Neues Gradierwerk
- Landkreis
- Osnabrück
- Gemeinde
- Bad Rothenfelde
- Gemarkung
- Bad Rothenfelde
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Bad Rothenfelde
- Adresse
- Hannoversche Straße o. Nr.
- Objekttyp
- Gradierwerk
- Baujahr
- 1818
- bis
- 1824
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 35467505
- Objekt-Nr.
- 13
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Südöstlich und in unmittelbarer Nähe zum Alten Gradierwerk liegt das Neue Gradierwerk, welches 1818-1824 vom Salinedirektor Carl Ludwig Schloenbach errichtet wurde. Balkenwerk von 10m Höhe und 412 m Länge, mit Dornen. Massive Wände aus Bruchsteinmauerwerk an den Kopfenden, Solebehälter mit Windkunst und Pumpmechanismus.
- Denkmalbegründung
- Die Entwicklung von Bad Rothenfelde zur Ortschaft und zur Gemeinde erfolgte erst nach Entdeckung der Salzquellen 1724. In der Folge entstanden Salzgewinnungsanlagen, Wohnungen für Beschäftigte sowie ab Ende des 19. Jahrhunderts verstärkt Gebäude für den Kurbetrieb, welcher in der staatlichen Anerkennung als Heilbad 1965 gipfelte. Mit dem Alten Gradierwerk entstand 1773/74 neben mehreren Solleitungen und Siedekotten das älteste heute noch erhaltene bzw. wiederaufgebaute Gebäude der Salzgewinnung in Bad Rothenfelde. Es schließt unmittelbar südöstlich an die erbohrte Quelle an. Innerhalb eines Jahres wurde das Alte Gradierwerk - mit einer Länge von ca. 100 Fuß - zusammen mit der dazugehörigen Betriebmittel wie Wasserrad und Windkunst (-räder) errichtet. Mit Hilfe dieser kleinen Windräder oder -flügel wurde die Sole nach oben gepumpt, sodass das Wasser an den Wänden des Gradierwerkes, welche mit Rotdornen bespickt waren, herunterlaufen konnte und durch die Verdunstung des Solegehalt erhöhte (Dorngradierung). 1818/24 entstand unmittelbar östlich und in einer Linie - als Verlängerung des Alten - das Neue Gradierwerk. So konnte die Gradierung in mehreren Etappen erfolgen: im Alten Gradierwerk erfolgte Sättigung der Sole über 60 Grad auf 100 Grad; so veredelt wurde sie über ein komplexes Rohrsystem zum Neue Gradierwerk geleitet, wo sie bis zu 1800 Grad gesättigt wurde. Das Neue Gradierwerk zeigt sich als Bau, der, um das entsprechenden Gefälle zu gewährleisten, auf einem Wall nahezu ohne Seitenstützen errichtet wurde, um die Wände vollends dem Wind auszusetzen. Es wurden ursprünglich drei Windkünste installiert. Baukonstruktiv wie ingenieurstechnisch ist das Bauwerk eine Meisterleistung. Die klassische Bauweise des Gradierwerkes prägen noch heute die großflächigen Wände mit Dornenwerk. Bemerkenswert bei der Konstruktion des Neuen Gradierwerkes in Bad Rothenfelde ist jedoch, dass die Hölzer der im Inneren gelegenen Fachwerkkonstruktion an keiner Stelle aus den Dornenwänden herausragten und so durch ständige Berieselung mit Sole gegen Fäulnis geschützt und konserviert waren - ein Prinzip, welches - im Unterschied zu allen bis zu diesem Zeitpunkt erbauten Gradierwerke - auch beim Umbau des Alten Gradierwerkes Ende des 19. Jahrhunderts Anwendung fand. Darüber hinaus hat sich mit der Windkunst und zugehöriger Saug-Druck-Pumpe eine technisch herausragende Konstruktion erhalten, wodurch die Sole zunächst auf ein Bassin angesaugt und die letzten drei Meter bis auf eine Höhe von zehn Metern hochgedrückt wird, um dann durch hölzerne Röhren und Zahnhähne auf das Dornenwerk zu rieseln. Auch dieser Mechanismus kann dem Ingenieur und Saliniedirektor Schloenbach zugeschrieben werden. Seit 2008 thront über dem Solebassin wieder eine Kokerwindmühle, welche an Stelle eines Vorgängerbaus rekonstruiert wurde. Mit der Entdeckung der Heilkraft von Solequellen zu Beginn des 19. Jahrhunderts und der daraus resultierenden Entwicklung Bad Rothenfeldes ab 1811 zum Bade- und Kurort wurden neben dem Neuen Gradierwerk auch das erste Badehaus im Jahre 1852 und eine Trinkhalle errichtet. Nach Rückgang des Ertrages der Saline, da entsprechende Fabriken nicht den gewünschten Umsatz einbrachten, wurde die Konzentration zum Kur- und Badeort weiter vorangetrieben. Zahlreiche Fremdenzimmer und –heime sowie Klinikbetriebe entstanden, private Logierhäuser mit Restaurationsbetrieben sowie Villen im Landhausstil als Privathäuser. Das Neue Gradierwerk ist daher auch ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung des Ortes zu einem Kur- und Badeort, der sich zum einen in der frühindustriellen Phase mit der Einrichtung eines Salzwerkes und entsprechenden Siedeeinrichtungen noch in Fragmenten mit den erhalten Stollen und Gradierwerken zeigt, und zum anderen in den überkommenden Kuranlagen, wie Kurpark, Musikpavillon, Sprudelquellen, Villenbebauung im Nordwesten, Neuen Badehaus und Kurhotel. An der Erhaltung des Neuen Gradierwerkes besteht daher aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung für die Orts-, Bau-, Technik- und Wirtschaftsgeschichte – bis in die 1870er war die Salzgewinnung Haupterwerbszweig in Bad Rothenfelde und wurde unmittelbar vom Kurbetrieb abgelöst –, aufgrund seiner wissenschaftlichen Bedeutung wegen des seltenen Konstruktionstypus und Bewässerungsmechanismus und aufgrund seiner städtebaulichen Bedeutung mit seinem prägenden Einfluss auf das Ortsbild ein öffentliches Interesse.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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