Villa Pilzecker (I)
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Göttingen, Stadt
- Gemarkung
- Göttingen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Göttingen
- Adresse
- Hanssenstraße 10
- Objekttyp
- Villa
- Baujahr
- 1890
- bis
- um 1901
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 35867055
- Objekt-Nr.
- 243
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Villa Pilzecker, erbaut 1890 für den Mediziner und Psychologen Alfons Pilzecker nach Entwurf des Göttinger Architekten Georg Rott, danach Wohnsitz bedeutender Universitätsprofessoren. Zweigeschossiges repräsentatives Wohngebäude im Neorenaissancestil mit zwei Hauptgeschossen, Sockelgeschoss und ausgebautem Dachgeschoss, reich gegliederten Natursteinfassaden, Schmuckgiebeln, schiefergedeckten Dächern und einem Eckerker mit einem bekrönenden, überaus reich verzierten Belvedere-Ecktürmchen. Terrasse und Balkon an der gartenseitigen Ostfassade sind um 1901 nach Plänen ebenfalls von Georg Rott und stilangepasst um eine zweigeschossige, hölzerne Veranda erweitert worden. Sämtliche Dachgauben und Fenster sind aus der Erbauungszeit erhalten. Auch im Innern sind die Originalgrundrisse sowie ein ungewöhnlich umfangreicher Bestand an originaler wandfester Ausstattung erhalten, so zum Beispiel Schmuckböden, hölzerne Schmuckdecken, Kaminöfen, farblich gefasste Türen mit Rahmungen und Beschlägen, Zierfensterverglasungen, Treppen mit Ziergeländern, Linkrusta-Tapeten im Treppenhaus, Speisenaufzug, Heizkörperverkleidungen usw. - Der Vorgarten ist von einem wohl ebenfalls noch bauzeitlichen schmiedeeisernen Ziergitter um 1890 mit Sandstein-Sockel, Pfeilern und Torflügeln eingefriedet.
- Denkmalbegründung
- Die Erhaltung der Göttinger Villa Pilzecker, Hanssenstraße 10, liegt wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, wissenschaftlichen und städtebaulichen Bedeutung in öffentlichem Interesse. Die repräsentative Villa im unteren Ostviertel wurde 1890 nach Plänen des bekannten Göttinger Immobilienunternehmers und Architekten Georg Rott für Dr. Alfons Pilzecker, einen Arzt und Pionier der experimentellen Psychologie, errichtet. Pilzecker ließ fast zeitgleich und vom selben Architekten auch die Nachbarvillen Hanssenstraße 6 und 8 errichten, die er vermietete; bei Nummer 6 war Architekt Rott Miteingentümer. Die Adressbücher überliefern für Hanssenstraße 10 als Bewohner zunächst nur Pilzecker und seinen Kutscher. Nach rund zehn Jahren und Pilzeckers Umzug nach Heidelberg entwickelte sich nach Auskunft der Adressbücher Nummer 10 zu einer typischen Ostviertel-Professorenvilla: Ab 1901 ist als Eigentümer und Bewohner der Mediziner Prof. Dr. Erwin v. Esmarch (Direktor des Universitätsinstituts für Hygiene) gemeldet, dessen Vater der berühmte Arzt Friedrich v. Esmarch (+ 1908) war, nach dessen Tod sich der vermögende Sohn zudem in unmittelbar nördlicher Nachbarschaft 1908-10 die Villa Am Goldgraben 14 erbauen ließ, in welche die Familie umzog. Ab 1911 war in der Hanssenstraße 10 der Agrarwissenschaftler Conrad v. Seelhorst Hausmieter, bevor ab 1914 bis um 2020 die Familie Stange Hauseigentümer wurde, zunächst die Familie des Theologen Prof. Dr. Carl Stange (1932-1937 und 1959 bis zum Tod auch Abt des Klosters Bursfelde), dann seine Tochter, die Biologin Prof. Dr. Luise Stange. Die schutzbegründende Bedeutung liegt in der ortsgeschichtlichen Bedeutung für Göttingen als Universitätsstadt, aufgrund des Zeugnis- und Schauwertes für die Kultur- und Geistesgeschichte der Göttinger Professorenvillen (und zugleich der Personengeschichte der Eigentümer bzw. Bewohner), die Bau- und Kunstgeschichte des Historismus im ausgehenden 19. Jahrhundert, durch beispielhafte Ausprägung einer repräsentativen Neorenaissance-Villa und als Werk des bekannten Architekten Georg Rott. Die künstlerische Bedeutung liegt in den überregional nicht alltäglichen künstlerischen und handwerklichen Gestaltwerten sowie der bedeutenden Innenraumgestaltung begründet. Wissenschaftliche Bedeutung besteht wegen des ungestörten Überlieferungswertes und des Beispielwertes. Zuletzt besteht städtebauliche Bedeutung wegen des prägenden Einflusses auf das Straßenbild der Hanssenstraße sowie als Element des räumlichen Gefüges der Villen-Gruppe.
- Weiterführende Links
- Denkmaltopographie Stadt Göttingen: Objekterwähnung
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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