Gedenkstätte Friedhof Jammertal
- Landkreis
- Salzgitter, Stadt
- Gemeinde
- Salzgitter, Stadt
- Gemarkung
- Engelnstedt
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Engelnstedt
- Objekttyp
- Gedenkstätte
- Denkmalstatus
- Gruppe baulicher Anlagen (gemäß §3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 31191208
- Objekt-Nr.
- 48
- Fachbereich
- Baudenkmal Gruppe
- Beschreibung
- Der Friedhof Jammertal ist im Frühsommer 1943 von den „Reichswerken Hermann Göring“ auf einem etwa 200 mal 200 Meter großen Gelände mit dem alten Flurnamen Jammertal östlich von Lebenstedt eingerichtet worden. Er liegt auf einer Abraumhalde in der sonst flachen Landschaft, die bei den Aufbauarbeiten des Werks durch die Aufschüttung der angefallenen Erde entstanden war und wird im Westen von der Peiner Straße und im Süden von der Neißestraße begrenzt. Insgesamt wurden hier etwa 4000 Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge sowie deren Kinder aus mehr als 15 Nationen beigesetzt. Die Friedhofsfläche ist in Felder, Grabreihen und Grabnummern eingeteilt. Beisetzungen fanden zumeist in Einzelgräbern statt, die Grablage verzeichnete man auf Karteikarten, so dass die Gräber noch heute lokalisiert werden können. Im Laufe des Jahres 1946 begann eine gezielte Gestaltung des Friedhofes: es wurden Wege angelegt, und im September errichteten die Alliierten ein Mahnmal im Zentrum der Gräberfelder. Schon 1945 ist am südöstlichen Rand des Friedhofes ein Obelisk für die sowjetischen Opfer aufgestellt worden. 1946 widmete die jüdische Gemeinde in Braunschweig einen Obelisken im Zentrum der Anlage zum Gedenken an die hier bestatteten 185 jüdischen Mitbürger, westlich davon erinnert ein dritter Obelisk an die polnischen Opfer der Zwangsarbeit. Ein Kreuz gedenkt mit seiner Inschrift der französischen Zwangsarbeiter, die in Salzgitter gestorben sind. Nur an wenigen Gräbern gab es individuelle Grabsteine. Die heutige Gestaltung des Friedhofes geht auf die 1970er Jahre zurück. Damals wurden fünf Gedenksteine am Eingang aufgestellt, alle individuellen Grabzeichen entfernt und dafür Metalltafeln mit Vornamen und Namen, Geburts- und Sterbedatum in den Boden eingelassen. Der Baumbestand, die Gräberfelder, das Wegesystem samt Zuwegungen, die Gehölzumfriedung und die Bronzeplatten der Einzel- und Doppelgräber sind neben den Obelisken und Gedenksteinen prägende Gestaltungselemente des Friedhofs Jammertal. Im November 2011 sind am Friedhofseingang acht Lesepulte aufgestellt worden, die neben Informationen zur Geschichte des Ortes auch fünf Metallbücher tragen, in denen erstmals alle bis heute bekannten Opfernamen aufgeführt sind. Anhand des Koordinatensystems und eines Friedhofsplans können Besucher die Gräber finden.
- Denkmalbegründung
- Ab Kriegsbeginn 1939 mussten zehntausende Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge in den „Reichswerken Hermann Göring“ in Salzgitter arbeiten. Die unmenschlichen Lebensbedingungen und die schwere Arbeit führten zu einer stetig steigenden Sterberate. Anfangs fanden die Toten ihre letzte Ruhestätte auf den Dorffriedhöfen und den Kirchhöfen der Umgebung oder auf dem Friedhof Westerholz. Die Einrichtung eines zentralen „Ausländerfriedhofs“ begann im Frühsommer 1943 auf einem Gelände mit dem alten Flurnamen Jammertal östlich von Lebenstedt. Insgesamt wurden hier etwa 4000 Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge aus mehr als 15 Nationen beigesetzt, und noch bis 1951 mussten alle „Ausländer“ auf dem Friedhof Jammertal beerdigt werden.In den 1950er Jahren sind einige der hier beigesetzten Opfer in ihre Heimatländer oder auf zentrale Ehrenfelder in Hannover und Hamburg überführt worden, es wurden aber auch ausländische Kriegstote von den kleinen Friedhöfen im Salzgittergebiet zum Friedhof Jammertal umgebettet. Als wichtige Gedenk- und Dokumentationsstätte der nationalsozialistischen Verbrechen in Salzgitter hat der Friedhof Jammertal einen besonderen Erinnerungswert. Mit den Umgestaltungen der 1970er Jahre und 2011 sind alle hier bestatteten Zwangsarbeiter, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge namentlich aufgeführt, der Arbeitskreis Stadtgeschichte bietet Führungen sowohl zur Geschichte des Ortes als auch zu Einzelschicksalen an. Die Erhaltung des Friedhofs Jammertal als Gedenkstätte liegt nicht nur aufgrund seiner orts- und nationalgeschichtlichen sowie seiner politischen Bedeutung im öffentlichen Interesse. Als Gesamtanlage eines Gedenkortes an die hier begrabenen Menschen, die Opfer der NS-Diktatur geworden sind, liegt seine Bedeutung vor allem in seinem Erinnerungswert und ist zugleich Zeugnis des Umgangs der Nachkriegsgesellschaft mit diesem besonderen Ort deutscher Geschichte.
- GruppenMitglieder (ID | Typ | Adresse)
- 31221968 | Obelisk | Salzgitter, Stadt - Engelnstedt - Engelnstedt - Peiner Straße
31221989 | Obelisk | Salzgitter, Stadt - Engelnstedt - Engelnstedt - Peiner Straße
31222010 | Obelisk | Salzgitter, Stadt - Engelnstedt - Engelnstedt - Peiner Straße
31222029 | Obelisk | Salzgitter, Stadt - Engelnstedt - Engelnstedt - Peiner Straße
31222048 | Gedenkstein | Salzgitter, Stadt - Engelnstedt - Engelnstedt - Peiner Straße
31222069 | Friedhof | Salzgitter, Stadt - Engelnstedt - Engelnstedt - Peiner Straße
- Weiterführende Links
- Stadt Salzgitter: Gedenkstätte Jammertal
Gedenkstätte Salzgitter
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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