Schlossanlage, Gutshof und Park Wrisbergholzen
- Landkreis
- Hildesheim
- Gemeinde
- Sibbesse
- Gemarkung
- Wrisbergholzen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Wrisbergholzen
- Objekttyp
- Schlossanlage
- Denkmalstatus
- Gruppe baulicher Anlagen (gemäß §3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 34459029
- Objekt-Nr.
- 22
- Fachbereich
- Baudenkmal Gruppe
- Beschreibung
- Unweit der alten Landstraße zwischen Hildesheim und Alfeld, südlich des Hildesheimer Waldes, liegt Wrisbergholzen. Die Entwicklungsgeschichte des Ortes ist eng verknüpft mit dem gleichnamigen Rittergeschlecht, das 1350 erstmalig Erwähnung fand. Der am kurfürstlichen Braunschweig-Lüneburgischen Hofes als Oberappellationsgerichtspräsident tätige Rudolf Johann Freiherr von Wrisberg (1677-1764), legte mit dem Neubau des Barockschlosses und dem um die Freiflächen herum symmetrisch angeordneten Ökonomiehof den Grundstein für die weitere Entwicklung des Ortes. Die Gutsanlage hat innerhalb des Dorfes Wrisbergholzen eine Schlüsselposition inne: sie ist Zeugnis einer wirtschaftlichen Blüte, die neben den weiterentwickelten landwirtschaftlichen Produktionsmethoden auch aufgrund der Etablierung einer sich als äußerst lukrativ abzeichnenden merkantilistischen Wirtschaftsform erwuchs. Diese Wirtschaftsstrukturen des frühen 18. Jahrhunderts bedingten Siedlungsstrukturen, die bis heute überkommen, noch immer gut ablesbar und kaum verändert sind. In der Absicht neue Wirtschaftszweige zu erschließen, sorgte Rudolf Johann v. Wrisberg einerseits dafür, dass die Landwirtschaft ausgebaut wurde und das Bauwesen sich entfaltete. Neben der Ziegelei wurde im Unterdorf die Fayence-Manufaktur mit formal angelegtem Küchengarten und Obstwiese unweit der Zehntscheune errichtet, die damit einhergehende Ansiedlung von Handwerkern und weiterem Personal lässt sich noch heute an der städtebaulichen Situation ablesen. Entlang der von Alfeld nach Hildesheim verlaufenden Straße sind im Laufe des 18. Jahrhunderts westlich des eigentlichen Dorfkerns Wohnhäusern für Arbeiter mit Selbstversorgungsmöglichkeiten und ein Gasthof entstanden. Die von den gutsherrlichen Strukturen stark geprägte Ortsstruktur führte letzthin auch dazu, dass sich keine regionaltypischen Bauerndörfer mit selbstständigen Höfen entwickelt haben. Das merkantilistische Manufakturwesen hatte in der Wrisbergholzener Manufaktur zwar nur bis 1835 Bestand, prägte jedoch entschieden die räumlichen Begebenheiten, die sich bis heute nahezu unverändert in das landschaftliche Umfeld einfügen. Das im Dorfzentrum gelegene Gut ist eine nach Westen orientierte, symmetrisch angelegte und von einem Wassergraben umgebene Vierseitanlage. Die Hauptzufahrt ist im Westen mittels einer Doppelbogenbrücke aus Sandstein. Die Patronatskirche liegt außermittig des Ortskerns, westlich vom Schloss. Die Brücke liegt versatzstückhaft außerhalb der die Westflanke des Wirtschaftshofes begrenzenden Wirtschaftsgebäude, ist aber in direkter Frontalperspektive zum Schloss in vermittelnder Position zwischen den außer- bzw. innerhalb streng achsial angeordneten Freiflächen. Der betonte Mitteltrakt des Schlosses als Kopfbau ist als corps de logis ausgebildet. Aufgrund der Dreiflügelanlage entsteht ein cour d´honneur, der aber wiederum ohne weitere räumliche Trennung zum Wirtschaftshof übergeht. Der vom Unterdorf im Norden und dem Schloss im Westen begrenzte Landschaftspark wurde entwickelt aus dem formalen Barockgarten und umschließt die beiden Mühlenteiche, die die Wassermühle im Osten des Schlossparks betrieben.
- Denkmalbegründung
- Die Geschlossenheit und Integrität der Schlossanlage Wrisbergholzen vermittelt ein authentisches Erscheinungsbild einer Barockarchitektur. Die streng formale Ausrichtung der Gutsanlage ist in einem Kontrast zu dem Landschaftspark mit verschlungenen Wegen und mit die Sichtachsen betonenden Kleinarchitekturen als höchst durchkomponiertes Gesamtkunstwerk von Repräsentations-, Nutz- sowie Gartenarchitektur zu verstehen. Die Gesamtanlage hat hohe Schau- und Zeugniswerte für eine beispielhafte, unverfälscht barocke Architektur, deren Ausprägung charakterisiert ist von Stilmitteln der Herrschaftsarchitektur des 18. Jahrhunderts. Die Anlage spiegelt die Lebens- und Herrschaftsauffassung einer kleinadeligen Familie wider und vermittelt in hohem Maße Werte im Rahmen von Kultur- und Geistesgeschichte. Innerhalb des Ortsbildes eines authentischen Gutsdorfes des 18. und 19. Jahrhunderts legt die Gesamtstruktur des Gutshofes Zeugnis ab von den vielfältigen merkantilistischen Wirtschaftszweigen, deren Förderung und Ausbau von der freiherrlichen, ab 1803 gräflichen Familie von Goertz-Wrisberg, vorangetrieben wurde. Sie ist somit auch ein vorindustrielles Zeugnis der Wirtschafts- und Technikgeschichte sowie der Sozial- und Ortsgeschichte. Die Gruppe baulicher Anlagen hält einmalige Schauwerte für die Bau- und Kunstgeschichte bereit. Die Erhaltung der Gruppe baulicher Anlagen liegt aufgrund von geschichtlicher, künstlerischer, wissenschaftlicher und städtebaulicher Bedeutung im öffentlichen Interesse.
- Literatur
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- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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