Jüdischer Friedhof Diepholz
- Landkreis
- Diepholz
- Gemeinde
- Diepholz, Stadt
- Gemarkung
- Diepholz
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Diepholz
- Adresse
- Schlesier Straße/ Pommernstraße
- Objekttyp
- Jüdischer Friedhof
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 33906050
- Objekt-Nr.
- 25
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Juedische-Friedhoefe Juedische-Friedhoefe-ohne-Grabsteine
- Jüdische Topographie Der „Juden Kirchoff“ in Diepholz ist erstmals über eine Karte aus dem Jahr 1774 nachweisbar (Liebezeit u.a. 2010, S. 78/79). Es ist jedoch anzunehmen, dass der nördlich des Ortes gelegene Begräbnisplatz weit älter ist. Bereits seit 1684 lebten Juden in Diepholz (Krachtowill-Gertich/Naujoks 2005, S. 469), und schon 1782 wird er als „alter jüdischer Friedhof“ bezeichnet. 1792 forderte der Rabbiner für den „bei der Schweinemasch“ gelegenen, 13 Ruthen (ca. 182 qm) großen Friedhof eine Einfriedung zum Schutz vor Schweinen und weidendem Vieh und bat um eine Erweiterung des Grundstücks. (Liebezeit/Major 1999, S. 88/89) 1881 plante die Gemeinde nochmals eine Erweiterung und beantragte hierfür eine Beihilfe des Fleckens, die abgelehnt wurde. Auch ein weiterer Vorstoß 1883 scheiterte. (Gerke 1998/1999, S. 80) 1883 konnte der Friedhof schließlich doch noch durch einen Grundstückskauf von der St. Nicolaigemeinde erweitert werden. (s. Internetseite „Jüdische Regionalgeschichte im Landkreis Diepholz“, Stand: 16.11.2021) In der Reichspogromnacht 1938 wurde der Friedhof stark verwüstet. (Liebezeit u.a. 2010, S. 81) Von Juni 1941 bis März 1942 wurden die sterblichen Überreste der seit 1932 auf dem Begräbnisplatz Bestatteten auf den Friedhof von Quernheim bei Lemförde umgebettet. (Krachtowill-Gertich/Naujoks 2005, S. 475) 1942 fanden zwischen dem Diepholzer Bürgermeister Brüning und Emil Philipps, dem Grundstücksverwalter der Synagogengemeinde, Gespräche wegen der Aufhebung des Friedhofs statt. Die Stadt benötigte das Gelände für die Einrichtung einer Lehrerausbildungsanstalt und eine Umgehungsstraße. (Liebezeit u.a. 2010, S. 81/82) Resigniert willigte die Gemeinde in die Abholzung des Friedhofs ein und wies die Stadt an, die Grabsteine nur zu zerschlagen, „denn es sei doch nicht daran zu denken, daß dieser Friedhof wieder benutzt würde“. (Liebezeit u.a. 2010, S. 81/82) Die Grabsteine wurden zertrümmert und als Schotter für den Ausbau der Lüderstraße verwendet, zu der sowjetische Kriegsgefangene abkommandiert wurden. (Gerke 1998/99, S. 79) Im Juli 1944 kaufte die Stadt Diepholz den 21,7 Ar großen, zu einem Drittel belegten Friedhof zu einem Preis von 375 RM an. Nach dem Zweiten Weltkrieg legte man die heutige Grünanlage an. 1954 wurde in Erinnerung an die jüdische Gemeinde ein Gedenkstein aufgestellt. (Krachtowill-Gertich/Naujoks 2005, S. 477) 1959 entdeckte man bei Bauarbeiten in der Lüderstraße Grabsteinfragmente, die kurzerhand entsorgt wurden. Als 1994 weitere Grabsteinfragmente auftauchten, blieben diese dank der Aufmerksamkeit der Bauarbeiter erhalten. (Gerke 1998/99, S. 80) Die Bruchstücke bilden Teil des am 9. November 1997 eingeweihten Mahnmals, das auf einen Entwurf von Mirco Oetting und Thomas Staggl zurückgeht, die siegreich aus einem unter Diepholzer Schülern ausgelobten Ideenwettbewerb hervorgegangen waren. (vgl. Kurth 1998, S. 22-27) . Literatur Manuskript Handbuch jüdischer Ritualbauten Niedersachsen | Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa, TU Braunschweig. Diamant 1982 Diamant, Adolf: Jüdische Friedhöfe in Deutschland – eine Bestandsaufnahme. Frankfurt am Main 1982; zum jüdischen Friedhof: S. 36. Gerke 1998/99 Gerke, Wilfried: Grabsteine als Straßenschotter. In: Heimatblätter des Landkreises Diepholz, 1998/1999, Bd. 18, S. 79/80. Knufinke 2015 Knufinke, Ulrich: Stätten Jüdischer Kultur und Geschichte in den Landkreisen Diepholz und Nienburg/Weser, hg. vom Landschaftsverband Weser-Hunte e.V. Diepholz 2. überarb. Aufl. 2015; zum jüdischen Friedhof: S. 23. Krachtowill-Gertich/Naujoks 2005 Krachtowill-Gertich. Nancy/Naujoks, Antje C.: Diepholz. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, hg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel. Bd.1. Göttingen 2005, S. 468-478; zum jüdischen Friedhof: S. 471, 475, 477. Kurth 1998 Kurth, Hilmar (Hg.): Günter Roberg erinnert sich. Diepholz 1998. Liebezeit/Major 1999 Liebezeit, Falk/Major, Herbert: Auf den Spuren jüdischer Geschichte in Diepholz. Mit vollständigem Verzeichnis der Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Diepholz (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Diepholz; Nr. 12). Diepholz 1999; zum jüdischen Friedhof: S. 87-98. Liebezeit u.a. 2010 Liebezeit, Falk/ Schröder, Reinald/ Sobetzki-Petzold, Peter (Hg.): Stationen jüdischen Lebens in Diepholz. Ein Stadtrundgang mit genealogischen Betrachtungen. Diepholz 2010; zum jüdischen Friedhof: S. 59, 78-87.
- Beschreibung
- Jüdischer Friedhof, an der Ecke Schlesier-/Pommernstraße innerhalb jüngerer Wohnbebauung gelegen. Das unregelmäßig geschnittene, als Grünfläche ausgebildete Grundstück wird von Birken umstanden. Vom Nordeingang an der Pommernstraße führt ein gepflasterter Weg auf das Mahnmal mit Grabsteinfragmenten von 1997 zu. Vor dem Mahnmal weitet sich der Weg zu einem kleinen Platz, an dessen Westseite der Gedenkstein von 1954 aufgestellt ist.
- Denkmalbegründung
- An der Erhaltung des 1774 erstmals nachgewiesenen jüdischen Friedhofs Diepholz besteht aufgrund seiner historischen und wissenschaftlichen Bedeutung ein öffentliches Interesse: Als Begräbnisplatz der jüdischen Synagogengemeinde Diepholz ist er sowohl ein aussagekräftiger Ort der lokalen Geschichte als auch der Sozial-, Kultur- und Religionsgeschichte und der Geschichte der jüdischen Bestattungskultur. Als eines der wenigen Zeugnisse für die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Niedersachsen besitzt der Friedhof einen hohen Erinnerungswert.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
- ADABweb