St. Adalbert-Kirche
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Hannover, Stadt
- Gemarkung
- Herrenhausen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Leinhausen
- Adresse
- Stöckener Straße 43
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 1956
- bis
- 1958
- Personen
- Wolters, Paul
Kuhn, Hans
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 31263011
- Objekt-Nr.
- 5200
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Nachkriegskirchen
- Beschreibung
- Im Hinterhof des Grundstücks Stöckener Straße 43 gelegener gewesteter Zentralbau in Ortbetonbauweise auf elliptischem Grundriss, im Westen durch eine konkav eingezogene Altarwand abgeschlossen. Am Eingangsbereich im Osten ist die Südwand strebepfeilerartig vorgezogen, dort ist als Spolie eine Säule aus dem stark kriegsbeschädigten Hildesheimer Dom (vermutlich aus einem Fenster des im 19. Jh. errichteten und für einen rekonstruierenden Wiederaufbau abgebrochenen Westriegels) eingelassen. Die Nordwand führt gerundet auf den als dunkles Band wirkenden zurückversetzten Eingang, bestehend aus zweiflügeliger Tür, darüber abstrahierte sgraffitoartige Darstellungen des hl. Adalbert und der hl. Hedwig sowie eine Verglasung. Ein nach Osten aufschwingendes, unterseitig rot gefasstes Dach in Hoesch-Binder-Konstruktion bildet mit der vorgezogenen Südwand eine schiffsbugähnliche Spitze. Den voll bestuhlten Innenraum dominiert ein monumentales Sgraffito auf der Altarwand, das die Anbetung des Lammes nach Beschreibungen in der Offenbarung des Johannes darstellt. Die Fenster in den Außenwänden und das Lichtband zwischen Wand und Dach ergeben eine raumprägende Lichtführung. Die St. Adalbert-Kirche wurde 1956-1958 nach Plänen von Paul Wolters (1913-1998) errichtet. Zuvor hatte die katholische Gemeinde Gottesdienste im benachbarten Tanzsaal des 1927 erworbenen ehemaligen Ausflugslokals „Mokka-Meier“ gehalten. Das bauzeitlich ausgeführte große Sgraffito und die zugehörigen Spruchtafeln sind ein Werk von Hans Kuhn (1905-1991).
- Denkmalbegründung
- Seit ihrer Erbauung polarisiert St. Adalbert die Urteile ihrer Betrachter, da sie einerseits als bedeutender Bau der Nachkriegsmoderne gewürdigt, andererseits aufgrund der augenfälligen Nähe zu der nur wenige Jahre zuvor von Le Corbusier (1887-1965) entworfenen Notre-Dame-du-Haut in der französischen Gemeinde Ronchamp kritisiert wurde. Die Interpretation berühmter Vorbilder hat jedoch in der christlichen Sakralarchitektur eine bis an die Anfänge zurückreichende Tradition, ebenso wie die reliquienartige Verwendung von Spolien aus bedeutenden Bauten. Tatsächlich hat sich Paul Wolters im betreffenden Zeitraum sehr intensiv mit Corbusiers berühmter Kapelle auseinandergesetzt; Merkmale wie das geschwungene Dach, die konkave Altarwand und die Lichtführung lassen Rückschluss auf deutliche Einflüsse zu. Die geringere Größe und Lage des hannoverschen Baus im Hinterhof statt auf freier Anhöhe verlangte allerdings eine andere Gestaltung des Baukörpers, was zu einem geometrisch klaren Grundriss, dem monolithischen Raum sowie die Konzentration auf die Eingangsseite im Osten als Hauptansicht führte. Aufgrund der Unterschiede in der Organisation des Raums, der Materialien und der bauzeitlichen Ausstattung ist die Kirche in der Stöckener Straße als eigenständige gestalterische Leistung anzusehen. Die unbestrittenen Gemeinsamkeiten mit Ronchamp sind vielmehr einzigartiges Zeugnis für den Einfluss, den Le Corbusiers Kapelle schon kurz nach ihrer Entstehung hatte. In öffentlichem Interesse ist die Erhaltung des katholischen Kirchenbaus an der Stöckener Straße daher nicht nur aufgrund des orts- und siedlungsgeschichtlichen Zeugnis- und Schauwertes sowie der städtebaulichen Bedeutung, sondern auch als bau- und kunstgeschichtlich herausragendes Dokument nachkriegszeitlicher Sakralarchitektur.
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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