Wüstung

Brunnen mit trocken verlegtem Bruchsteinkranz. (2007)

Grundmauern der Wüstungskirche nach der Restaurierung im Sommer 2007. (2007)

Übersichtsplan zu den Grabungsflächen an der Kirche der mittelalterlichen Dorfwüstung Winnefeld. (2003)
- Landkreis
- Northeim
- Gemeinde
- Solling (Ldkr.Northeim)(Gfg)
- Gemarkung
- Solling
- Objekttyp
- Wüstung
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 34818694
- Objekt-Nr.
- 2
- Fachbereich
- Archäologie
- Beschreibung
- Name: Winnefeld bzw. Wintvelt. Obertägig erkennbar ist der Grundriss der ehemaligen Dorfkirche mit einer rekonstruierbaren L. von ca. 22,5 m und einer Br. von ca. 7 m. Im Turmbereich sind die Grundmauern unter einem Erdwall von bis zu 1 m Höhe erhalten, an der S-Seite des Kirchenschiffs liegt der untere Bereich der Fundamentmauer in restauriertem Zustand frei. In der Umgebung der Kirche sind obertägig keine weiteren Befunde, wie Hauspodeste o.ä. erkennbar. Vermutlich wurde vor Anlage der umgebenden Fichtenschonung der Untergrund tiefgreifend verändert. Nach einer zurzeit leider verschollenen Karte in Privatbesitz umfasste die Wüstung Winnefeld im Solling 28 Brunnen. Lediglich einer dieser Brunnen ist unweit der Wüstungskirche noch heute zu erkennen. Ein zweiter Brunnen direkt an der Bundesstraße B 241 wurde von einem Mitarbeiter der Straßenmeisterei Northeim im Sommer 2001 freigemäht (Dm. 1,1 m). Ob der zweite Brunnen zur Siedlungszeit der Wüstung entstand oder erst beim Bau des neuzeitlichen Wegewärterhauses und des Kruges angelegt wurde, ist unklar; für das Wegewärterhaus ist jedoch eine 1964 zugeschüttete Wasserleitung nachgewiesen. Die letzte Scheune der Bebauung wurde 1970 abgerissen. Der Brunnen ist verfüllt, sein Alter im derzeitigen Zustand nicht zu ermitteln. Das Auffinden weiterer Brunnen wäre sehr wünschenswert, um möglicherweise den Verlust der Karte auszugleichen. In Kooperation mit Anthropologen und Geographen konnten seit 1999 Untersuchungen im Bereich der mittelalterlichen Dorfwüstung Winnefeld nahe Nienover durchgeführt werden, die fächerübergreifend interessante Ergebnisse lieferten. Die Untersuchungen wurden im Rahmen des „Kulturhistorischen Sollingprojektes" (Uslar-Bodenfelde) des EU-Programmes LEADER + gefördert. Im Fokus der Forschungen standen zunächst die Baugeschichte der Kirche und der zugehörige Friedhof. Die romanische Kirchenruine der Zeit um 1150-1200 von 30 m Länge und 9,7 m Breite konnte im Zuge der Forschungen freigelegt und vom Kultur-Naturhistorischen Dreiländerbund Weserbergland höchst eindrucksvoll wieder hergerichtet werden. Die anthropologischen Untersuchungen (Dr. Jan Novacek, Brünn und Göttingen) an den Überresten von etwa 110-170 menschlichen Skeletten ermöglichen vielfältige Einblicke in das Leben einer mittelalterlichen Dorfbevölkerung. Die hohe Kindersterblichkeit, die hohe Mortalitätsrate von Frauen im gebärfähigen Alter, extreme Verschleißerscheinungen an den Gelenken durch harte körperliche Arbeit, am Knochen erkennbare Mangelerscheinungen bedingt durch Hunger und Vitaminmangel sowie nicht verheilte Verletzungen bezeugen die harten Lebensbedingungen der mittelalterlichen Menschen und ihre mangelhafte medizinische Versorgung. Der Kirchenbau erfolgte im Rahmen eines gezielten Landesausbaus, in dem zahlreiche Siedlungen neu angelegt und der ins 8. Jh. zurückgehende Ort Winnefeld zu einem 1,7 km langen Dorf, einer Plansiedlung, umstrukturiert wurde. Höhepunkte der Siedlungsentwicklung wurden im 13. Jh. erreicht, als weite teile des Solling waldfrei gewesen sein müssen. Die begonnenen geoökologischen Untersuchungen durch das Zentrum Ökologie der Universität Kiel belegen dramatische Erosionsereignisse infolge von Klimawandel im späten Mittelalter. Die Erforschung der heute im Wald gelegenen Siedlung und Flur von Winnefeld und die durch vielfältige Ursachen bedingte Verödung der Kulturlandschaft im Spätmittelalter stellen noch eine große Herausforderung für die Zukunft dar.
- Literatur
- Weiterführende Links
- Kirchenruine Winnefeld
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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Brunnen mit trocken verlegtem Bruchsteinkranz. (2007)

Grundmauern der Wüstungskirche nach der Restaurierung im Sommer 2007. (2007)

Übersichtsplan zu den Grabungsflächen an der Kirche der mittelalterlichen Dorfwüstung Winnefeld. (2003)