Südliches Meridianzeichen
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Friedland
- Gemarkung
- Friedland
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Friedland
- Objekttyp
- Mire
- Baujahr
- 1821
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 35250536
- Objekt-Nr.
- 213
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Gauss-Steine
- Denkmalthema Gauß: Südliches Meridianzeichen, errichtet 1821 nach Angaben des Mathematikers, Astronomen und Geodäten Carl Friedrich Gauß im Friedländer Forst. (Lage: Etwa 2 km Luftlinie östlich des Bahnhofs Friedland und 1 km Luftlinie ost-süd-östlich der Einmündung der L 566 in die B 27, auf dem Nordhang des Steinkopfs in 372 m Höhe). Funktion und Geschichte: Das etwa 3 m hohe und 2 m breite Bauwerk hatte nach Gauß zweierlei Funktionen: Zum einen dienten die drei vertikalen Schlitze des Oberbaus zur Prüfung und Justierung der azimutalen Ausrichtung der drei Vertikalfäden des Reichenbachschen Meridiankreises der exakt nördlich liegenden und genau 11,93 km entfernten Göttinger Sternwarte (Geismar Landstraße 11), dessen Fußpunkt den Koordinaten-Nullpunkt der Gaußschen Dreieckmessungen bzw. Landesvermessung im Königreich Hannover definierte. Zum zweiten diente das Zeichen dazu, „eine längere und schickliche Linie, deren Azimuth aufs Genauste bekannt ist,“ für die Dreiecksmessungen zu erzielen. Zur Herstellung der nötigen Sichtverbindung durch den Wald des Berghangs bis zur Göttinger Sternwarte mussten auf dem Steinkopf 12 Bäume gefällt werden, wobei die Kosten von etwa 100 Talern zu Lasten der Universität gingen. Das ursprünglich längliche Grundstück von 36 Quadratruthen (786 Quadratmeter) Größe wurde im April 1822 durch die Universität Göttingen von der Gemeinde Friedland erworben. Es fiel um 1920 nach beendeter Nutzung an die Gemeinde Friedland zurück und wurde, um dessen Schutz als Baudenkmal sicherzustellen, durch Vertrag vom 3. Januar 1966 mit einem kreisrunden Grundstück von 8 m Radius (201 qm) Eigentum der Gauß-Gesellschaft e.V. Göttingen. Das südliche Meridianzeichen ist seit über hundert Jahren ein beliebtes Ausflugsziel, wovon Einritzungen und Graffiti Zeugnis ablegen. Ein zuvor von Gauß errichtetes nördliches Meridianzeichen in der Nähe von Weende existert nicht mehr. Beschreibung: Hoher geböschter Bruchsteinsockel mit einer aufgelegten mächtigen Sandsteinplatte, auf der vier etwa 1,5 m hohe Sandsteinpfeiler stehen, die mit einem Sturzbalken verbunden sind. Die so gebildeten drei Schlitze der Konstruktion dienten als das vom Göttinger Meridiankreis aus angepeilte Ziel. Auffällig ist, dass die senkrechten Pfeiler etwas asymmetrisch zum Unterbau stehen. Offensichtlich war der Unterbau schon errichtet, als die Zielpfeiler nach den Fäden des Meridiankreises ausgerichtet wurden, was dadurch geschehen sein muss, dass Gauß mit dem Fernrohr nach Süden schaute und mit seinem Heliotrop Lichtsignale für „weiter nach rechts" und „weiter nach links" sandte. (Eckart Rüsch, Axel Wittmann, 26.01.2021)
- Beschreibung
- Hoher geböschter Bruchsteinsockel mit einer aufgelegten mächtigen Sandsteinplatte, auf der vier etwa 1,5 m hohe Sandsteinpfeiler stehen, die mit einem Sturzbalken verbunden sind. Es handelt sich um eine Mire, ein sogenanntes Südliches Meridianzeichen, das 1821 nach Angaben von Carl Friedrich Gauß im Friedländer Forst errichtet wurde und zur Justierung des Meridiankreises der nördlich rund 12 km entfernten Göttinger Sternwarte diente. Die durch die senkrechten Pfeiler gebildeten drei Schlitze dienten als das vom Göttinger Meridiankreis aus angepeilte Ziel. Auffällig ist, dass die Pfeiler etwas asymmetrisch zum Unterbau stehen. Offensichtlich war dieser schon errichtet, als die Zielpfeiler nach den Fäden des Meridiankreises ausgerichtet wurden, was dadurch geschehen sein muss, dass Gauß mit dem Fernrohr nach Süden schaute und mit seinem Heliotrop Lichtsignale für „weiter nach rechts" und „weiter nach links" sandte.
- Denkmalbegründung
- Eine Mire ist ein System von zwei oder mehr Zielmarken, mit denen eine genaue Bezugsrichtung für astronomische Geräte oder Navigationsinstrumente definiert wird. Die Bezeichnung stammt aus der klassischen Astrometrie, die auf früheren Sternwarten (wie auch die Göttinger eine ist) präzise Meridianmarken benötigte, um die Instrumentenachsen einzurichten. In Einzelfällen konnte eine Mire auch in mehreren Kilometern Entfernung positioniert werden, wie die Meridianzeichen der Göttinger Sternwarte belegen, die um 1821 unter Carl Friedrich Gauß als steinerne Zielmarken errichtet worden sind. Bis heute überkommen ist das sogenannte Südliche Meridianzeichen im Wald oberhalb der Gemeinde Friedland, an dessen Erhaltung aus geschichtlichen und wissenschaftlichen Gründen wegen des landes-, geistes- und technikgeschichtlichen Zeugniswerts und aufgrund des Seltenheits- und des ungestörten Überlieferungs- und daraus folgenden Beispielwerts ein öffentliches Interesse besteht.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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