Jüdischer Friedhof Twistringen
- Gemeinde
- Twistringen, Stadt
- Gemarkung
- Twistringen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Twistringen
- Adresse
- Zur Poggenmühle
- Objekttyp
- Friedhof
- Baujahr
- vor 1805
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal gem. § 3 Abs. 2 NDSchG
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 34449820
- Objekt-Nr.
- 12
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Juedische-Friedhoefe
- Jüdische Topographie Der jüdische Friedhof wurde etwas außerhalb von Twistringen in nördlicher Richtung an der alten Handelsstraße nach Bremen angelegt. In der topographischen Karte von Le Coq, die den Vermessungsstand von ca. 1805 zeigt, ist der „Juden-Kirchhof“ bereits eingezeichnet. Eine Belegung könnte allerdings schon früher erfolgt sein, da sich Juden bereits ab 1730 in Twistringen niedergelassen hatten. (Krachtowill-Gertich/Naujoks 2005, S. 1476) Der älteste erhaltene Grabstein stammt nach Angaben von Schmidt-Bollmann aus dem Jahr 1819, der jüngste von 1935. (s. Internetseite Verdener Familienforscher) Die letzte Bestattung fand 1939 statt. (Funke-Westermann/Kratzsch 1985, S. 18) Während des Zweiten Weltkrieges wurde die eiserne Einfriedung entwendet und eingeschmolzen. (Funke-Westermann/Kratzsch 1985, S. 18) Bis in die Gegenwart wurde der Twistringer Friedhof immer wieder Ziel von Schändungen, so dass viele Grabsteine beschädigt oder nur noch in Fragmenten erhalten sind. Im September 1897 wurden Grabsteine umgeworfen und die Umfassungen beschädigt. Weitere Schändungen folgten 1977, im Juni und Juli 1983, 2003 und 2011. (Krachtowill-Gertich/Naujoks 2005, S. 1476, 1482; Schändungen 1999-2021) Die dreieckige Friedhofsparzelle liegt heute inmitten von Feldern am Rand eines Gehölzes. Der Begräbnisplatz ist mit Bäumen umstanden und mit einem Holzzaun eingefriedet. Die älteren Grabsteine stehen im westlichen Bereich des Gräberfelds, sie stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert. Gräber für Kinder wurden am Rand angelegt, sie sind an den kleineren Steinen erkennbar. (Knufinke 2015, S. 34) Ein Gedenkstein erinnert an „Drei Russische Kriegsgefangene“, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Durch die wiederholten Schändungen hat es sicherlich Änderungen in der Aufstellung gegeben. Quellen/Literatur Schändungen 1999-2021 Schändungen 1999-2021, dokumentiert vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen. Böttcher 2003 Böttcher, Heinz-Hermann: Der Jüdische Friedhof in Twistringen. Grabstein-Inschriften, Fotos, Literatur, u.a. – Dokumentation. o.O. o.J. [Syke 2003] Diamant 1982 Diamant, Adolf: Jüdische Friedhöfe in Deutschland – eine Bestandsaufnahme. Frankfurt am Main 1982; zum jüdischen Friedhof: S. 182. Knufinke 2015 Knufinke, Ulrich: Stätten Jüdischer Kultur und Geschichte in den Landkreisen Diepholz und Nienburg/Weser, hg. vom Landschaftsverband Weser-Hunte e.V. Diepholz 2. überarb. Aufl. 2015; zum jüdischen Friedhof: S. 34. Krachtowill-Gertich/Naujoks 2005 Krachtowill-Gertich, Nancy; Naujoks, Antje C.: Twistringen. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, hg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel. Bd. 2. Göttingen 2005, S. 1475-1482; zum jüdischen Friedhof: S. 1476, 1481. Funke-Westermann/Kratzsch 1985 Funke-Westermann, Lydia/Kratzsch, Friedrich: Geachtet und geächtet. Twistringen und seine Juden 1933-1943 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Twistringen; 2). Harpstedt 1985; zum jüdischen Friedhof: S. 18/19.
- Beschreibung
- Dreieckige Parzelle, inmitten von Feldern am Rand eines Gehölzes gelegen, von Bäumen umgeben, mit Holzzaun eingefriedet. Ca. 46 erhaltene Grabsteine bzw. Grabsteinfragmente aus der Zeit zwischen 1819 und 1935, Gedenkstein für "Drei Russische Kriegsgefangene".
- Denkmalbegründung
- Die Erhaltung des 1805 erstmals verzeichneten jüdischen Friedhofs Twistringen liegt aufgrund seiner historischen und wissenschaftlichen Bedeutung im öffentlichen Interesse: Als Begräbnisplatz der jüdischen Gemeinde von Twistringen mit ca. 46 erhaltenen Grabsteinen bzw. Grabsteinfragmenten aus der Zeit zwischen 1819 und 1935 ist er sowohl ein aussagekräftiges Objekt der lokalen Geschichte als auch der Sozial-, Kultur- und Religionsgeschichte und der Geschichte der jüdischen Bestattungskultur. Als Zeugnis für die Geschichte der jüdischen Bevölkerung besitzt der Friedhof einen hohen Erinnerungswert. Durch seine Lage ist er zudem von prägender Bedeutung für das Landschaftsbild. Als Begräbnisstätte für drei russische Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs ist der Friedhof von nationalgeschichtlicher Bedeutung.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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