Rittergut Jühnde

Landkreis: Göttingen

Samtgemeinde: Dransfeld [Sg]

Gemeinde: Jühnde

Gemarkung: Jühnde

Orts-/Stadtteil/Lage: Jühnde

Objekttyp: Gutshof (Baukomplex)

Denkmalstatus: Gruppe baulicher Anlagen (gemäß §3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)

Bedeutung: geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich

Im Denkmalverzeichnis: Ja

Objekt-ID: 35230908

Objekt-Nr.: 1

Fachbereich: Baudenkmal Gruppe

Beschreibung: Die Anlage des Rittergutes Jühnde ist ein ortsgeschichtlich- und ortsbildprägendes Anwesen mit dem Kern eines barocken Schlossbaus mit mittelalterlichem Keep, Wohn- und Wirtschaftsgebäuden des 17. -20. Jh. auf der Platzfläche des früheren Amtshofes, sowie erhaltenen Resten des mittelalterlichen Zwingers. Im Norden befindet sich die ehemalige Patronatskirche St. Martini, die seit den 1970er Jahren unter Verwaltung der Pfarrei steht. Im Süden schließt sich ein großer Landschaftspark an, mit den Bereichen des Pleasure Ground, einer Eichenallee sowie einen mit einer Vielzahl an Höhenunterschieden, Wegeführung und romantischen Stilelementen in den Waldabschnitten.

Denkmalbegründung: Die auf dem heute kaum wahrnehmbaren Bergsporn befindliche Gutsanlage bestimmt noch heute das Ortsbild Jühndes, indem es sich im südöstlichen Ortsteil über dem historischen Dorf erhebt. Im 9. Jh. urkundlich erstmalig erwähnt befand sich damals bereits ein Rittersitz entlang der alten Heerstraße von München nach Göttingen. Von dieser mittelalterlichen Burganlage ist u.a. der Wohnturm mit „Moshus“ erhalten, der seit jeher das Wahrzeichen der Ortschaft bildet. Bis 1398 gehörte der Besitz zur Grafschaft Everstein, dann wurden gemeinsam die Herren von Boventen und von June mit dem Burgsitz belehnt, womit die ganze Herrschaft an die lüneburgische Linie des Welfenhauses überging, von welcher die späteren Lehnsbriefe ausgestellt wurden. 1477 wurde das Schloss und Dorf Jühnde vom Herzog Friedrich an Dietrich von Uslar und Hand von Bodo von Adelebsen belehnt. Die herrschaftliche Haupthofanlage entwickelte sich im Hoch- und Spätmittelalter zu einem burgartigen, befestigten Adelssitz mit eigener Gerichtbarkeit. Als während der Städtekriege mit Göttingen gefangene Männer von Dransfeld in den Turm von Jühnde warfen, wurde die Burg daraufhin in den Jahren 1486/87 von den Göttinger Truppen belagert und schließlich eingenommen, ausgeraubt und niedergebrannt. Auf dem erhaltenen Turm und Ringmauer folgte 1668-1671 der barocke Neubau des Schlosses, als nach dem 30-Jährigen Krieg der Besitz des Rittergutes an die Freiherren Grote überging. Die Außenwände des heutigen Schlosses entsprechen der mittelalterlichen Ringmauer, auch Teile der ehemaligen Zwingermauer wurden in die neue Anlage integriert. Von dem einstigen neuzeitlichen Amtshof bzw. Vorburg sind nur noch Teile der Adelebser Scheune sowie des westlichen Torhauses erhalten. Vom Baubestand des 18. Jh. hat sich das Brauhaus erhalten, das ehemalige Deputatshaus sowie Scheune und Stallungen wurden im Zuge des 19. Jh. ersetzt. Die letzte historische Ausbauphase zur Wohnresidenz begann ab 1806 unter Otto Ulrich Grote, der als ehemaliger Staats- und Kabinettsminister u.a. die Kurfürstenwürde nach Hannover brachte. Hierbei erhielt der Schloss seinen Ausbau in den Jahren 1806-1807, wobei neben der spätklassizistischen Fassadengestaltung vor allem ein Großteil der heute erhaltenen Innenausstattung zählt, wie auch die Wirtschaftsgebäude auf dem Anwesen, die nach der Allodifizierung des Besitzes im Jahre 1851 entstanden sind. Als topografisches Charakteristikum gehört zudem ein zum Anwesen südöstlich anschließender Landschaftspark beträchtlicher Größe, welcher in den Jahren um 1802 nach englischem Vorbild errichtet wurde. Das Rittergut befindet sich noch heute im Besitz der Freiherren Grote. An der Erhaltung des Rittergutes besteht aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung im Rahmen der Orts- und Landesgeschichte, als Zeugnis- und Schauwert für Bau- und Kunstgeschichte, Siedlungs- und Stadtbaugeschichte, Kultur und Geistesgeschichte wie auch für die Geschichte der Kulturlandschaft, aufgrund seiner künstlerischen Bedeutung für überregional nicht alltägliche künstlerisch-handwerkliche Gestaltwerte, wie auch aufgrund seiner städtebaulicher Bedeutung von prägendem Einfluss auf das Ortsbild ein öffentliches Interesse.

GruppenMitglieder (ID | Typ | Adresse): 35270659 | Torhaus | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße 3
35270682 | Schloss (Bauwerk) | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße 1
35270705 | Park | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße
35270728 | Warte | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße
35270751 | Kirche (Bauwerk) | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße
35270773 | Gruft | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße
35271233 | Kirchhof | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße
35271328 | Mauer | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße
50801450 | Brauereigebäude | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße 4/5
50801805 | Stall | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße
50801962 | Hirtenhaus | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße 6
50802031 | Reithalle | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße
50802376 | Remise | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße
50805066 | Scheune | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße
50805381 | Rinderstall | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße
50805779 | Silo | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße
50805938 | Pferdestall | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße
50806674 | Marstall | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße
50807300 | Terrasse | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße
50807805 | Mauer | Jühnde - Jühnde - Jühnde - Dorfstraße

Literatur: PPN: 030933706 | Seitenangabe: 788-789

PPN: 22814082X | Seitenangabe: 275 - 281

Weiterführende Links: Denkmaltopografie Landkreis Göttingen, Teil 1, S. 214. Objektbeschreibung (Seitenübergreifend)

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