Freilichtbühne Stedingsehre
- Landkreis
- Oldenburg (Oldb)
- Gemeinde
- Ganderkesee
- Gemarkung
- Ganderkesee
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Bookholzberg
- Objekttyp
- Freilichtbühne
- Denkmalstatus
- Gruppe baulicher Anlagen (gemäß §3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 35950280
- Objekt-Nr.
- 13
- Fachbereich
- Baudenkmal Gruppe
- Beschreibung
- Freilichtbühne mit Kulissendorf und Wassergraben / Teich. Bestehend aus der Tribünenanlage in Form eines Kreissegments, dem Wassergraben vor der Bühne, darüber einer Zugbrücke und rechts einem Deich mit Überführung über den Graben, zwölf Kulissengebäuden sowie dahinter einer Werkstatt, rückwärtig rechts zwei Wohnhäusern und der Bahnstation und schließlich im vorderen Bereich dem Gästehaus. Erbaut 1934-1935 auf Veranlassung von Gauleiter Carl Röver und Alfred Rosenberg und nach deren Vorgaben durch den Filmarchitekten Walter Reimann für die Aufführung des Stücks "De Stedinge" von August Hinrichs. 1937 Weihe zur "Normarkfeierstätte" durch Joseph Goebbels. 1943 Kriegszerstörung der Kirche des Kulissendorfs. Das Gelände heute genutzt durch das Berufsförderungswerk Weser-Ems, daher in unmittelbarer Nachbarschaft eine Reihe von Neubauten entstanden.
- Denkmalbegründung
- Die Freilichtbühne Stedingsehre wurde 1934-1935 auf persönliche Initiative des Gauleiters Carl Röver, der frühzeitig Alfred Rosenberg für die Idee begeistert hatte, als Spielstätte zur Aufführung des niederdeutschen Mundartstückes "De Stedinge" von August Hinrichs erbaut. Das Stück thematisiert den Widerstand der Stedinger Bauern gegen den Bremer Erzbischof 1234, der in einer Niederlage der Bauern endete, und verkörpert exemplarisch Züge der NS-Ideologie: Insbesondere ist der Widerstand der Bauern bis zum Tod als Einstimmung auf den (Totalen) Krieg zu werten; aber auch die antiklerikale Tendenz des Stückes ist stark. Dass sich Röver und Rosenberg für das Stück begeistern konnten und eine Spielstätte zur ewigen Aufführung schaffen wollten, zeigt in charakteristischer Weise die Machtstrukturen im Dritten Reich und im Gau Weser-Ems genauso wie die kulturellen Vorlieben der führenden Vertreter der NSDAP; dadurch ergibt sich ein hoher landesgeschichtlicher, nationalgeschichtlicher und kulturgeschichtlicher Schau- und Zeugniswert der Freilichtbühne. Die ab 1937 modifizierte Nutzung für Massenkundgebungen der NSDAP - zuletzt war sogar ein Ausbau zum Schulungszentrum der Partei geplant - unterstreicht diese Bedeutungen noch weiter. Als Standort wählte man bewusst eine bereits ideologisch aufgeladene Stelle, an der seit den frühen 1920er Jahren ein monumentales Bismarckdenkmal geplant gewesen war. Die Freilichtbühne, insbesondere das Kulissendorf als Evozierung eines mittelalterlichen Stedinger Dorfes inklusive Kirche, wurde von dem Berliner Filmarchitekten Walter Reimann (1887-1936) entworfen, der in den 1920er Jahren die Kulissen berühmter Filme gestaltet hatte (u. a. "Das Kabinett des Dr. Caligari"). Die Freilichtbühne ist daher auch ein Werk eines bedeutenden Künstlers. Die Errichtung eines kompletten Dorfes für eine Freilichtbühne, mit der nicht zuletzt auch eine Fixierung des Spielplans in Kauf genommen wurde, ist einmalig und erinnert an Staffagedörfer in barocken Parkanlagen, deren Prototyp das Hameau de la Reine in Versailles ist. Es handelt sich daher bei der Freilichtbühne um ein künstlerisches Konzept von höchster Originalität, das nicht zuletzt durch seinen betont pittoresken, regional bodenständigen Charakter hervorsticht. Die Kombination verschiedener Bedeutungsebenen der Anlage, die trotz der präzisen Zweckbindung letztlich eine vielseitige Verwendung für Propagandazwecke ermöglichte, ist einmalig und geht über die Bedeutung reiner Thingstätten weit hinaus; dadurch kommt "Stedingsehre" nicht zuletzt auch eine erhebliche wissenschaftliche Bedeutung in der Erforschung der NS-Zeit zu. Schließlich ergibt die Zusammenstellung von Tribüne, Graben und Kulissengebäuden eine Gesamtwirkung von städtebaulichem Wert, die durch die Einbettung in die Landschaft - unter Ausnutzung der Lage an einem Geestrücken, der die Anlage der Tribüne ermöglichte und einen Aussichtspunkt mit weitem Blick über das Stedinger Land bot - auch einen landschaftsprägenden Charakter hat. Aus alldem ergibt sich für die Freilichtbühne Stedingsehre eine geschichtliche, künstlerische, wissenschaftliche und städtebauliche Bedeutung, daher liegt ihre Erhaltung im öffentlichen Interesse.
- GruppenMitglieder (ID | Typ | Adresse)
- 35957571 | Tribüne | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35957601 | Kulisse (Bau) | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35957705 | Kulisse (Bau) | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35957734 | Kulisse (Bau) | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35957761 | Kulisse (Bau) | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35957788 | Werkstatt | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35957817 | Kulisse (Bau) | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35957844 | Kulisse (Bau) | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35957875 | Kulisse (Bau) | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35957904 | Kulisse (Bau) | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35957931 | Kulisse (Bau) | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35957958 | Kulisse (Bau) | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35957987 | Kulisse (Bau) | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35958016 | Kulisse (Bau) | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35958043 | Tunnel | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35958070 | Brücke (Bauwerk) | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35958097 | Gästehaus | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35958123 | Toilette | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35958150 | Wohnhaus | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
35958179 | Wohnhaus | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
49659162 | Wassergraben | Ganderkesee - Ganderkesee - Bookholzberg - Apfelallee 1
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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