Evangelisch-lutherische Kirche St. Martin
- Landkreis
- Nienburg (Weser)
- Gemeinde
- Nienburg (Weser), Stadt
- Gemarkung
- Nienburg
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Nienburg
- Adresse
- Kirchplatz
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 13.Jahrhundert
- bis
- 1896
- Denkmalstatus
- Teil einer Gruppe baulicher Anlagen (gemäß § 3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 31020743
- Objekt-Nr.
- 126
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Quaet-Faslem
- Beschreibung
- Dreischiffige Backstein-Hallenkirche, errichtet Ende des 13. Jahrhundert unter Einbeziehung von Teilen aufgehenden Mauerwerks der Vorgängerkirche aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Geweiht 1441. Quadratischer sich nach oben verjüngender Westturm mit hohem kupfergedecktem Spitzhelm, im Erdgeschoss aus Portasandsteinen errichtet, in den Obergeschossen aus Backstein. Schlichtes Eingangsportal mit darüber liegendem großflächigem Spitzbogenfenster mit Flamboyantmaßwerk. Symmetrische Gestaltung aller Turmfassaden mit eckbetonenden Strebepfeilern, hohen schlanken gotischen Spitzbogenfenstern, horizontalen und vertikalen Schmuckbändern und -friesen und ein oktogonaler Grundriss ab dem zweiten Obergeschoss durch den Schein begradigter Turmecken, diese mit Ziergiebeln aus auskragendem Mauerwerk geschmückt. Die oberen Turmgeschosse sowie der Turmhelm 1896 ergänzt. Als Abschluss des Turmmauerwerks acht Zier-Treppengiebel mit detailreicher Gestaltung von Nischen, Blindfenstern, Turmuhren und Friesen. Das Langhaus mit zwei gleich dimensionierten Querhäusern unter Satteldächern unmittelbar anschließend, im unteren Teil ebenfalls unregelmäßige Verwendung von Portasandstein. Die Giebeldreiecke mit tiefer liegenden verputzten Blendarkaden versehen, die Giebelformen von Spitzgiebel bis leicht getreppten Giebeln mit romanischen Formen leicht differenziert. Am Langhaus gestufte Strebepfeiler mit dreibahnigen Maßwerkfenstern. Im Osten eingezogener einjochiger Chor mit 6/14-Schluss, der sich über die gesamte Breite des Haupt- und der räumlich auf eine halbe Mittelschiffbreite verengten Seitenschiffe erstreckt. Im Sockelbereich mit vorgeblendeten Spitzbogenarkaden. Im Inneren weiß geputztes Mauerwerk mit kurzen wuchtigen Rundsäulen, die das weit gespannte Kreuzrippengewölbe mit farblich durch roten Backstein akzentuierten Gewölberippen tragen. Auf dem Altar zwölf Apostelfiguren des sogenannten Snetlagemeisters aus Osnabrück, aus Sandstein um 1515-20 gefertigt. Hölzerne und marmorne Epitaphe und Grabplatten aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, neuromanischer Taufstein von 1896.
- Denkmalbegründung
- Die Kirche St. Martin zeigt eindrucksvoll das Wachsen eines Sakralbaus im Laufe der Jahrhunderte, unter Einbeziehung des romanischen Vorgängerbaus bis hin zu der Erweiterung der Obergeschosse und des Turmhelmes zu einer repräsentativen oktogonalen, weithin sichtbaren Landmarke. Im Norden zeigt sich mit dem vermauerten romanischen Portal sowie im nordöstlichen Giebelfeld mit den romanisierenden Blendarkaden der mittelalterliche Ursprung. Die Aufstockung des Turmes Ende des 19. Jahrhunderts in neugotischer Formsprache durch den hannoverschen Architekten Otto Bollweg im Stil der Hase-Schule und die vorige Errichtung des Grafeneingangs als weiterer Zugang zur Empore durch Emanuel Bruno Quaet-Faslem verstärken den Eindruck, dass der Sakralbau mit der Weiterentwicklung und dem Wachsen der Stadt Nienburg repräsentativer wirken und gestaltet werden sollte. Bis dato war der Westturm und die Gestaltung der Turmhaube niedriger und die Grundfläche des Turmes größer, sodass eine eher gedrungene, unelegantere Wirkung als die nachfolgende, auf die Vertikale ausgelegte Wirkung erzielt wurde. Mit der umfangreichen Restaurierung und Renovierung in den 1830er Jahren verschwand auch ein Teil des sakralen Interieurs, da es als nicht zeitgemäß angesehen wurde. Die zwölf Apostelfiguren (seit 1987 wieder in die Kirche zurückgeführt) eignete sich Quaet-Faslem für seine private Gartengestaltung an, spätgotische Bildtafeln tauchten 1974 als Holzverschalung zweckentfremdet in seinem privaten Wohnhaus auf. Weiterhin ging die 1886 durch Conrad Wilhelm Hase errichtete Orgelempore 1961 durch Abbruch verloren. An der Erhaltung der Kirche St. Martin besteht aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung im Rahmen von Ortsgeschichte als Kirchenstandort, der bis weit in das Mittelalter zurückreicht, aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung wegen des Zeugnis- und Schauwertes für die Bau- und Kunstgeschichte und ihrer künstlerischen Bedeutung als Erlebniswert nicht alltäglicher künstlerischer Gestaltwerte der im Kern romanischen und gotischen Backstein-Hallenkirche mit vertikalem hohem, aufwändig und detailreich gestaltetem Turm, aufgrund des Zeugnis- und Schauwertes als Werk des in Nienburg tätigen Baurats und Senators Emanuel Bruno Quaet-Faslem, der an der Kirche 1830-31 Restaurierungen durchführte, aufgrund ihrer künstlerischen Bedeutung als Erlebniswert für bedeutende Innenraumgestaltung mit überlieferter Originalausstattung sowie aufgrund ihrer städtebaulichen Bedeutung von prägendem Einfluss auf das Straßen- und Ortsbild als sichtbare Landmarke und prägnante Platzgestaltung in Nienburg, ein öffentliches Interesse.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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