Stiftskirche Bassum (ehem. St. Mauritius und St. Viktor)
- Landkreis
- Diepholz
- Gemeinde
- Bassum, Stadt
- Gemarkung
- Bassum
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Bassum
- Adresse
- Am Kirchhof 2
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 1200
- bis
- 1270
- Personen
- Hase, Conrad Wilhelm
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 34427089
- Objekt-Nr.
- 5
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Frauenkloester
- Beschreibung
- Spätromanisch-frühgotische gewölbte Stufenhalle aus Backstein mit Querhaus, Chor und drei Apsiden. Ehemals Doppelturmfassade (zumindest geplant), heute Westfront mit hohem, leicht vortretenden Mittelteil, darin Säulenportal, darüber spitzbogiges Fenster, im Giebel Oculus, an den Kanten Lisenen, am Giebel ansteigender Bogenfries. An den Längsseiten zwei Fensterreihen übereinander, unten rundbogig, oben spitzbogig, Strebepfeiler nachträglich. Einheitliches Satteldach. An der Nordseite weiteres Portal. Querhausfronten mit Portalen (im Süden Säulenportal, im Norden Gewändeportal mit rahmendem Giebelfeld, darin drei Blendbögen) mit Lisenen und Bogenfries, darüber Giebel mit Dreipassoculus (heute blind), unter Satteldächern. An der Ostseite des Querhauses im Norden halbrunde Apsis, im Süden rechteckig ummantelte Apsis. Rechteckiger, niedriger Vierungsturm mit zwei gekuppelten Spitzbogenfenstern auf jeder Seite, unter Pyramidendach. Chor mit zwei Rundbogenfenstern auf jeder Seite und Traufgesims unter Satteldach, die Ostseite als Schaugiebel mit seitlich Zwillingsblendbögen unter Gesims, im Giebel sieben ansteigende z. T. spitze, z. T. runde Blendbögen auf Konsolen, die mittlere auf Lisenen mit Kämpfern, darin einbeschrieben drei rundbogige Nischen. Halbrunde Hauptapsis auf Quadersockel, drei große Rundbogenfenster zwischen Lisenen, abschließend Bogenfries, unter Halbkegeldach. Innen Langhaus mit vier Doppeljochen im gebundenen System (das erste begleitet von den Turmräumen). Stützenwechsel von kreuzförmigen Bündelpfeilern (Nordseite mit Säulenvorlagen) und Rechteckpfeilern, jeweils mit Kämpfern. Seitenschiffe mit Kreuzgratgewölben auf Vorlagen (auf der Nordseite zum Mittelschiff zusätzlich Säulenvorlagen) und spitzen Gurtbögen, Mittelschiff mit Bandrippen auf Konsolen, z. T. darüber Säulchen, und spitzen Gurt- und Schildbögen. Vierung, Querarme und Chorjoch ebenfalls mit Bandrippengewölben, in den Querarmen auf schräggestellten Vorlagen, auf der Ostseite der Vierung auf verkröpfter Kapitellzone mit eingestellten Säulenvorlagen. Kapitellskulptur vielfältig, z. T. Würfelkapitelle, z. T. Blattkapitelle, z. T. figürliche Kapitelle. Chor 1. Viertel 13. Jh., Langhaus um 1230 begonnen als Basilika, ab um 1250 bis um 1270 als Hallenkirche ausgeführt. Türme wohl nach Brand 1327 abgetragen. 1797 erneuter Brand. 1866-1869 restauriert von Conrad Wilhelm Hase. Von der mittelalterlichen Ausstattung nur Holzkern eines Reliquienschreins, dazu einige Epitaphien und Grabmäler des 16.-17. Jhs., alles übrige wohl 1797 vernichtet. Von der Restaurierung unter Conrad Wilhelm Hase das Bodenmosaik im Chor, die Orgel, die Kanzel, der Taufstein, das Lesepult und das Chorgestühl.
- Denkmalbegründung
- Die ehemals den Hll. Mauritius und Viktor geweihte Bassumer Stiftskirche ist mindestens der zweite Bau an dieser Stelle. Als große Hallenkirche mit Querhaus im Übergang von der Spätromanik zur Frühgotik ist sie eine der wichtigsten Kirchen des 13. Jahrhunderts im nordwestlichen Niedersachsen. Schon die Größe und die Bauform bringen einen hohen Anspruch zum Ausdruck. Die Qualität der Ausführung und der Einzelformen, insbesondere der Kapitellskulptur, ist künstlerisch hochstehend. Die Bassumer Stiftskirche entstand im Laufe mehr als eines halben Jahrhunderts. Bei genauer Betrachtung lassen sich zwei größere Planwechsel ausmachen, die jeweils mit einem mindestens teilweisen Wechsel der Bauleute einhergingen, denn es sind jeweils modernste Einflüsse aus verschiedenen Regionen verarbeitet. Im Querhaus sind noch oberrheinische Züge spürbar (Wormser Dom, insbesondere für das Wölbsystem), während im Langhaus die westfälischen Einflüsse dominieren (Billerbeck, Marienfeld usw.), die in der Region allerdings mehrfach rezipiert worden sind (Dom und Liebfrauenkirche in Bremen, Berne). Die in der Forschung postulierten hessischen Einflüsse der Marburger Elisabethkirche und von Kloster Haina sind jedoch fraglich, da die Reihung von zwei Fensterreihen übereinander im Seitenschiff genauso wie in Marburg und Haina durch den Planwechsel von der Basilika zur Halle bedingt ist und ohne Weiteres eigenständig entstanden sein kann. Gegen die Annahme hessischer Einflüsse sprechen auch die Kapitellskulptur und der westfälisch geprägte Hallentyp. Es ist unter diesen Vorzeichen auch zu erwägen, ob die Bassumer Kirche nicht doch schon etwas eher als bisher angenommen fertig gewesen sein könnte, etwa um die Mitte des 13. Jhs. und nicht erst um 1270. Neben dem Mittelalter hat als zweite Epoche auch die qualitätvolle Restaurierung des 19. Jhs. eigenen Denkmalwert; sie ist mit dem Namen des berühmten Architekten Conrad Wilhelm Hase verbunden. Die Stiftskirche ist von Anfang an auch Pfarrkirche von Bassum gewesen (seit einigen Jahrzehnten befindet sie sich im Besitz der Kirchengemeinde), daraus ergibt sich auch eine große ortsgeschichtliche Bedeutung. Schließlich dominiert die Kirche städtebaulich die Stiftsanlage und ist auch Bezugspunkt des Ortes. An der Erhaltung der Bassumer Stiftskirche besteht ein öffentliches Interesse.
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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