Paulinerkirche
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Göttingen, Stadt
- Gemarkung
- Göttingen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Innenstadt
- Adresse
- Papendiek 14 A
- Objekttyp
- Klosterkirche
- Baujahr
- um 1294
- bis
- 1953
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 35873913
- Objekt-Nr.
- 547
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Themenlayer Bettelorden: Im Jahr 1294 gründete Herzog Albrecht II. das Dominikanerkloster St. Pauli in Göttingen, in geringer Entfernung zur Stadtkirche St. Johannis. Die Gründung verlief nicht ohne Streitigkeiten. So musste der Konvent 1304 sich gegenüber der Stadt verpflichten, sein Areal nicht weiter auszudehnen, die Konkurrenz zur älteren Niederlassung der Franziskaner wurde 1308 geregelt. Das Kloster besaß innerhalb des Dominikaner-Ordens überregionale Bedeutung: Hier wurden mehrfach die Provinzialkapitel der Ordensprovinz, eine Versammlung der führenden Geistlichen, abgehalten. 1529 schloss sich die Stadt Göttingen der Reformation an. Die erste reformatorische Predigt wurde im Kloster St. Pauli gehalten. Bis 1532 wurden die Mönche aus ihrem Kloster bzw. der Stadt vertrieben und die Gebäude als Schule genutzt. Im Dreißigjährigen Krieg besetzten Soldaten der katholischen Liga die Stadt, den Dominikanern wurde die Rückkehr in ihr Kloster erlaubt (1629). Doch schon 1632 mussten die Mönche Göttingen endgültig verlassen. Nach Gründung der Universität (1737) wurde die schon rund zwei Jahrhunderte säkularisierte Klosterliegenschaft zum Kollegiengebäude und die Kirche zunächst zur Universitätskirche umgebaut, in der wichtige Festakte stattfanden, beispielsweise 1747 anlässlich des Besuchs von König Georg II. Ab 1808 erfolgte ein zweigeschossiger Umbau zur erweiterten Universitätsbibliothek; diese Funktion ist nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkriegs vereinfacht wiederaufgebaut worden. Heute dient die Paulinerkirche als Teil des „Historischen Gebäudes“ der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und im Obergeschoss zudem für repräsentative Veranstaltungen. Das Dominikanerkloster in Göttingen ist damit – wie das in Braunschweig – ein gutes Beispiel für die veränderte Nutzung der ehemaligen Klostergebäude nach Auflösung der Konvente: Die langen und hohen Kirchenräume mit ihrer Lage in der Stadt eigneten sich gut für eine anderweitige Nutzung, für die große und hohe Räume erforderlich waren. Anderernorts wurde vergleichbare Kirchengbäude im Inneren massiv umgestaltet oder sogar abgerissen.
- Beschreibung
- Paulinerkirche, jetzt Universitätsbibliothek. Dreischiffige, fünfjochige Staffelhalle mit vierjochigem Langchor und 5/8-Schluss aus Kalkbruchstein mit Sandsteingliederungen. Die auffällig schräggestellte Westfassade an der Straße Papendiek ist am Verlauf der ehemaligen Stadtmauer ausgerichtet; sie zeigt unterm großen Maßwekfenster ein ägyptisierendes Portal des frühen 19. Jahrhunderts. Das Barockportal an der Nordseite (Lichtenberghof) ist verwittert. Das Innere wird geprägt von der im frühen 19. Jahrhundert eingezogenen Geschossdecke zur Bibliotheksumnutzung mit veränderten Raumproportionen und neuen Untergeschossfenstern. Das hohe Obergeschoss lässt den ehemaligen Kirchenraum erkennen, mit Achteckpfeilern und Kurzdiensten, im Chor abkragenden Diensten und einer einheitlich durchlaufenden Kreuzrippenwölbung.
- Denkmalbegründung
- Die Paulinerkirche als ehemalige Dominikanerkirche geht auf eine Klostergründung von 1294 zurück; die Weihe erfolgte 1331. Nach der Säkularisierung von 1531 kam es zunächst zur Nutzung als Zeughaus, bevor das Paulinerkloster ab 1586 vom wenige Jahre zuvor gegründeten Pädagogium benutzt wurde. Nach Gründung der neuen Universität war der Bau 1737-1803 Universitätskirche und Schauplatz wichtiger Feierlichkeiten. Prägend wurde 1808-12 der Umbau zur Universitätsbibliothek nach Plänen von 1803 des jungen Architekten Friedrich Weinbrenner, ausgeführt vom nachmaligen Universitätsarchitekten Justus Heinrich Müller. Schon zuvor war im 18. Jahrhundert das nördlich benachbarte Paulinerkloster durch die Vierfügelanlage des Kollegiengebäudes ersetzt worden. Der Weinbrenner/Müller-Umbau war prägend mit einer eingeschobenen Zwischendecke, sowie im oberen Saal mit einer neugotischen Galerie, hohen Bücherschränken und einem Skulpturenprogramm versehen worden. Im 19. Jahrhundert wurde dieser Bibliotheksbau berühmt wegen seiner umfassenden und öffentlich zugänglichen Bücherschätze, den u.a. die Gebrüder Grimm und Goethe aufsuchten. Der monumentale und stadtbildprägende Kirchenbau ist nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg 1952-53 im Äußeren wiederhergestellt und im Innern vereinfacht wieder in seiner zweigeschossigen Bibliotheksnutzung ausgestattet worden. – Die Erhaltung der Paulinerkirche liegt wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Bedeutung im öffentlichen Interesse. Die geschichtliche Bedeutung besteht in der ortsgeschichtlichen Bedeutung aufgrund des Zeugnis- und Schauwertes für die Baugeschichte des 14. Jahrhunderts, des frühen 19. Jahrhunderts sowie der Wiederaufbauzeit nach dem Zweiten Weltkrieg, auch durch die beispielhafte Ausprägung einer gotischen Bettelordenskirche und die beispielhafte frühe Umnutzung einer Kirche zu einer Bibliothek. Die künstlerische Bedeutung liegt in den überregional nicht alltäglichen künstlerischen Gestaltwerten des Kirchen- bzw. Bibliotheksbaus. Schließlich ist der Bau städtebaulich bedeutend wegen des prägenden Einflusses auf die umgebenden Straßen- und Platzbilder sowie als wichtiges Element im räumlichen Gefüge des Göttinger Altstadtensembles von hohem Identifikationswert.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 42026123 | | Baukulturensemble Innenstadt Göttingen
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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