Deutsches Theater

Giebeldreieck mit allegorischem Figurenschmuck (2021)

Innenansicht des Zuschauerraums (2022)

Glasfoyer, Inneres (2021)

Glasfoyer, Inneres (2021)

Glasfoyer von Süden (2024)

Bühnenhaus (Schnürboden), Ansicht von Südosten (2020)

Ansicht von Südwesten (Deutsche Bauzeitung, Jg. 1891, S. 365) (1891)

Ansicht von Nordosten (2020)

Ansicht von Südwesten (2020)

Giebelfigur auf der Südfassade (2020)

Figurennische in der Südfassade (2020)

Ansicht von Nordwesten (1979)

Ansicht von Südwesten vor dem Glasfoyer-Anbau (1979)

Hauptfassade vor den Brandi-Anbauten (1979)

Ansicht von Süden (2008)
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Göttingen, Stadt
- Gemarkung
- Göttingen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Göttingen
- Adresse
- Theaterplatz 11
- Objekttyp
- Theater (Bauwerk)
- Baujahr
- 1889
- bis
- 1984
- Personen
- Schnitger, Gerhard
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 35859417
- Objekt-Nr.
- 795
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Der 1889 begonnene und 1890 fertiggestellte historische Kern des Theaterbaus weist einen langgestreckten, zweieinhalbgeschossigen Baukörper in Fassadenformen der italienischen Renaissance auf. Das mehrschalige Mauerwerk zeigt außen Tuffsteinquadermauerwerk mit Gliederungen in Sandstein. In der nach Süden zum Theaterplatz ausgerichteten Schaufassade tritt ein dreiachsiger, aufwändig gegliederter Mittelrisalit vor, in dessen Hochparterre die drei Rundbodenportale des ehemaligen Haupteingangs über eine vorgelagerte breite Freitreppe erschlossen werden. Darüber erhebt sich im Hauptgeschoss ein monumentaler Portikus mit vier freistehenden, korinthischen Säulen und dazwischen den hohen Fenstern des alten Foyers. Den oberen Portikus-Abschluss bildet ein klassisches Giebeldreieck; dessen Tympanon-Relief zeigt den wichtigsten figürlichen Schmuck am Außenbau und verkörpert mit mythologischen Figuren die verschiedenen Gattungen des Theaters und der Sagenwelt (von links nach rechts: Pan, Melpomene, Terpsichore, Perseus und Leda). Darüber auf dem Giebelfirst sitzt grüßend die geflügelte Muse Thalia als Beschützerin der Theaterspielstätten. Seitlich des Mittelrisalits tritt die Schaufassade zurück und zeigt anstelle des Hauptgeschossfensters je eine gerahmte Figurennische mit einer steinernen, lebensgroßen Frauengestalt in antiker Gewandung. Die langen Seitenfronten des Theaters sind weniger aufwändig gegliedert und weisen in den vor- und zurückspringenden Wandfeldern gerahmte Rund- und Rechteckfenster sowie die Nebeneingänge für Zuschauer und Theaterleute auf. Den oberen Abschluss des Gebäudes über einem klassisch ausgeformten Kranzgesims bildet ein flaches Walmdach mit Blechdeckung, aus dem sich im hinteren Teil (über der Bühne) der für Theaterbauten typische Turm des Schnürbodens erhebt, dessen Satteldach vereinfacht das wiederholte Motiv des Portikusgiebels zeigt. Das Prunkstück im Inneren des Altbaus ist der Zuschauerraum mit zwei Rängen auf grazilen gusseisernen Säulen und einer radial kassettierten Decke. Im übrigen Altbau sind die alten Grundrissstrukturen weitgehend erhalten Das repräsentativ platzierte und gestaltete Stadttheater wurde am Rand der Innenstadt erbaut und war nach einem Brand des Vorgängertheaters am Wilhelmsplatz in der Altstadt notwendig geworden. Der Baugrund des neu ausgewählten Standorts bestand aus dem zugeschütteten ehemaligen Festungsgraben, sodass zur Sicherung des Neubaus eine aufwändige Fundamentierung mit Pfeilern und Grundbögen erforderlich wurde. Der Planungs- und Bauauftrag des Magistrats