Reithalle
- Landkreis
- Celle
- Gemeinde
- Celle, Stadt
- Gemarkung
- Celle
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Neuenhäusen
- Adresse
- Spörckenstraße 10
- Objekttyp
- Reithalle
- Baujahr
- 1838
- bis
- 1842
- Denkmalstatus
- Teil einer Gruppe baulicher Anlagen (gemäß § 3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 34358266
- Objekt-Nr.
- 146
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Reithalle des Landgestüts Celle, erbaut 1838-42 als städtebauliche Dominante des 1827 begonnen dritten Gestütneubaus. Repräsentativer Mauerwerksbau mit klassizistischen Putzfassaden unter Satteldach. Im Inneren offene Reitbahn, Tribüne und sehr weit gespanntes, hölzernes Dachwerk.
- Denkmalbegründung
- Die ehemalige Reithalle des Königlichen Landgestüts Celle liegt mittig auf dem weitläufigen Gestütsgrundstück nordwestlich der Spörckenstraße. Sie bildet damit den städtebaulichen und auch inhaltlichen Mittelpunkt der repräsentativen Gesamtanlage. Aufgrund ihrer großen Abmessungen und insbesondere der innovativen offenen Dachkonstruktion, die trotz der enormen Spannweite von 21 Metern (innen 18,44 m) einen stützenfreien Innenraum ermöglicht, ist sie von besonderem Wert für das Denkmalensemble des Landgestüts. Erbaut wurde die Halle auf königlichen Befehl in den Jahren 1838 bis 1842. Namhafte hannoversche Baubeamte, wie Baurat Leopold Hagemann von der Domänenkammer Hannover, und der Chef des Celler Hofbauamtes, Karl Friedrich Wilhelm Mithoff, waren an ihrer Ausführung beteiligt; der entwerfende Architekt ist unbekannt. Der hannoversche Hofsteinhauermeister Ernst Ludwig Täntzel schuf das königliche Wappen, das über dem Eingang in der Südostfassade angebracht ist. Einzelne Fassadendetails und die Dachkonstruktion gehen zurück auf nur wenig ältere klassizistische Vorbilder von Potsdamer und Berliner Reithallen- und Exerzierhäusern aus dem Umfeld des Architekten und preußischen Oberbaudirektors Karl Friedrich Schinkel und des Militärbaurats Conrad Martin Christian Hampel, die als Musterentwürfe zirkulierten. Auftraggeber der Celler Reithalle war König Ernst August I. von Hannover, der nach seinem Amtsantritt 1837 den Ausbau in Celle als künftig einziges Landgestüt des Königreichs bestimmte. Damit haben die Bauten in Celle heute auch eine wissenschaftliche Bedeutung mit Seltenheitswert. Die Reithalle ist ein repräsentativer Bau aus Backstein, dessen Fassaden verputzt und mit Zierfugen geschmückt wurden. Kantenpfeiler und Pfeilerfenstergruppen sowie antikische Giebelfronten mit monumentalen dorisch profilierten Portalen vervollständigen die klassizistische Architektur. Beide Giebelfronten besitzen ein mittiges, doppelflügeliges großes Portal. Die fast 56 Meter langen Seitenfassaden sind durch weit auseinander stehende Eckpilaster und ein flaches Gurtgesims gegliedert; oberhalb des Gesimses liegen jeweils sechs große Doppelfenster, die ebenfalls von dorischen Pfeilern unterteilt und gerahmt sind. Zum Baukörper gehörte ursprünglich ein nur 10° geneigtes flaches Satteldach, dessen Dichtung als Dorn’sches Dach ausgeführt wurde. Das ursprüngliche Dachwerk ist im Inneren komplett erhalten – auch dies hat eine wissenschaftliche Bedeutung mit Seltenheitswert. Nach Bauschäden wurde die Dachform 1860 geändert, wobei eine zusätzliche Satteldachkonstruktion mit einer deutlich steileren Neigung von 27° aufgesetzt wurde. Der Innenraum ist weitgehend original erhalten. Zentraler Raum ist die über 1000 Quadratmeter große Reitbahn, die vom offenen, stützenlosen Dachwerk mit Ankerbalken auf Zierkonsolen überspannt wird. Das abgestrebte, dreifache Hänge- und Sprengwerk von 1842 ist vollständig erhalten. Der Raum hat somit auch eine besondere künstlerische Bedeutung als Erlebniswert für bedeutende Innenraumgestaltung, und da er aus der Zeit vor den später üblichen Stahl- und Ingenieurkonstruktionen für Dachwerke stammt, liegt hier auch eine geschichtliche Bedeutung aufgrund des Zeugnis- und Schauwertes durch beispielhafte Ausprägung eines besonderen Konstruktionstyps vor. Die Konstruktion von 1842 gehört zu den am weitest gespannten Dachwerken Niedersachsens dieser Zeit. Zur weiteren bedeutenden Innenraumgestaltung gehören zwei turmartige hölzerne Einbauten mit kleinen herrschaftlichen Aufenthaltsräumen und einer dazwischen gespannten Zuschauertribüne an der Südostseite der Halle. Die Erhaltung der Reithalle des ehemaligen königlichen hannoverschen Landgestüts liegt wegen der bereits genannten Aspekte, zudem aber auch aus geschichtlichen Gründen im Rahmen von Landesgeschichte und aufgrund des Zeugnis- und Schauwertes für die Bau- und Kunstgeschichte, insbesondere aber natürlich auch durch die städtebauliche Bedeutung des Gebäudes im Zentrum der Gesamtanlage, womit ein prägender Einfluss als Element des räumlichen Gefüges einer Hofanlage vorliegt, im öffentlichen Interesse.
- Literatur
- Weiterführende Links
- denkmal.objekt: Das Dachwerk der klassizistischen Reithalle auf dem Landgestüt Celle
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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