Jüdischer Friedhof Quernheim
- Samtgemeinde
- Altes Amt Lemförde [Sg]
- Gemeinde
- Quernheim
- Gemarkung
- Quernheim
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Quernheim
- Adresse
- Im Sande
- Objekttyp
- Friedhof
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal gem. § 3 Abs. 2 NDSchG
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 34440535
- Objekt-Nr.
- 9
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Juedische-Friedhoefe
- Jüdische Topographie Anfang 1731 hatte der Lemförder Schutzjude Hedemann Levi bei der Königlichen Regierung in Hannover die Zuweisung eines neuen Begräbnisplatzes beantragt. Der bis dahin genutzte Begräbnisplatz stand unter Wasser und war von so kleinem Zuschnitt, dass „kein Toter, sonderlich eine große Leiche daselbst mehr begraben werden“ konnte. (Storz 1998, S. 85) Im Juni 1731 wurde das neue Friedhofsgrundstück, das zwischen den Dörfern Quernheim und Brockum auf einem großen Sandhügel lag und 15 Schritt im Geviert maß, übergeben. Levi entrichtete hierfür drei Taler und einige Henkelmann Bier an die Gemeinden. (Storz 1998, S. 85) Der Friedhof wurde mit Sträuchern gekennzeichnet. Außerdem gestattete man den Juden, ihn mit einer Einfriedung zu versehen. 1732 fand bereits die erste Beerdigung statt. (Krachtowill-Gertich/Naujoks 2005, S. 977) 1941/42 wurden sieben Juden, die zwischen 1932 und 1937 in Diepholz beigesetzt worden waren, auf den Quernheimer Friedhof umgebettet, da auf dem Friedhofsareal ein Lehrerheim errichtet werden sollte. 1941/42 fanden zudem 28 sowjetische Kriegsgefangene aus den Stalags XC Nienburg und XD Wietzendorf, die als Arbeitskommandos in der Landwirtschaft, zum Torfabbau oder zu Kanal- und Entwässerungsarbeiten in den umliegenden Moorgebieten eingesetzt worden waren, ihre letzte Ruhestätte auf dem jüdischen Friedhof. (s. Internetseite Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge) Der jüdische Friedhof liegt nördlich der Landesstraße 346 an der östlichen Ortsgrenze von Quernheim in einem Waldstück. Im Westen schließt sich an das rechteckige Friedhofsareal eine Wohnbebauung an. (Storz 1998, S. 83). Die 78 erhaltenen Grabsteine aus der Zeit von 1732 bis 1934 (Krachtowill-Gertich/Naujoks 2005, S. 980) stehen in Reihen und sind nach Familienzugehörigkeit gruppiert. (Storz 1198, S. 84) Im Nordosten des Friedhofs befindet sich eine Gedenkstätte für die sowjetischen Kriegsgefangenen. (Knufinke 2015, S. 26) Literatur Manuskript Handbuch jüdischer Ritualbauten Niedersachsen | Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa, TU Braunschweig. Diamant 1982 Diamant, Adolf: Jüdische Friedhöfe in Deutschland – eine Bestandsaufnahme. Frankfurt am Main 1982; zum jüdischen Friedhof: S. 114. Husen 1998 Husen, Ludger von: Aus dem Leben der jüdischen Familie Kugelmann. In: Husen, Ludger/ Meyer, Horst (Hg.): Flecken Lemförde. Eine 750jährige Gemeinde zwischen Dümmer und Stemweder Berg. Diepholz 1998, S. 69-75; Grabsteine der Familie Kugelmann, S. 71, 75. Knufinke 2015 Knufinke, Ulrich: Stätten Jüdischer Kultur und Geschichte in den Landkreisen Diepholz und Nienburg/Weser, hg. vom Landschaftsverband Weser-Hunte e.V. Diepholz 2. überarb. Aufl. 2015; zum jüdischen Friedhof: S. 26. Krachtowill-Gertich/Naujoks 2005 Krachtowill-Gertich, Nancy/ Naujoks, Antje C.: Lemförde. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, hg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel. Bd. 2. Göttingen 2005, S. 973-981; zum jüdischen Friedhof, S. 976/977, 980. Storz 1998 Storz, Harald: Der jüdische Friedhof der Lemförder Synagogengemeinde. In: Husen, Ludger von/Meyer, Horst (Hg.): Flecken Lemförde. Eine 750jährige Gemeinde zwischen Dümmer und Stemweder Berg. Diepholz 1998, S. 83-92.
- Beschreibung
- Friedhof, 1731 angelegt. Rechteckiges Grundstück in Wäldchen am östlichen Ortsrand. Einfriedung Jägerzaun, lichter jüngerer Baumbestand. Ca. 78 Grabsteine aus der Zeit zwischen 1732 und 1934 erhalten, zum Teil ornamentiert, einzelne aufwändig gestaltet, Gedenkstätte für 28 hier beigesetzte russische Kriegsgefangene.
- Denkmalbegründung
- Die Erhaltung des 1731 angelegten jüdischen Friedhofs Quernheim liegt aufgrund seiner historischen und wissenschaftlichen Bedeutung im öffentlichen Interesse: Als Begräbnisplatz der jüdischen Synagogengemeinde von Lemförde mit 78 erhaltenen Grabsteinen aus der Zeit zwischen 1732 und 1934 ist er sowohl ein aussagekräftiges Objekt der lokalen Geschichte als auch der Sozial-, Kultur- und Religionsgeschichte und der Geschichte der jüdischen Bestattungskultur. Als sichtbar erhaltenes Zeugnis für die Geschichte der jüdischen Bevölkerung besitzt der Friedhof einen hohen Erinnerungswert. Als Kriegsgräberstätte für 28 sowjetische Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs ist der Friedhof von nationalgeschichtlicher Bedeutung.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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