St.-Lorenz-Kirche
- Landkreis
- Helmstedt
- Gemeinde
- Schöningen, Stadt
- Gemarkung
- Schöningen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Schöningen
- Adresse
- Klosterfreiheit
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 1120
- bis
- um 1500
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 32673667
- Objekt-Nr.
- 299
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- St.-Lorenz-Kirche als ehemaliger Augustiner Chorherrenstift. Den Kernbau bildet eine romanische Basilika (1120 Baubeginn) mit Querhaus sowie zwei Osttürmen von 1235, 1491/92(i) folgte ein Neubau des spätgotischen Langhaussaales. An der Ostseite befindet sich eine Rundapsis mit Bogenfries, darüber hohe Rundbogenfenster, oberer Abschluss mit schiefergedecktem Kegeldach. Im Giebelfeld des Chorhauses sind gekuppelte Bogenfenster mit Teilungssäulchen. Die flankierenden Türme sind unten mit Rundbogenfenstern, Turmschaft mit Lichtfenstern, und der Glockenstuhl mit rundbogigen Schallarkaden mit eingezogenen Zwillingsfenstern mit Teilungssäulchen versehen. Oberer Abschluss mit schiefergedeckten Knickhelmen, am nördlichen Turm ein eingelassene Uhr. Querhaus mit hohem Gurtgesims und Rundbogenfenstern, im Mauerwerk zahlreiche zugesetzte Rundbögen sowie Rundbogenportale im Erdgeschoss. Chor, Türme und Querhaus in Natursteinsichtmauerwerk. Langhaus im Süden mit Seiteneingang und mit großen zweibahnigen Spitzbogenfenstern mit Flamboyant-Maßwerken. Das östliche Fenster ist verkürzt, ebenfalls die zweibahnigen Spitzbogenfenster an der Nordseite, diese mit Dreipässen, einem Vierpass und einem Nonnenkopf im Courranement versehen. Westlich schließt ein eingezogener zweigeschossiger Anbau von um 1500 auf zwei Jochquadraten unter Walmdach an, mit deutlich kleinteiligeren verputzten Natursteinmauerwerk. Das Innere des Chorraums und der Apsis wird von zweijochigen Nebenkapellen flankiert, die sich hinter vorgelagerten Chorarkaden befinden. Die östlichen Chorkapellen sind mit einem wohl im 15. Jh. eingefügten Sternengewölbe versehen, die westlichen Kapellen sowie das Chor mit Querschiff sind kreuzgratgewölbt. Die Dienste der Pfeiler sowie die Pilaster im Chorraum sind mit verschiedenen Kapitellen bekrönt, darunter anthropomorphe Köpfe, Würfelkapitelle auf Halsringen, eines mit Palmetten und eines mit Vogelfries. Der Chorraum samt Apsis wurde im Jahre 1903(i) vom Kirchenmaler Adolf Quensen mit einem reichen Figurenprogramm sowie einer vegetabilen Ornamentik ausgemalt. Das an das Querhaus anschließende Langhaus übernimmt die Vierungsbreite, und ist mit einem Netzgewölbe mit figürlichen Schlusssteinen auf Kopfkonsolen überspannt, die Schlusssteine zeigen Heiligen und Christusdarstellungen, die Kopfkonsolen Heiligenköpfe und Grotesken. Die spätgotischen Rankenmalereien im Langhaus sind vollständig erhalten, laut Inschriften 1491/92 vollendet. Im westlichen Joch befindet sich eine steinerne Orgelempore des 19. Jh., mit reicher Maßwerksbrüstung. Die Räume des Westanbaus sind im Erdgeschoss im Osten mit einem Rippengewölbe, im Westen mit einem Rippengewölbe mit zusätzlichen Stichkappen, im Obergeschoss im Osten mit Kreuzrippengewölbe und im Westen mit einem Sternengewölbe überspannt, allesamt mit figürlichen Schlusssteinen versehen. Die Durchgänge sind dort alle in Spitzbögen gefasst, der Treppenaufgang stammte aus dem 19. Jh. Dort befinden sich breitere Segmentbogenfenster, mit Flamboyant-Maßwerken. Zur Ausstattung der Kirche gehört ein runder romanischer Taufstein, ein Sakramentshäuschen von um 1500, ein Chorgestühl von 1480, zehn spätgotische Schnitzreliefs mit Passionszyklus aus dem Ende des 15. Jh. sowie Grabdenkmäler des 17. und 18. Jh.
- Denkmalbegründung
- Die Gründung des Augustiner-Chorherrenstiftes geht nach den Gründungs- und Güterbestätigungsurkunden auf ein ursprünglich im Ostendorf bestehendes Nonnenkloster zurück, welches unter dem Bischof Reinhard von Halberstadt im Jahre 1120 aufgehoben und der Besitz an den Augustinerorden übergeben wurde, der auf einem Hof im Nordwesten des Dorfes ein neues Kloster zu Ehren des heiligen Lorenz ein neues Kloster erbauen ließ. Die Kirche des Lorenzklosters geht ihrem Bestand der östlichen Hälfte auf die romanische Bauphase zurück. Mit dem Baubeginn von 1120 entstand zunächst eine dreischiffige Basilika mit Querhaus, die sich in ihrer Bauweise an der Stiftskirche in Königslutter orientierte, jedoch im reduzierten baukünstlerischen Aufwand. Zum Ende des 12. Jh. wurden die Ostteile erneuert und die Nebenchöre hinzugefügt. Die 1235 fertiggestellten Chortürme sind für die norddeutsche Sakralarchitektur ungewöhnlich, ein Vergleichsbau findet sich im Benediktinerkloster Alpirsbach im Schwarzwald. Das ursprüngliche Langschiff mit anschließendem Westanbau wurden im 15. Jh. durch ein Brand zerstört, sodass diese im spätgotischen Stile wiederaufgebaut und zum Ende des 15. Jh. fertiggestellt wurden. Markant hierbei sind vor allem die erhaltenen vegetabilen Wandmalereien, die gestaltungs-alternierenden Gewölbeformen mit Figuralskulptur sowie die Maßwerksfenster der Spätgotik. Unter dem Kirchenmaler Adolf Quensen erhielten der Chorraum sowie das Querhaus um 1903 eine aufwendige detaillierte Ausmalung mit reicher Figurenprogrammatik, Farbigkeit und vegetabiler Ornamentik, die der zeitparallelen Ausmalung im Kaiserdom in Königslutter gleicht. An der Erhaltung der St.-Lorenz-Kirche besteht aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung im Rahmen der Ortsgeschichte, als Zeugnis- und Schauwert für Bau- und Kunstgeschichte, Siedlungs- und Stadtbaugeschichte sowie für Kultur- und Geistesgeschichte, aufgrund ihrer künstlerischen Bedeutung für überregional nicht alltägliche künstlerisch-handwerkliche Gestaltwerte und eine bedeutende Innenraumgestaltung, aufgrund ihrer wissenschaftlichen Seltenheitswerts wie auch aufgrund ihrer städtebaulichen Bedeutung von prägendem Einfluss auf das Orts- und Landschaftsbild ein öffentliches Interesse.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 32630810 | Klosteranlage | Kloster / Klostergut St. Lorenz
- Literatur
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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