St. Anna-Kirche
- Landkreis
- Diepholz
- Gemeinde
- Twistringen, Stadt
- Gemarkung
- Twistringen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Twistringen
- Adresse
- Am Kirchhof o. Nr.
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 1868
- bis
- 1870
- Personen
- Hensen, Johann Bernhard
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 34449609
- Objekt-Nr.
- 16
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Gauss-Steine Johann-Bernhard-Hensen
- Denkmalthema Gauß: 1829/1830 nutzten Leutnant Jos. Gauß und Leutnant Hartmann für die Hannoversche Triangulation den Kirchturm. Auch bei der Traingulation des Herzogtums Oldenburg in den Jahren 1835 bis 1837 diente der Kirchturm als Basis einer Vermessung. Allerdings sind die Kirche und damit auch der originäre Vermessungspunkt im Kirchturm 1868 abgerissen und durch einen neugotischen Kirchenbau ersetzt worden. Die Kirche zeigt heute also noch die ungefähre Lage des Vermessungspunktes an, das Erscheinungsbild hat sich jedoch deutlich verändert. Denkmalthema Der Kirchen- und Dombaumeister Johann Bernhard Hensen (1828-1870): Zwei Sakralbauten, die hinsichtlich des Grund- und Fassadenaufrisses der St. Jakobuskirche in Sögel sehr ähnlich sind, entstanden zur gleichen Zeit in Twistringen und Lengerich. Trotz der aufwendigen Außengestaltung und des differenzierten Grundrisses bleiben die Innenräume der beiden Kirchen eher schlicht.
- Beschreibung
- Inmitten der Stadt gelegene katholische, neugotische Backstein-Hallenkirche. Erbaut 1868-70 von Johann Bernhard Hensen. 56m hoher oktogonaler Nordturm mit abgeknicktem, kupfergedecktem Spitzhelm und acht Spitzgiebeln über acht Maßwerk-Öffnungen mit Schalllamellen. Der gesamte Turm über dem ersten Mittelschiffjoch errichtet. Strebepfeiler und neugotische Fialen an vier Ecken. Kirchenschiff mit angedeutetem Querhaus und Seitenschiffen, polygonal geschlossener Chor. Das Hauptportal im Norden durch zwei Nebenportale flankiert. Die Nordansicht geprägt durch die giebelständigen Seitenschiffe. Die Ost- und Westansicht durch gestaffelte Satteldachgiebel gestaltet, da alle Joche des Langhauses mit separaten Dächern und Satteldachgiebeln ausgebildet sind. Das Querhaus nur unwesentlich breiter als das Langhaus, in seiner Firsthöhe jedoch von den Seitenschiffen erhöht abgesetzt und dem Langhaus entsprechend. Die Fassaden von Kirchenschiffen und Turm durch teils detailreiche spitzbogige Maßwerkfenster sowie stets darüber liegenden Maßwerk-Rundfenstern sowie Strebepfeiler gestaltet. Das Innere im Zuge des modernen Anbaus im Nordosten nachträglich nach Norden ausgerichtet. Hell geputzte Farbfassung mit dezent farblich gestalteten Kapitellen der massigen Rundpfeiler. Darüber gespanntes Kreuzrippengewölbe. An Ausstattung bauzeitliches Gestühl, Chorfenster von um 1900, Hochaltar von Hermann Seling aus dem Jahr 1870, Bronzetaufbecken in Glockenform aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, Pieta aus dem 19. Jahrhundert, Christus-Relief mit Ölbergszene aus dem 18. Jahrhundert sowie Glocke von 1525 erhalten. Ambo, Tabernakel und Apostelleuchter von Klaus Iserlohe aus den 1990er Jahren. Die Orgel nach Vorbild Gottfried Silbermanns von der Orgelwerkstatt Michael Becker 1996 erbaut.
- Denkmalbegründung
- Die zentral gelegene Kirche St. Anna weist eine wechselhafte Baugeschichte auf. Im 9. Jahrhundert wahrscheinlich als Fachwerkbau errichtet, wurde der zum damaligen Zeitpunkt romanische Bau bereits Mitte des 17. Jahrhunderts als zu klein empfunden. Es folgten diverse Erweiterungen und Reparaturen der Kirche, bis sie 1867-68 endgültig abgebrochen wurde. Nach einer für Hensen üblichen kurzen Bauzeit konnte das neue Gotteshaus St. Anna, ab dato in gedrehter Nord-Süd-Ausrichtung, am 25. Oktober 1870 auf dem beengen Bauplatz geweiht werden. Noch im 19. Jahrhundert konnten hier Messen und Veranstaltungen mit bis zu 1400 Sitzplätzen abgehalten werden. Ein Anbau in den 1960er Jahren behielt trotz grundlegender Änderung durch die veränderte Ausrichtung von Nord-Süd nach Ost-West diese Größe bei. Bereits etwa 20 Jahre nach Errichtung des Anbaus wurden schwerwiegende Schäden der Bausubstanz im Alt- und Neubaubereich festgestellt und die Kirche im Jahr 1988 wegen zu hoher Asbestfaserkonzentration geschlossen. Die heute 6000 Gemeindemitglieder mussten temporär mit einer Notkirche in einem ehemaligen Kino Vorlieb nehmen, bis im Jahr 1994 der Abriss der schadhaften Bausubstanz abgeschlossen und die Vorgängerkirche mit Nord-Süd-Ausrichtung und etwa um die Hälfte reduzierten Sitzplätzen abgeschlossen war. Die Kirche gilt heute nach einer aufwändigen Renovierung des Innenraumes als Wahrzeichen der Stadt und erfreut sich überregionaler Bekanntheit. Die hochgotische sakrale Wirkung der weit gespannten Kreuzrippen in den Innenräumen weist Parallelen zu den Hallenkirchen des standardisierten Bautyps, wie der St. Mariä Himmelfahrt in Neuenhaus (1863-65), der St. Maximilian in Rütenbrock (1867-69) und der St. Peter und Paul in Garrel (1869-71) auf. Die zwei Seitenkapellen und nur eine Chorempore folgen dem Vorbild der St. Jakobus in Sögel (1867-71). Der Turm entspricht detailgetreu dem der St. Margaretha in Emstek (1862-64). An der Erhaltung der Kirche St. Anna besteht wegen ihrer geschichtlichen Bedeutung aufgrund der Ortsgeschichte und den Entwicklungen der Kirchengemeinde und den wechselhaften Veränderungen der Größe und Ausrichtung der Kirche sowie aufgrund des Zeugnis- und Schauwertes der neugotischen Backstein-Hallenkirche mit insbesondere herausragender, detailreicher Außengestaltung und schlichtem Inneren, wegen ihres Zeugnis- und Schauwertes für die Bau- und Kunstgeschichte sowie als Werk des insbesondere lokal wirkenden und dort bekannten Dom- und Kirchenbaumeisters Johann Bernhard Hensen, wegen ihrer künstlerischen Bedeutung als Erlebniswert nicht alltäglicher Gestaltwerte aufgrund der detailreichen Architektur als Zusammenspiel voriger neugotischer Hensen-Kirchen und der bedeutenden Innenraumgestaltung mit Überlieferungen aus zahlreichen Jahrhunderten sowie wegen ihrer städtebaulichen Bedeutung von prägendem Einfluss auf das Straßen- und Ortsbild, ein öffentliches Interesse.
- Literatur
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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