Jüdischer Friedhof Esens

Grabsteine mit Einfassung, Gedenkstein, Blick nach Südosten (2009)

Einfassung aus Grabsteinfragmenten (2009)

Grabplatte (2009)

Gedenkstein, Ansicht Nordwest (2009)

Tor und Einfriedung, Ansicht Nordwest (2009)
- Landkreis
- Wittmund
- Samtgemeinde
- Esens [Sg]
- Gemeinde
- Esens, Stadt
- Gemarkung
- Esens
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Esens
- Adresse
- Mühlenweg
- Objekttyp
- Friedhof
- Baujahr
- um 1702
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 34606820
- Objekt-Nr.
- 87
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Jüdische Topographie Wann der erste jüdische Begräbnisplatz in Esens eingerichtet wurde, ist strittig. In einer Tagebuchnotiz vom 8. November 1582 berichtete der Landrichter Hermann Prunsken (1542-1597) von der Bestattung einer Kindsmörderin auf dem „juden kirchhof“. (Rokahr 1994, S. 16; StA Rep. 241, Msc. Nr. A 40) Galt dies gemeinhin als frühester Beleg für die Existenz eines Friedhofes, vermutet Rokahr, dass die Bezeichnung „Judenkirchhof“ lediglich als Spottname für ein Grundstück von minderer Qualität verwendet wurde. (Rokahr 1994, S. 16/17) Über einen Bericht des Berdumer Pastors Balthasar Arend von 1684 ist bekannt, dass die jüdische Gemeinde Esens ihre Toten zeitweise auf dem jüdischen Friedhof in Wittmund bestattete und auch für dessen Unterhaltung mit aufkam. (Fraenkel 2005, S. 1567/1568; Rokahr 1996, S. 17) Ab 1701 bemühte sich die Esenser Gemeinde um einen eigenen Begräbnisplatz. Zwar gelang es den Gemeindeältesten, Moses Benjamin und David Josephs, am 29. Dezember 1701 ein Gartengrundstück „an der Ecke der sogenannten Immen Zäune belegen“ zu erwerben, der Plan, dort einen Friedhof anzulegen, scheiterte aber. Die fürstliche Kanzlei unterband das Vorhaben, weil bereits ein Vorkaufsrecht für das Grundstück bestand und die Gemeinde es versäumt hatte, im Vorfeld eine Genehmigung einzuholen. (Rokahr 1996, S. 39) Anfang Februar 1702 bat der Hofjude und Parnass Aaron Abrahams Beer im Namen der Esenser Juden um die Erlaubnis, ein anderes Grundstück, „welches auch weit außer der Stadt gelegen ist“, als Begräbnisstätte nutzen zu dürfen. (Rokahr 1996, S. 39) Vermutlich handelte es sich hierbei um den bis heute erhaltenen Friedhof, der unweit der südwärts führenden alten Poststraße (heute: Nobiskruger Weg), am Moorweg dem heutigen Mühlenweg, angelegt wurde. Noch Anfang des 19. Jahrhundert befand sich der „Judenkirchhof“ inmitten von Ackerland und Viehweiden. (Rokahr 1996, S. 119) Im Zuge des Chausseebaus von Esens nach Aurich erhielt die Gemeinde in den 1840er Jahren ein zusätzliches Stück Land, das später mit dem ursprünglichen Friedhofsgelände verbunden wurde. (Rokahr 2005, S. 574) 1858 beklagte Wolf Abrahamssohn den miserablen Zustand des Friedhofs und den mangelnden Schutz vor dem Überlauf des Viehs. Daraufhin wurde die Parzelle hergerichtet und eine neue Eingangstür angebracht, die im Winter in der Synagoge aufbewahrt wurde, damit sie nicht „verdorben oder durch böse Leute ruiniert werde“. (Rokahr 1996, S. 119/120) Durch das Anwachsen von Esens Ende des 19. Jahrhunderts rückte die Stadtgrenze immer näher an den Friedhof heran. Seit 1883 verlief direkt südlich des Friedhofs die Eisenbahnstrecke. 