Grabkapelle Edo Wiemken
- Landkreis
- Friesland
- Gemeinde
- Jever, Stadt
- Gemarkung
- Jever
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Jever
- Adresse
- Am Kirchplatz 29
- Objekttyp
- Kapelle (Bauwerk)
- Baujahr
- 1556
- bis
- 1964
- Personen
- Oesterlen, Dieter
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 35674801
- Objekt-Nr.
- 113
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Die Regentin des Jeverlandes, Fräulein Maria (1500-75), ließ 1556 für ihren Vater Edo-Wiemken d.J. (1454-1511) den Chorraum der Stadtkirche als Grabkapelle errichten: einen Saalbau über rechteckigem Grundriss mit polygonalem Abschluss im Osten. Während die Stadtkirche 1728 und 1959 abbrannte, blieb die Grabkapelle erhalten. Im Zuge des Wiederaufbaus der Kirche 1962-64 nach Plänen von Dieter Oesterlen wurde das Äußere der Kapelle durch eine Ziegelummantelung umgestaltet. Ein gläserner Zwischenbau verbindet Kapelle und Kirchenneubau, hier die Sandsteinportale der barocken Kirche von 1730 eingebaut. Ebenfalls aus Sandstein ist das Renaissanceportal an der Südseite der Kapelle. Im Inneren tonnengewölbte Decke aus Holz mit aufgelegten Rippen in Form eines Netzgewölbes, Fußboden mit glasierten Ziegeln. 1561-64 entstand das eigentliche Grabmal für Edo Wiemken - bestehend aus einem Marmorkenotaph, der von Karyatiden getragen wird, mit der Liegefigur des Häuptlings. Darüber steht ein achtseitiger, zweigeschossiger Baldachin aus Holz mit eingeschossigem Umgang, der mit kassettierten Quertonnen überwölbt ist. Säulen bilden die äußeren Stützen, den inneren Pfeilern sind Karyatiden vorgelegt. Das Netzgewölbe des Baldachins ist mit floralen und grotesken Schnitzereien dekoriert. An den Architraven Reliefs aus Alabaster mit Darstellungen u.a. von Trauerzügen, Aufzügen mit Flügelrössern und Elefanten sowie römische und griechische Kämpfern. Figurenschmuck, u.a. Salomon, David, Rhetorica, Mars, Luna, Maria und Fortitudo, hier Monogramm H.H. und Datierung 1562. Weiteres Monogramm P.H. an einem Alabasterrelief. An der Westseite Kreuzigung mit architektonischer Rahmung als Bekrönung über dem Architrav.
- Denkmalbegründung
- Das einzigartige Renaissance-Grabmal aus der Werkstatt des Antwerpener Bildhauers und Architekten Cornelis Floris de Vriendt (1514-1575) ließ Fräulein Maria von Jever 1556-1564 in der eigens an die Stadtkirche angebauten Kapelle errichten, um ihren dynastischen Herrscheranspruch zu dokumentieren – besonders gegenüber dem Nachbarn aus Ostfriesland. Die dortige Regentin Anna ließ 1540 in der Emder Groote Kark ein monumentales Grabmal für ihren verstorbenen Gemahl Enno II errichten, die Entwürfe für das Freigrab mit Kenotaph und vollplastischer Figur des Verstorbenen stammen von einem Schüler des Cornelis Floris. Auch für ihren bereits 1511 verstorbenen Vater Edo Wiemken d. J. wählte Fräulein Maria ein Freigrab. Der Kenotaph mit der Liegefigur besteht aus verschiedenen Marmorarten, darüber wölbt sich ein zweigeschossiger Baldachin aus Holz: Entwurf und Ausführung lagen wiederum bei der Werkstatt von Cornelis Floris, signiert hat ein Meister H. H. (Heinrich Hagart), von ihm stammt auch die zeitgleich entstandene Kassettendecke im Audienzsaal des Jeverschen Schlosses. Das Grabmal ist ein herausragendes Zeugnis für die niederländische Renaissance-Kunst des 16. Jahrhunderts, es zeigt den sog. „Florisstils“, mit seinem reichen Figurenschmuck, der Architekturgliederung und Ornamenten wie Grotesken, Rollwerk, Beschlagwerk. Das Grabmal von Friedrich I. von Dänemark im Schleswiger Dom, 1551-55, ebenfalls aus der Werkstatt von Cornelis Floris, kann bezüglich des Kenotaphs mit Karyatiden und Liegefigur des Verstorbenen als direktes Vorbild für das Edo-Wiemken-Grabmal angesehen werden. Einzigartig ist diesem jedoch die Baldachinarchitektur mit ihrem anspruchsvollen und symbolhaften Figurenprogramm (Figuren aus der Mythologie, Antike und aus dem Alten Testament ) und prachtvollem Dekor. An der Erhaltung der Grabkapelle mit dem Grabmal besteht aufgrund ihrer geschichtlichen und städtebaulichen Bedeutung wegen ihres landesgeschichtlichen, personengeschichtlichen, künstlerischen und ortsbildprägenden Schau- und Zeugniswerts ein öffentliches Interesse.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 35669147 | Kirchenanlage (Baukomplex) | Am Kirchplatz
- Weiterführende Links
- denkmal.objekt: Das Edo-Wiemken-Denkmal in Jever
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
- ADABweb