Fuleriege
- Landkreis
- Wilhelmshaven, Stadt
- Gemeinde
- Wilhelmshaven, Stadt
- Gemarkung
- Wilhelmshaven
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Observatoriumswurt
- Objekttyp
- Wurt
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 34557633
- Objekt-Nr.
- 1
- Fachbereich
- Archäologie
- Beschreibung
- Ovale Dorfwurt in Deichlage. Gr. L. ca. 150 m (W–O); gr. Br. ca. 110 m; H. + 4,2 m NN; H. über umgebendem Gelände ca. 2 m. Bei der Aufstellung eines neuen Instrumentes für das Marine-Observatorium im Oktober 1929 Überwachung und Untersuchung der Baugrube durch den Marschengeologen H. Schütte. Er stellte fest, dass die Wurt in mehreren Baustadien aufgehöht wurde. Die Wurtbasis lag bei - 1,08 m NN. In der untersten Siedlungsschicht fanden sich viele Knochen und Keramikfragmente, darunter als Importstück eine römische Terranigra-Scherbe aus der Zeit um 300 n. Chr. Die Funde lagen in der von Schütte untersuchten Fläche auf einer Torfschicht aus Flachmoor, die mit einer dünnen Decke aus Hochmoortorf überdeckt war. Diese Entdeckung schien der Beweis für die Schüttesche Lehre von der Küstensenkung bzw. -hebung (Schütte 1935 und 1939) zu sein und überzeugte auch bisherige Kritiker dieser Theorie (Haarnagel 1941a, 2). Bei einer Bohruntersuchung, die Schütte zusammen mit dem Marinehafenbaudirektor Krüger im Jahre 1936 durchführte, wurde der Dokumentarfilm "Heimatforscher bei einer Wurtenbohrung" gedreht. Bei Bauarbeiten im NO-Bereich der Wurt konnten 1938 mittelalterliche Keramikscherben und Teile eines Pferdeskeletts geborgen werden. Im folgenden Jahr wurden bei der Anlage von Bahngleisen durch Mitarbeiter der neu eingerichteten Außenstelle Wilhelmshaven der Provinzialstelle für Marschen- und Wurtenforschung am Landesmuseum Hannover mittelalterliche Keramik und Knochenkämme freigelegt. Im Herbst 1938 waren Pläne bekannt geworden, dass sowohl die Dorfwurt Hessens (vgl. Gmkg. Rüstringen, FStNr. 7) als auch die Observatoriumswurt wegen größerer Bauvorhaben abgetragen werden sollten. Daraufhin wurden beide Wurten von W. Haarnagel mit jeweils ca. 100 Bohrungen systematisch untersucht (Observatoriumswurt 105 Bohrungen, Hessens 93 Bohrungen). Mit dieser Untersuchung sollte zum einen die weitere Klärung des Wurtaufbaus vorangetrieben werden und zum anderen die günstigste Stelle für eine Ausgrabung ermittelt werden. Die Auswertung der in einem 20 m-Raster über den gesamten Wurtkörper niedergebrachten Bohrprofile führte zu "ganz unerwarteten Ergebnissen" (Haarnagel 1941a, 4). Es stellte sich u.a. heraus, dass die von Schütte 1929 untersuchte Fläche genau im Verlauf eines alten Priels lag, der mit Siedlungsschutt verfüllt worden war. An den Prielufern war die Moorschicht freigewaschen und direkt von Siedlungsablagerungen bedeckt. Durch die Bohrungen konnte Haarnagel eindeutig nachweisen, dass die älteste Siedlungsschicht nicht direkt auf dem Moor auflag - wie Schütte es beobachtet hatte -, sondern durch eine schwach mit Schilf durchwachsene sandige Kleischicht vom Moor getrennt war. In den Bohrprofilen ließen sich sechs Siedlungsstadien erkennen. Die älteste Phase bildet eine Flachsiedlung, die aufgrund von Keramikscherben mit verdickt facettierten Randlippen in das 1. Jh. datiert werden kann. Darüber lagen drei Auftragsschichten mit Keramik prähistorischer Machart mit Granit- und Muschelgrusmagerung, die aber zeitlich nicht genauer bestimmbar ist. In den beiden obersten Schichten fanden sich mittelalterliche klingend hart gebrannte Scherben mit stark profilierten Rändern (Haarnagel 1941,4). Die unteren vier Schichten zeigten hervorragende Erhaltungsbedingungen für organische Stoffe. In den 1-1,5 m mächtigen Mistschichten war der Mist noch völlig unzersetzt. Die Wurt wurde in der älteren römischen Kaiserzeit über einer Flachsiedlung aufgeschüttet und in mehreren Baustadien bis auf die heutige Höhe gebracht. Nach den bisherigen Untersuchungsergebnissen scheint die Besiedlung im Spätmittelalter abgebrochen zu sein. Hierfür spricht auch, dass für die Wurt kein Name historisch überliefert ist. Lt. Urkatasterkarte war die Wurt 1841 mit einem kleinen Haus (Fischerhäuschen) bebaut, das bis 1868 noch stand. 1874-78 wurde das Marine-Observatorium errichtet, nach dem die Wurt ihren heutigen Namen erhielt. Nach der Ausbombung im Zweiten Weltkrieg wurde hier die Künstler-Sozialkasse errichtet.
- Literatur
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- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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