zum Theater-Neubau ging an den Unternehmer-Architekten Gerhard Schnitger aus Oldenburg/Berlin, der sich zuvor durch Neubauten des Großherzoglichen Residenztheaters Oldenburg (1879-81), des Stadttheaters Groningen (1883) und des Walhalla-Theaters Berlin (Charlottenstraße, 1887-88) einen Namen gemacht hatte. Ausführender Projektleiter war Architekt Ludwig Niehrenheim aus Göttingen. Der häufig geäußerte Hinweis, dass Schnitger für Göttingen lediglich eine sparsamere Kopie seines Oldenburger Theaters entwarf, überzeugt kaum: In Göttingen orientierten sich der Baukörper und die Gestaltung der Schaufassade in den Formen der italienischen Renaissance an klassischen Vorbildern, letztlich palladianischen Villen, deren Architektur vom preußischen Architekten Knobelsdorff beim 1743 eingeweihten Berliner Opernhaus (Unter den Linden) auf den Theaterbau übertragen worden war. Die Kosten des Theaterbaus (einschließlich Kanalisierung und Platzgestaltung) betrugen 372.320 Mark, wovon etwa die Hälfte in Höhe von 176.620 Mark aus städtischen Mitteln und rund 65.000 Mark aus der Bevölkerung bestritten wurden. Die restlichen 130.000 Mark steuerte die preußische Regierung bei, wofür sich Reichskanzler Bismarck als ehemaliger Göttinger Student stark gemacht machte. Funktionelle und räumliche Erfordernisse führten mehrfach zu Anbauten. So wurde 1904 der nördlichen Magazinanbau vergrößert und 1927 ein östlicher Anbau für Verwaltungsräume (beides in angepassten Fassadenformen) angefügt. 1936 wurde das Foyer vereinfachend umgestaltet, 1937 entstand seitlich auf dem benachbarten Schulhofgrundstück ein räumlich entlastendes Werkstattgebäude. Die Eingangshalle, das Foyer, die Umgänge und Treppenhäuser zeigen nach einer Mitte des 20. Jahrhunderts erfolgten Entstuckung wenige Reste von wandfester Ausstattung der Schnitger-Zeit und präsentieren sich seitdem mit schlichten Oberflächen. Besonders prägend gestaltete sich die 1981-84 von der Stadt finanzierte, durchgreifende Gesamtmodernisierung nach Plänen des Göttinger Architekturbüros Brandi + Partner (Jochen Brandi, Projektleiter Armin Sgodda). Dabei entstanden Funktions-Anbauten im Westen und Norden sowie für die neue Publikums-Erschließung ein gestalterisch selbstbewusst neben die Hauptfassade gesetztes Glasfoyer-Gebäude, das in Umriss und Proportion den Schnitger-Portikus der Hauptfassade zitiert. Das Glasfoyer ist seit 1984 der ganztägig geöffnete neue Haupteingang, der durch seine Transparenz einladend wirkt und das Publikum zu ebener Erde empfängt – ganz anders also in der Anmutung als der stattliche alte Haupteingang im Hochparterre, den man über zehn Stufen einer Freitreppe erklimmen musste. Die gerasterten Fassaden des Glasfoyer-Neubaus zeigen die tragende Stahlglaskonstruktion, die in der Art eines Gewächshauses viel Licht hereinlässt und großzügige Ausblicke bietet. Im Innern ist das Glasfoyer mit Theaterkasse (später erneuert), Gastronomie und Wandelgang zweigeschossig und ermöglicht über Treppen und einen Aufzug die nötige Vertikalverbindung nach nebenan zum Altbau mit dem alten Foyer und dem höher liegenden Zuschauerraum. Die Natursteinfassade des Altbaus ist vom Innern des Glasfoyer-Anbaus direkt erlebbar. Ein gewollter Blickfang ist das sichtbar inszenierte Dachtragwerk des Glasfoyers, das aus grün gestrichenen Strahlrohrbündeln („Bäumen“) gebildet wird, die sich oben baumkronenartig verzweigen. Den Haupteingang des Glasfoyers bildet eine zweiflügelige, gläserne „Kunst-Tür“ des Künstlers Bořek Šípek. Gestaltung und Konstruktion des Glasfoyers sind in den 1980er Jahren mehrfach in der