St. Jacobikirche
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Göttingen, Stadt
- Gemarkung
- Göttingen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Göttingen
- Adresse
- Jacobikirchhof 4
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- um 1350
- Personen
- Grisebach, Hans
Rutenstein, Hans
Hase, Conrad Wilhelm
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 35858401
- Objekt-Nr.
- 462
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Die evangelisch-lutherische St. Jacobikirche befindet sich stadtbildprägend an der alten Hauptstraße, der Weender Straße, an einer nördlichen Platzaufweitung, die den Jacobikirchhof als ehemaligen Gemeindefriedhof markiert. Der Kirchenbau ist eine aus Kalkbruchstein und Rotsandsteinquadern errichtete dreischiffige, fünfjochige Halle mit zweijochigem 5/8-Chor. Südlich ist dem Chor eine zweijochige Kapelle vorgelagert. Das Innere der Kirche ist eher schmucklos. Die Kreuzrippengewölbe sitzen in enger Jochteilung auf Achteckpfeilern ohne Dienste und Konsolen, der Westbau ist in drei hohen Spitzbögen zum Langhaus geöffnet. Am Außenbau schneiden in das mächtige Hauptdach jochweise Zwerchdächer ein, deren wimpergartige Giebel von Wasserspeiern und Fialen der Langhausstrebepfeiler gerahmt sind. In die Maßwerke der Fenster sind teilweise Köpfe integriert. Die Untergeschosse des nach Westen hoch aufragenden Westbaus mit weit vortretenden Strebepfeilern werden durch einen Giebel mit großer Maßwerkblende zusammengezogen; darüber steigt der durch Schrägflächen hinter Fialen ins Achteck geführte 74 m hohe Mittelturm auf, der den Bau und die Innenstadt beherrscht. Er wurde 1427-33 durch Hans Rutenstein aus Hildesheim erbaut mit gestalterisch engen Beziehungen zu den gleichzeitigen oder wenig späteren oberen Turmgeschossen von St. Andreas in Braunschweig. Bemerkenswert sind am Turm das sehr lebhaft gezeichnete Maßwerk und der dekorative Reichtum an Fensterbögen und Gesimsen. Die Turmbekrönung mit Fachwerkaufsatz und kuppelförmiger Abschluss mit Laterne entstand erst 1555 nach einem Brand. Vor dem Westportal steht eine offene, übergiebelten Vorhalle, deren Kreuzrippengewölbe und Wimperg nach Plänen von Hans Grisebach 1880 (i), Inschrift am Schlusstein, erneuert wurde. Eine Restaurierung der Kirche leitete 1896–1901 Conrad Wilhelm Hase. Dabei wurden beispielsweise am Außenbau fast alle mittelalterlichen Wasserspeier ersetzt. Aus dieser Umbauphase stammen Teile der neugotischen Ausstattung sowie die 1900-01 von den Hannoveraner Firmen Henning & Andres und Lauterbach & Schröder geschaffenen historischen Glasmalereifenster im Chor und im südlichen Seitenschiff. Der Raumeindruck des Kircheninneren wird nach mehreren Modernisierungen im 19. und 20. Jahrhundert dominiert von einer starkfarbigen Fassung mit charakteristischen geometrischen Formen von 1999, die auf spätgotischen Farbbefunden der Zeit um 1470/80 beruht. Im Chor steht ein bedeutender, 1402 datierter und für die Kirche von anonymen Meistern geschaffener Schreinaltar. Die gemalten Außenflügel zeigen acht Szenen aus dem Leben des Heiligen Jakobus; in der ersten Wandlung werden Kindheit und Leidensgeschichte Jesu erzählt; die zweite Wandlung öffnet den Schrein mit vergoldeten, paarweise unter reichen gotischen Baldachinen stehenden sechzehn Apostel- und Heiligenfiguren. Die Mitte nehmen der thronende Christus und die gekrönte Maria ein. Darunter zieht sich über die ganze Breite ein Rankenwerk, das die Halbfiguren von Propheten und den Schmerzensmann umspielt.
- Denkmalbegründung
- Mit dem Bau der heutigen Göttinger Jacobikirche wurde kurz nach Mitte des 14. Jahrhunderts begonnen, nachdem der Landesherr 1350 die Erlaubnis zum Neubau gab, eine Inschrift von 1362 findet sich in der Vorhalle. Der 1402 datierte Altar im Chor gibt einen Hinweis auf die Fertigstellung des Langhauses, während der markante Westturm erst 1427-33 erbaut wurde, dessen oberer Abschluss von 1555 stammt. Die Jacobikirche ist eine der Hauptpfarrkirchen der Göttinger Innenstadt und ihr Turm mit seinen 74 Metern Höhe darin das höchste Gebäude. Die Erhaltung der Göttinger Jacobikirche liegt aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen im öffentlichen Interesse. Die geschichtliche Bedeutung im Rahmen der Stadtgeschichte besteht aufgrund des Zeugnis- und Schauwertes für die Bau- und Kunstgeschichte, auch durch beispielhafte Ausprägung des gotischen Baustils und des Gebäudetyps einer Stadtpfarrkirche. Die künstlerische Bedeutung besteht in den überregional nicht alltäglichen künstlerischen und handwerklichen Gestaltwerten. Schließlich wird die städtebauliche Bedeutung begründet durch den prägenden Einfluss auf die Stadtsilhouette, das Ortsbild sowie das Platz- und Straßenbild u.a. von Weender Straße, Jacobikirchhof und Jüdenstraße, auch als wahrzeichenhaftes Element innerhalb des Altstadt-Ensembles von hohem Identifikationswert.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 42026123 | | Baukulturensemble Innenstadt Göttingen
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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