Jüdischer Friedhof Sulingen

Nordöstlicher Friedhofsbereich, Blick nach Westen (2011)

Westlicher Friedhofsbereich, Blick nach Südwesten (2011)

Blick über den Friedhof nach Osten (2011)

Blick auf den Friedhof von Süden (2011)
- Landkreis
- Diepholz
- Gemeinde
- Sulingen, Stadt
- Gemarkung
- Sulingen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Sulingen
- Adresse
- Memelstraße
- Objekttyp
- Friedhof
- Baujahr
- 1846
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 34445162
- Objekt-Nr.
- 11
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Juedische-Friedhoefe
- Jüdische Topographie Die Sulinger Juden bestatteten ihre Toten zunächst auf dem jüdischen Friedhof in Barenburg. (Baumert/Krachtowill-Gertich 2005, S. 1458) Erst nach der Gründung des Synagogenbezirks Sulingen beantragten sie 1845, einen eigenen Kirchhof anlegen zu dürfen. Am 7. Januar 1846 erteilte die Landdrostei die Genehmigung zum Ankauf eines Friedhofsgeländes, das zuvor als Begräbnisstätte für Ortsfremde gedient hatte und unter der Bezeichnung „Soldaten-Kirchhof“ bekannt war. Die Gemeinde verpflichtete sich, „den Platz nur mit einem Erdwall oder einer toten Befriedung nicht aber mit einer Hecke zu umfangen.“ (Kurth 1986, S. 8) In der NS-Zeit wurde der Friedhof geschändet, einige Grabsteine zerbrochen und eine Marmorgrabplatte entfernt. (Baumert/Krachtowill-Gertich 2005, S. 1462) Während des Zweiten Weltkriegs fanden russische Kriegsgefangene und polnische Zwangsarbeiter ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof. (Baumert/Krachtowill-Gertich 2005, S. 1462) Sie wurden später auf den Ehrenfriedhof in Deblinghausen umgebettet. (Baumert/Krachtowill-Gertich 2005, S. 1463) 2014 verzeichnete der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen eine weitere Schändung, bei der 15 Grabsteine mit Hakenkreuzen und SS-Runen besprüht wurden. (Schändungen 1999 bis 2021) Heute sind auf dem Friedhof noch dreißig Grabsteine aus den Jahren 1846 bis 1934 erhalten. (Baumert/Krachtowill-Gertich 2005, S. 1463) Das 1.495 große Friedhofsareal, das ursprünglich nordwestlich von Sulingen in freier Landschaft lag, befindet sich nun innerhalb eines Wohngebietes an der Memelstraße nahe der Einmündung in den Wiesenweg. Der Begräbnisplatz wird von alten Eichen eingefasst und durch eine Mittelallee mit Lebensbäumen in zwei Bereiche unterteilt – eine gärtnerische Gestaltung, die typisch für Friedhöfe des 19. und frühen 20. Jahrhundert ist. (Knufinke 2015, S. 28) Die dreißig erhaltenen Grabsteine aus den Jahren 1846 bis 1934 (Baumert/Krachtowill-Gertich 2005, S. 1463) befinden sich ausschließlich auf dem nördlichen Teil des Friedhofs links der Allee. Die Lücken in den Reihen lassen auf große Verluste schließen. Auf dem südlichen Teil sind keine jüdischen Grabsteine zu finden. Hier stellte man im rückwärtigen Bereich einen Gedenkstein für die unbekannten russischen Kriegsgefangenen auf. (Knufinke 2015, S. 28) Quellen/Literatur Manuskript Handbuch jüdischer Ritualbauten Niedersachsen | Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa, TU Braunschweig. Schändungen 1999 bis 2021 Schändungen 1999 bis 2021, dokumentiert durch den Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen. Diamant 1982 Diamant, Adolf: Jüdische Friedhöfe in Deutschland – eine Bestandsaufnahme. Frankfurt am Main 1982; zum jüdischen Friedhof: S. 178. Baumert, Andrea/Krachtowill-Gertich, Nancy: Sulingen. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, hg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel. Bd. 2. Göttingen 2005, S. 1456-1463; zum jüdischen Friedhof: S. 1458, 1462/1463. Knufinke 2015 Knufinke, Ulrich: Stätten Jüdischer Kultur und Geschichte in den Landkreisen Diepholz und Nienburg/Weser, hg. vom Landschaftsverband Weser-Hunte e.V. Diepholz 2. überarb. Aufl. 2015; zum jüdischen Friedhof: S.28. Kurth 1986 Kurth, Eva u. Hilmar: Juden in Sulingen 1753-1938. Sulingen 1986; Kapitel Der Sulinger Judenfriedhof: S. 7-21. Plenge 1984 Plenge, Erich (Hg.): Chronik von Stadt und Land Sulingen (Heimatkundliche Schriftenreihe; Bd. 4). Sulingen 1984; zum jüdischen Friedhof: (64) Sabelleck 1988 Sabelleck, Rainer: Synagogen, Schulen und Friedhöfe. Über die Entwicklung und das Ende jüdischer Gemeindeeinrichtungen im Gebiet des heutigen Landkreises Nienburg (1843-1938). Nienburg 1988; zum jüdischen Friedhof: S. 32.
- Beschreibung
- Friedhof inmitten einer jüngeren Wohnsiedlung, mit Baumbestand und Mittelallee, 30 überwiegend schlichte Grabsteine aus der Zeit von 1846 bis 1934. Gedenkstein für unbekannte russische Kriegsgefangene.
- Denkmalbegründung
- Die Erhaltung des 1846 angelegten jüdischen Friedhofs Sulingen liegt aufgrund seiner historischen und wissenschaftlichen Bedeutung im öffentlichen Interesse: Als Begräbnisplatz der jüdischen Synagogengemeinde von Sulingen mit 30 erhaltenen Grabsteinen aus der Zeit zwischen 1846 und 1934 und der erkennbaren Gliederung durch eine Mittelallee ist er sowohl ein aussagekräftiges Objekt der lokalen Geschichte als auch der Sozial-, Kultur- und Religionsgeschichte und der Geschichte der jüdischen Bestattungskultur. Als eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse für die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Niedersachsen besitzt der Friedhof einen hohen Dokumentations- und Erinnerungswert.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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Nordöstlicher Friedhofsbereich, Blick nach Westen (2011)

Westlicher Friedhofsbereich, Blick nach Südwesten (2011)

Blick über den Friedhof nach Osten (2011)

Blick auf den Friedhof von Süden (2011)