen aus der Zeit zwischen 1764 und 1942 ist er sowohl ein aussagekräftiges Objekt der lokalen Geschichte als auch der Sozial-, Kultur- und Religionsgeschichte und der Geschichte der jüdischen Bestattungskultur. Als eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse für die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Niedersachsen besitzt der Friedhof einen hohen Dokumentations- und Erinnerungswert.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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