1913 beschloss die Gemeinde, den Begräbnisplatz mit einer 50 m langen eisernen Gittereinfriedung zu versehen. (Rokahr 1996, S. 149) Im Winter 1939/40 wurde der jüdische Friedhof vollständig verwüstet. (Ostfriesland 1988, S. 54) Die meisten Grabsteine wurden zertrümmert, die Fragmente teilweise zur Ausbesserung von Schlaglöchern am Mühlenweg verwendet. (Rokahr 1996, S. 195/196) Später wurden die Gräber auf Anordnung der Esenser Stadtverwaltung eingeebnet. (Ostfriesland 1988, S. 54) 1948 mussten sich drei Esenser Bürger wegen der Schändung des jüdischen Friedhofs vor dem Schwurgericht in Aurich verantworten. (Rokahr 2005, S. 575) Sie wurden allerdings aus Mangel an Beweisen freigesprochen. (Ostfriesland 1988, S. 55) In der Nachkriegszeit verwilderte der jüdische Friedhof zunehmend. 1959 wurde ein Gedenkstein in Erinnerung an die Gemeindemitglieder errichtet. (Rokahr 2005, S. 579) In den 1970er Jahren ließ die Stadt den Friedhof instand setzen. (Wikipedia) 1981/82 folgte die Umgestaltung des Friedhofs. Alle verbliebenen Grabsteine und Grabplatten wurden im hinteren Bereich des Friedhofs zusammengefasst und mit einer Einfassung aus Grabsteinfragmenten versehen. (Rokahr 1996, S. 220) Literatur Manuskript Handbuch jüdischer Ritualbauten Niedersachsen | Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa, TU Braunschweig Diamant 1982 Diamant, Adolf: Jüdische Friedhöfe in Deutschland – eine Bestandsaufnahme. Frankfurt am Main 1982; zum jüdischen Friedhof: S. 48. Fraenkel 2005 Fraenkel, Daniel: Wittmund. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, hg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel. Bd. 1Göttingen 2005, S. 1567-1572. Ostfriesland 1988 Das Ende der Juden in Ostfriesland. Ausstellung der Ostfriesischen Landschaft aus Anlaß des 50. Jahrestags der Kristallnacht (Einzelschriften / Ostfriesische Landschaft; Bd. 30). Aurich 1988; zum jüdischen Friedhof: S. 54/55. Rokahr 1994 Rokahr, Gerd: Die Juden in Esens. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Esens von den Anfängen im 17. Jahrhundert bis zu ihrem Ende in nationalsozialistischer Zeit (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands; Bd. 65). Aurich 2. Aufl. 1994; zum jüdischen Friedhof: S. 16/17, 38-40, 118-120, 149, S. 195/196, S. 219/220, 249, 250, 260. Rokahr 2000 Rokahr, Gerd: August Gottschalk und die jüdische Volksschule in Esens. In: Das August-Gottschalk-Haus in Esens. Zwei Aufsätze zur Erinnerung, hg. vom Ökumenischen Arbeitskreis Juden und Christen in Esens. Esens 2000, S. 5-24; zur Beisetzung von August Gottschalk auf dem jüdischen Friedhof Esens: S. 21/22. Rokahr 2005 Rokahr, Gerd: Esens. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, hg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel. Bd. 1. Göttingen 2005, S. 569-580; zum jüdischen Friedhof: S. 570, 572, 574, 578, 579.
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Grabsteine mit Einfassung, Gedenkstein, Blick nach Südosten (2009)

Einfassung aus Grabsteinfragmenten (2009)

Grabplatte (2009)

Gedenkstein, Ansicht Nordwest (2009)

Tor und Einfriedung, Ansicht Nordwest (2009)