Grätzelhaus
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Göttingen, Stadt
- Gemarkung
- Göttingen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Göttingen
- Adresse
- Goethe-Allee 8
- Objekttyp
- Wohnhaus
- Baujahr
- 1739
- bis
- um 1750
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 35861565
- Objekt-Nr.
- 233
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Auf dem Grundstück zwischen Leinekanal und Goethe-Allee gelegener dreigeschossiger traufständiger, verputzter Fachwerkbau unter ausgebautem Mansarddach. Die 16-achsige Hauptfassade ist symmetrisch gegliedert, die mittleren vier Achsen sind durch stärkeren Putzauftrag risalitartig betont und durch ein eingeschossiges Zwerchhaus mit Dreiecksgiebel erhöht. Lebensgroße Sandsteinfiguren flankieren den Giebel, sie stellen Minerva und Merkur dar. Zwei aufgeputzte Kolossalpilaster rahmen den mittigen Haupteingang im Erdgeschoss, der als Sandsteinportal mit reichem plastischem Schmuck ausgeführt ist. Hier tragen schräggestellte Doppelsäulen ein vasenbekröntes Gebälk, das eine Supraporte mit figürlichem und floralem Reliefschmuck rahmt. Das ursprünglich in der Art der Obergeschosse befensterte Erdgeschoss zeugt von mehreren Umnutzungen und Umbauten als Geschäftsraum und Gastronomie. Auf der Rückseite sind die mittleren 12 Achsen zurückversetzt, wodurch das räumliche Volumen des Gebäudes beträchtlich geringer ist, als von der Straßenansicht aus erwartet. Hinzu kommt der ungewöhnliche Anblick von teilweise offenen, teilweise verglasten Laufgängen, die von flachen Korbbögen überfangen und mit kleinteiligen Holzbalustraden gesichert sind. Im Inneren befindet sich eine bauzeitliche Haupttreppe aus Eichenholz; neben der in den oberen Geschossen noch ablesbaren ursprünglichen Raumstruktur sind barocke Kamine, Türen und Fenster erhalten, darüber hinaus Stuckdecken aus verschiedenen Zeiten. Erbaut 1739 bis etwa 1750 vom Göttinger Tuchhersteller Johann Heinrich Grätzel (1691-1770), seit dem 19. Jh. unter verschiedenen Eigentümern für verschiedene Nutzungen teilweise erweitert und umgebaut. 1997-1999 gründlich saniert und u. a. als Wohnhaus und Gastronomie genutzt.
- Denkmalbegründung
- Als der in Dresden geborene Unternehmer Johann Heinrich Grätzel (1691-1770) 1739 mit dem Bau seines Hauses begann, besaß er bereits mehrere Produktionsstätten für Tuch in der Stadt und war einer der wohlhabendsten Bürger. Die Gründung der Universität 1734 und den damit verbundenen Ausbau des Viertels um das ehemalige Dominikanerkonvent und der westlich bis zum Wall reichenden Masch nutzte Grätzel, um steuerbegünstigt direkt neben den neuen Akademiebauten ein Wohnhaus für sich selbst zu errichten. Das heute immer noch weitgehend wahrnehmbare historische Gefüge mit platzartiger Anordnung und Allee am Leinekanal ist aus der städtebaulichen Keimzelle der Georgia Augusta hervorgegangen. Das Grätzelhaus selbst sollte mit seiner an Adelspaläste angelehnten Architektur die gesellschaftliche Stellung des Tuchfabrikanten, Freimaurers und Mitglieds der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina vermitteln. Selbst seine 1737 erworbene Fossiliensammlung, vermutlich das erste Museum der Stadt begründend, ist ikonografisch im Portal dargestellt. Die bau- und kunstgeschichtliche Bedeutung des Gebäudes, sein Zeugnis- und Schauwert für die städtische Wirtschaftsgeschichte sowie die ersten Jahre des Bestehens der Göttinger Universität begründen das öffentliche Interesse an der Erhaltung des Grätzelhauses als Baudenkmal.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 42026123 | Altstadt (Baukomplex) | Baukulturensemble Innenstadt Göttingen
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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