Fachpresse gewürdigt worden. Die Einweihung des neuen „Stadt-Theater Göttingen“ erfolgte unter dem ersten Theaterpächter und Direktor Norbert Berstl am 30.09.1890 mit einer Aufführung von Schillers „Wilhelm Tell“. Der ursprüngliche Dreispartenbetrieb endete 1950 unter dem berühmten Nachkriegszeit-Intendanten Heinz Hilpert, womit die Konzentration auf das Schauspiel begann, was baulich zwischen Bühne und Zuschauerraum zur Schließung des ursprünglich vorhandenen Orchestergrabens führte. Unter Hilpert wurde das ab 1950 programmatisch umbenannte „Deutsche Theater“ zu einem der führenden Theater der jungen Bundesrepublik.
- Denkmalbegründung
- Die Erhaltung des Deutschen Theaters in Göttingen liegt aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen im öffentlichen Interesse. Das 1890 eingeweihte neue Stadttheater entfaltet seine hauptsächliche städtebauliche Ausrichtung und Wirkung nach Süden auf den Theaterplatz. Dieser in den 1880er Jahren angelegten neue Stadtplatz (seit 1888 Theaterplatz, zuvor Standort des Pulvermagazins) war 1882 durch einen Wall- und Straßendurchbruch (später Theaterstraße) mit der Innenstadt verbunden worden. Bereits 1881-84 entstand an der Nordseite des neuen Platzes das Königliche Gymnasium (heute Max-Planck-Gymnasium, Theaterplatz 10). Das Theater setzte man genau zwischen diesen Schulbau und den Stadtwall, der hier nach Norden hin wieder anhob, was zur Bezeichnung „Theater am Wall“ führte. Der Theaterbau übt einen prägenden Einfluss für das Ortsbild sowie das Straßen-/Platzbild des Theaterplatzes und die Wallpromenade aus. Neben der städtebaulichen liegt ebenso eine geschichtliche Bedeutung vor, wegen des Zeugnis- und Schauwertes für die Göttinger Orts-, Siedlungs- und Stadtbaugeschichte, ebenso eine bau- und kunstgeschichtliche Bedeutung als typischer Theaterbau des ausgehenden 19. Jahrhunderts und als Werk des überregional tätigen und bekannten Unternehmer-Architekten Gerhard Schnitger. Die südliche Schaufassade orientierte sich an Formen der italienischen Renaissance und klassischen Vorbildern wie palladianischen Villen, deren Architektur vom preußischen Architekten Knobelsdorff beim 1743 eingeweihten Berliner Opernhaus (Unter den Linden) auf den Theaterbau übertragen worden war. Die künstlerische Bedeutung beruht auf den überregional qualitätvollen künstlerischen und handwerklichen Gestaltwerten der Fassaden sowie der bedeutenden Innenraumgestaltung des Zuschauerraums und des Glasfoyers. - Einen eigenständigen Zusatz-Denkmalwert entfaltet das 1981-84 im Rahmen einer Gesamterweiterung an der Südwestseite des Altbaus hinzugefügte Glasfoyer, das nach Plänen des Göttinger Architekten Jochen Brandi entstand. Auch dessen Erhaltung liegt aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen im öffentlichen Interesse.
- Literatur
- Weiterführende Links
- Denkmaltopographie Stadt Göttingen: Objektbeschreibung
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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Giebeldreieck mit allegorischem Figurenschmuck (2021)

Innenansicht des Zuschauerraums (2022)

Glasfoyer, Inneres (2021)

Glasfoyer, Inneres (2021)

Glasfoyer von Süden (2024)

Bühnenhaus (Schnürboden), Ansicht von Südosten (2020)

Ansicht von Südwesten (Deutsche Bauzeitung, Jg. 1891, S. 365) (1891)

Ansicht von Nordosten (2020)

Ansicht von Südwesten (2020)

Giebelfigur auf der Südfassade (2020)

Figurennische in der Südfassade (2020)

Ansicht von Nordwesten (1979)

Ansicht von Südwesten vor dem Glasfoyer-Anbau (1979)

Hauptfassade vor den Brandi-Anbauten (1979)

Ansicht von Süden (2008)