Bahnhof Göttingen
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Göttingen, Stadt
- Gemarkung
- Göttingen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Göttingen
- Adresse
- Bahnhofsplatz 1
- Objekttyp
- Empfangsgebäude
- Baujahr
- 1853
- bis
- 1854
- Personen
- Funk, Adolph
Hase, Conrad Wilhelm
Rasch, Julius
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 35862566
- Objekt-Nr.
- 175
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Hannoversche-Schule
- Beschreibung
- Empfangsgebäude des Bahnhofs Göttingen; breitgelagerter Werksteinbau mit Sandsteinfassaden; erbaut im Kern 1853-54 mit folgender Umbau-, Wiederaufbau- und Erweiterungsgeschichte, deren Ergebnis ein einzigartiges Zeugnis des stilangepassten Weiterbauens ist, das bis die 1970er Jahre eine weitgehend symmetrisch gestaltete Gesamtanlage von rund 130 m Länge schuf. Baugeschichte und Beschreibung Empfangsgebäude des Bahnhofs Göttingen an der ehemaligen Hannöverschen Südbahn (Hannover-Kassel) mit feierlicher Eröffnung der Teilstrecke bis Göttingen und des dortigen Bahnhofs am 31. Juli 1854. Das Gebäude bestand ursprünglich aus einer symmetrischen, breit gelagerten, eingeschossigen Zweiflügelanlage mit zweieinhalbgeschossigem Mittelbau und zweigeschossigen Seitenpavillons. Vor dem Mittelbau lag eine breite Freitreppe als Erschließung. Der Bau mit Fassaden im hannoverschen Rundbogenstil entstand nach Entwurf der Eisenbahnarchitekten Adolf Funk, Conrad Wilhelm Hase und Julius Rasch in Seitenlage der rückwärtig auf der Westseite liegenden Gleise. Zur Stadt hin nach Osten war ein Schmuckvorplatz mit V-förmig abgehenden Zufahrtwegen angelegt. Zunehmender Verkehr führte in den 1880er Jahre zunächst zu einer Brücke über die Gleise und 1913-24 zu einer Höherlegung der gesamten Gleisanlage, auch um den von Bahnschranken behinderten Straßenverkehr durch seitliche Unterführungen (Groner Landstraße, Godehardstraße) zu leiten. Seither werden die Gleise von der Empfangshalle aus unterirdisch durch einen mittigen Fußgängertunnel erreicht. Mit diesem Umbau einher ging am Empfangsgebäude auf der Vorplatzseite anstelle der Freitreppe ein breiter Vorbau (mit nunmehr ebenerdigem Eingang) mit stilangepassten Rundbogenfassaden aus dem vorgegebenen gelblichen Sandsteinmaterial, welcher die Eingangshalle wesentlich vergrößerte. Die neue Fassadenmitte des Empfangsgebäudes wurde außerdem seitliche mit tempelartigen Fronten neu gerahmt. Gravierend waren die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg durch den Luftangriff auf Göttingen vom 07.04.1945, bei dem das Empfangsgebäude ausbrannte. Ab 1948 erfolgte der Wiederaufbau, bei dem der Mittelbau von 1853/54 in der Dachzone vereinfacht wiederaufgebaut wurde und zur Stadtseite anstatt des dominanten Zwerchhauses einen vereinheitlichenden Rundbogenfries vor dem Mezzaningeschoss bekam. Der historisierende Wiederaufbau der zerstörten Seitenflügel zog sich in mehreren Etappen bis Ende der 1950er hin, erfolgte wiederum mit Sandsteinfassaden, doch nun zweigeschossig mit Rechteckfenstern und verzichtete auf die Außenpavillons. Bemerkenswerterweise wurden die Seitenflügel, welche neben Gastronomie vor allem Räume der Bahnverwaltung enthielten, etwa 20 Jahre später in den 1970er-Jahren nochmals stilangepasst mit denselben aufwändig historisierenden Sandsteinfassaden verlängert, so dass schließlich eine weitgehend symmetrisch gestaltete Gesamtanlage des Empfangsgebäudes von rund 130 m Länge entstand. Das Innere des Empfangsgebäudes im älteren Mittelteil ist durch die beschriebenen mehrfachen Um- und Ausbauten sowie Nutzungsanpassungen stark überformt, zuletzt in den 1980er-Jahren durch die Anpassung an den ICE-Betrieb und 2006/07 durch den Einbau einer Ladenpassage im Fußgängertunnel. Einzige sichtbare Bauteile des 19. Jahrhunderts im Innern sind vier hohe gusseiserne Säulen in der Eingangshalle, welche die Ostfassade des Ursprungsbaus der 1850er-Jahre tragen und wohl von der Vorbau-Erweiterung und Bodenabsenkung der 1880er-Jahre stammen. Im sonstigen, modern angepassten Gebäudeinnern ist derzeit denkmalpflegerisch nur bemerkenswert die im Südflügel-Anbau der 1970er-Jahre erhaltene, original ausgestattete, zweigeschossige Bunkeranlage, von wo aus im Kriegsfall der regionale Bahnbetrieb gesteuert werden sollte.
- Denkmalbegründung
- Die Erhaltung des Empfangsgebäudes auf dem Bahnhof Göttingen liegt aus geschichtlichen und städtebaulichen Gründen im öffentlichen Interesse. Die schutzbegründenden Aspekte liegen in der Bedeutung für die Ortsgeschichte von Göttingen als wichtigstes Verkehrsgebäude und aufgrund des Zeugnis- und Schauwertes für die Baugeschichte (des hannoverschen Rundbogenstils Mitte des 19. Jahrhunderts und des stilangepassten Weiterbauens mit ungewöhnlich lange anhaltender Tradition bis in die 1970er Jahre) sowie im Kern als Werk der überregional bekannten Architekten Adolph Funk, Conrad Wilhelm Hase und Julius Rasch. Darüberhinaus ist das Gebäude zeugnishaft für die Wirtschafts- und Technikgeschichte (Verkehrsgeschichte) des 19. und 20. Jahrhunderts, was ergänzt wird durch die als beispielhafte Ausprägungen des Bautypus‘ Großstadt-Empfangsgebäude. Schließlich liegt auch eine städtebauliche Bedeutung des Empfangsgebäudes vor, wegen seines prägenden Einflusses auf das Ortsbild Göttingens sowie das Straßenbild von Berliner Straße, Bahnhofsplatz und Heinrich-von-Stephan-Straße.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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