Schloss Herzberg
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Herzberg am Harz, Stadt
- Gemarkung
- Herzberg am Harz
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Herzberg
- Adresse
- Schloss 2 /3/4/5/6
- Objekttyp
- Schloss (Bauwerk)
- Baujahr
- 1510
- bis
- 1861
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 34144463
- Objekt-Nr.
- 158
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Fachwerkfarbigkeit
- Beschreibung
- Weithin sichtbar auf einer Bergkuppe westlich über der Stadt Herzberg gelegenes Schloss. Direkt an den steilen Schlossberghängen steht der Hauptdolomit des Südharzer Zechsteingürtels an. Vierseitig geschlossene, dreigeschossige Anlage, überwiegend Fachwerk, mit Stammhausflügel, Grauem Flügel, Uhrenturm, Sieberflügel und Marstallflügel, umgibt einen ca. 40 x 60 Meter großen Innenhof, errichtet in mehreren Bauphasen 1510 bis 1861. Zufahrt erfolgt über ein Torhaus und eine Brücke, die den sogenannten Hirschgraben überspannt, durch eine Tordurchfahrt in der Westecke des Hofs. Allseitig geschlossener Schlossinnenhof, nach Osten hin ansteigende Fläche mit zahlreichen Podesten und Treppenläufen die zu Portalsituationen führen. Wohl seit Anfang des 20. Jh. mit bepflanzter Mittelinsel, ansonsten mit den lokal vorkommenden, abgerundeten Flusssteinen der Sieber gepflastert.
- Denkmalbegründung
- Das Schloss wird als Residenz der Welfenline der Herzöge von Braunschweig-Grubenhagen nach dem Brand der Vorgängerburg ab 1510 erbaut und bis zum Aussterben dieser Linie 1596 als solche genutzt. Von 1616 bis 1636 dient es den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg als Residenz, bevor Georg diese nach Hannover verlegt. In dieser Zeit werden hier sowohl Christian Ludwig (*1622), der später für den weitreichenden Umbau verantwortlich sein sollte, als auch Ernst August (*1629), der spätere erste Kurfürst von Hannover, hier geboren. Auch wenn sich das Haus Braunschweig in mehrere, zeitweise einander bekriegende Linien aufteilte, war das Schloss seit der erstmaligen urkundlichen Erwähnung 1057 bis zur Annexion Hannovers durch Preußen 1866 stets in welfischem Besitz. Durch seine baugeschichtliche Entwicklung und die besondere, exponierte Lage am westlichen Rande des Harzes – in der südniedersächsischen Grenz- und Transferregion – nimmt das Schloss für die niedersächsische Landesgeschichte aber auch für die überlieferte Residenzkultur des Bundeslandes eine äußerst wichtige Rolle ein. Der ursprünglich wehrhafte Charakter der mittelalterlichen Höhenburg wurde zwar durch die zahlreichen Neubaumaßnahmen nach dem Brand von 1510 überprägt, die Exposition des Bauwerks, der erhalten gebliebene Graben sowie Proportion und Geometrie des Innenhofs weisen jedoch noch immer deutlich sichtbar auf die mittelalterlichen Ursprünge der Anlage hin. Die vierseitig geschlossene Anlage mit ihren Sichtfachwerkobergeschossen und den zugehörigen langen Fensterreihen lässt zudem heute noch in der Zusammenschau mit dem erhaltenen Uhrenturm das Erscheinungsbild mitteldeutscher Residenzarchitektur der späten Renaissance – mit hier einst vorhandenen loggiaartigen Laubengängen vor dem Sieberflügel und dem alten Grauen Flügel – sehr gut erahnen. Der Neubau des Schlosses von 1510-1528 fällt in die absolute Frühzeit des Schlossbaus in Deutschland, der ansonsten erst ab Mitte des 16. Jahrhunderts vermehrt einsetzt. Es ist im Kern der frühen Renaissance, in einigen Teilen des Stammhausflügels vermutlich noch dem Mittelalter zuzuordnen. Diese heute noch sichtbare zeitliche Dualität, der geschichtliche Hintergrund, die Fachwerkcharakteristik, die Lage des Baus und der kontinuierliche landesherrliche Besitz machen – im Vergleich zu anderen Schlossbauten im Harz- und Harzvorraum – die besondere, singuläre sowie nationale Bedeutung des Kulturdenkmals aus. Andere noch erhaltene und auch im bundesweiten Vergleich höchst bedeutende Schlossbauten in der Region, zu nennen wären hier Schloss Sondershausen (Thüringen), Schloss Stollberg (Sachsen –Anhalt), Schloss Wernigerode (Sachsen-Anhalt), Schloss Blankenburg (Sachsen –Anhalt) oder Schloss Bernburg (Sachsen –Anhalt), sind kaum mit Schloss Herzberg zu vergleichen: es fehlen an genannten Bauten zum einen die ausgeprägte Fachwerkarchitektur, oder erkennbare mittelalterliche Bezüge, oder topographisch vergleichbar ausgeprägte Lagen, zum anderen sind diese Anlagen zum Teil im 19. Jahrhundert stark überprägt worden oder waren zum Teil nie landesherrliche Residenzen. Die nicht mehr vorhandenen Arkaden im Innenhof des Schlosses Herzberg weisen zwar zeitlich und baulich Parallelen zu anderen Welfenschlössern wie in Wolfenbüttel (Herzog August der Jüngere zu Braunschweig-Wolfenbüttel, zweite Hälfte 17. Jahrhundert) und Celle (ebenfalls Herzog Christian Ludwig, zweite Hälfte 17. Jahrhundert) sowie Münden (Erich II. von Calenberg-Göttingen, Ende 16. Jahrhundert) auf. Wolfenbüttel, Celle und Münden sind allerdings als Niederungsburgen bzw. eher als Wasserschlösser zu bezeichnen. Andere welfische Residenzen (Hannover, Braunschweig) sind im Zweiten Weltkrieg bzw. in der Nachkriegszeit zerstört worden. Weitere wie Harburg (Hamburg-Harburg), Hessen (Sachsen Anhalt), Calenberg, Gifhorn, Landestrost, Lüneburg, Fürstenberg, Schöningen, Salzdahlum und Richmond (alle Niedersachsen) sind in Bauzeit, Funktion, Überlieferungsgrad, Lage, Größe und Wirkung nicht mit Herzberg zu vergleichen.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 34120654 | Schlossanlage | Schloß Herzberg
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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