Schwebefähre
- Landkreis
- Cuxhaven
- Samtgemeinde
- Hemmoor [Sg]
- Gemeinde
- Osten
- Gemarkung
- Osten
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Osten
- Adresse
- Fährstraße
- Objekttyp
- Schwebefähre
- Baujahr
- 1908
- bis
- 1909
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 31344877
- Objekt-Nr.
- 11
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Fährbauwerk am Ufer der Oste als Verbindung der Orte Osten und Hemmoor. Es handelt sich um ein Tragegerüst als Stahlfachwerkkonstruktion aus genieteten Stahlträgern, einer Fahrgondel und je zwei Stützpfeilern über Betonfundamenten mit Pfahlrostunterbau an den Uferseiten. Die Entfernung von Pfeilermitte zu Pfeilermitte am gegenüberliegenden Ufer beträgt 80 Meter. Auf jedem Stützenfundament erhebt sich ein Stahlfachwerkportal von 25 Metern Weite. In ca. 30 m Höhe befinden sich zwei Schienenträger, auf denen eine abgehängte Gondel, ebenfalls eine Stahlfachwerkkonstruktion, über vier Laufräder verfahren werden kann. Unterhalb des Gondelfachwerks ist die Personenplattform montiert. Auf der Ostener Seite kragen die Stahlträger hervor und verhindern das Vorschweben der Gondel über die Pfeilervorderkante. Der Antrieb erfolgt mittels Elektromotor. Der erste Entwurf für das Bauwerk von 1903 geht auf den Neuhäuser Wasserbauinspektor Abraham zurück. Dieser wurde von den Konstrukteuren der Firma MAN Gustavsburg weiterentwickelt. Baubeginn war Ende 1908, Fertigstellung im August 1909. Die Bauleitung oblag dem Dipl.-Ing. Max Pinette aus Berlin. Die ausführenden Firmen waren MAN Gustavsburg, AEG Berlin und die Firmen A.D. Hahn und Thumann und Diercks aus Osten. 1920 erfolgte die erste technische Erneuerung mit der Umrüstung von Gleichstrom auf Drehstrom. 1939 waren Veränderungen am Stahlwerkträger nötig zur Erhöhung der Tragfähigkeit von 12 auf 14 Tonnen. 1966 erneute Erhöhung der Tragfähigkeit auf 18 Tonnen und Erneuerung der Gondel. 1974 wurde der Fährbetrieb eingestellt. Umfangreichere Sanierungen erfolgten 1994 und 2001-2005.
- Denkmalbegründung
- Im Rahmen der Orts- und Siedlungsgeschichte für die Region ist es bedeutsam, dass seit dem Mittelalter für Osten und Hemmoor ein Fährbetrieb belegt ist. Eine historisch wichtige Straßenverbindung, die heutige B495, führte mit der Flussquerung von Westen nach Norden durch die Ortschaften. Die Querung der Oste erfolgte im 19. Jahrhundert mittels einer Prahmfähre. Dem wachsenden Fahrzeugverkehr wurde diese nicht mehr gerecht. Ende des 19. Jahrhunderts begannen die Neuplanungen und eine Brückenkommission wurde gegründet. Osten, das nur 30 km von der Flussmündung in die Elbe bei Neuhaus entfernt liegt, benötigte eine gezeiten- und witterungsunabhängige Flussquerung. Überlegungen für einen festen Brückenbau wurden verworfen, denn dieser benötigte lange Anfahrtsrampen, die damals in dem besiedelten Gebiet nicht realisierbar waren, und hätte zu langen, den Verkehr behindernden Bauzeiten und zu hohen Kosten geführt. Außerdem wurde eine Beeinträchtigung des regen Schiffsverkehrs auf der Oste befürchtet. 1905 wurde von der Gemeinde der Bau einer Schwebefähre beschlossen, die am 1.10.1909 eingeweiht wurde. Mit der Inbetriebnahme der ca. 400 Meter nordwestlich liegenden Straßenbrücke 1974 wurde die Fähre stillgelegt. Ein geplanter Abbruch wurde verworfen und stattdessen die „Schwebebahn Osten“ als Technisches Baudenkmal durch die niedersächsische Denkmalbehörde 1975 unter Schutz gestellt. Die technische Wartung und einen touristischen Fährbetrieb übernahm die 1975 gegründete „Fördergesellschaft zur Erhaltung der Schwebefähre Osten e.V.“. Bei der Ostener Schwebefähre handelt es sich um ein technisches Bauwerk von besonderem Seltenheitswert mit Alleinstellungsmerkmalen. Sie weist eine geschichtliche Bedeutung aufgrund des Zeugnis- und Schauwertes für die Wirtschafts- und Technikgeschichte und einen Zeugnis- und Schauwert durch ihre beispielhafte Ausprägung für die Baugattung der beweglichen Brücke auf. Dieser Bautyp wurde weltweit von 1893 bis 1916 nur in 20 Exemplaren gebaut, wovon nur noch acht erhalten sind, zwei in Deutschland, neben Osten, jene 1913 in Rendsburg am Nord-Ostsee-Kanal errichtete. Die älteste wurde in Bilbao/Spanien erbaut und ist im UNESCO-Weltkulturerbe gelistet. Der Ostener Schwebefähre kommt eine besondere Bedeutung zu, da sie die einzige der erhaltenen Bauten ist, die eine rein freitragende Schwebefähre ist, die übrigen besitzen eine abgehängte Trägerkonstruktion, so auch die in Rendsburg. Das gut 30 Meter hohe Stahlgerüst der Schwebefähre ist weithin über die Landschaften links und rechts der Oste sichtbar und hat den Charakter einer Landmarke. Die Fähre ist zum Wahrzeichen der Orte und der Region geworden und besitzt erheblichen Identifikationswert. Das Bauwerk ist Leitmotiv des Projektes „Deutsche Fährstraße“ und „Maritime Landschaft Unterelbe“. Darüber hinaus wird die Ostener Fähre auch als „Eiffelturm des Nordens“ bezeichnet, da ihre Stahlfachwerkbauweise vergleichbar ist mit jener, die Gustave Eiffel für sein Pariser Bauwerk erfand. Aus den genannten Gründen besteht an der Erhaltung der Schwebefähre Osten ein öffentliches Interesse.
- Literatur
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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