Kirche Schloß Ricklingen
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Garbsen, Stadt
- Gemarkung
- Schloss Ricklingen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Schloß Ricklingen
- Adresse
- Voigtstraße 1 A
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 1692
- bis
- 1694
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 30939034
- Objekt-Nr.
- 110
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Barocker Saalbau in verputzter Backsteinmassivbauweise mit Eckquaderung unter Satteldach, westlich schließt sich in voller Breite ein Turm an, der oberhalb der Traufe vom Rechteck in ein Oktogon übergeleitet wird und auf Höhe des Saaldachfirstes von einem Pyramidendach bekrönt ist. Ein zweigeschossiger Risalit am Ostgiebel deutet von außen auf den Aufgang zum Kanzelalter hin. Im Inneren überspannt ein Tonnengewölbe den rechteckigen Raum und teilt ihn durch tief gezogene Gurtbögen in den eigentlichen Kirchensaal und den schmalen Chor, in dem der barocke Kanzelaltar in Form einer prächtigen Säulenädikula seine Aufstellung fand. Das durch üppige Vergoldungen zusätzlich hervorgehobene Rankwerk seiner Schleierbretter, Säulen und Kassettierungen harmoniert mit den floralen Stuckierungen der Decke, in der in zeittypischer Weise Gemälde italienischer Meister eingelassen sind. Altar und Gewölbe verbindet der oberhalb des Altaraufsatzes aufgehende neunachsige Orgelprospekt, eine außergewöhnliche Kombination für eine norddeutsche lutherische Kirche. Dies alles deutet auf die Mitwirkung ausländischer Baumeister hin, so dass eine bislang nicht nachgewiesene Mitwirkung oder ein Einfluss der damals in Hannover tätigen italienischen Baumeister Perinetti und Crotogino vermutet wird. Für die Schnitzwerke an Altar mit aufsitzender Orgel, den Priechenblöcken der Kleriker (um 1715) und dem Patronatsgestühl der Westempore (um 1882 zur Orgelempore erweitert; Orgel um 1770) wird hingegen häufiger der überwiegend in Hildesheim tätige D. Bartels genannt. Die Kirche wurde als Stiftung vom Ricklinger Amtmann Johann Georg Voigt (1646-1707) 1692 begonnen und 1694 eingeweiht. Deutlich später (nach 1786) datiert das Gestühl, das 1882 durch Conrad Wilhelm Hase verändert und 1979 modernisiert worden ist. Schon aus dem Jahr 1714 gibt es Berichte über Bauschäden am Turm und im Mauerwerk des Unterbaus, 1815 schließlich sanierte man die Statik des Turmes durch den Abbau zweier Geschosse. Damals erhielt wohl der Turm sein heutiges Zeltdach aufgesetzt, das das Kirchenschiff nur noch geringfügig überragt. Auch der ursprünglich mit hölzernen Voluten ausgestaltete Ostgiebel wies um 1759 erhebliche Mängel auf, so dass man ihn durch einen schlichteren Neubau ersetzte, der bis heute erhalten blieb. Als letzter tiefgreifender Einschnitt erfolgte 1829 die Sanierung des gesamten Dachstuhls, um das Ausweichen der Außenwände zu reduzieren. Als jüngste Eingriffe gelten die Rustikagliederungen der Fenster, 1958 nach den vorhandenen Eckgliederungen und Portalrahmungen entwickelt als auch das abrupt am Turm endende Traufgesims als eine Ergänzung des Jahres 1959. Möglicherweise war die Kirche ursprünglich unverputzt, so berichten die Quellen von frei herausbrechenden Ziegeln. Dies gab um 1828 Anlass, das Ziegelmauerwerk durch eine Rottönung des Putzes zu imitieren, die seit der jüngsten Instandsetzung wieder die Außenwände schmückt. Zum Kirchenraum gehört die Im Turmuntergeschoss eingerichtete Voigtsche Gruft, die bis 1971 28 Särge der Familie barg. Ein Großteil der Innensärge wurde damals auf dem Friedhof beigesetzt, ein Teil der zinkbeschlagenen Sarghüllen zur musealen Präsentation aufbereitet, ein weiterer veräußert. Heute berichten nur noch drei Exemplare vor Ort von der einstigen Funktion und Bedeutung ihres Aufstellungsplatzes.
- Denkmalbegründung
- Die am 16. Oktober 1694 eingeweihte Ricklinger Kirche gilt aufgrund ihrer Innenausstattung als einer der prächtigsten Barockbauten Niedersachsens. Zu dem südlich gelegenen Wohnhaus des Voigtschen Amtsmannshofs, der Residenz des Kirchenstifters, wurde beim Bau der Kirche ein Achsbezug geschaffen, so dass angenommen werden kann, dass hier die barocke Idee einer Raumachse in dörflich bescheidenem Rahmen Umsetzung fand. An der Erhaltung der Kirche besteht aufgrund des orts-, bau- und kunstgeschichtlichen Zeugnis- und Schauwertes sowie der städtebaulichen Bedeutung als Element eines räumlich ortsbildprägenden Gefüges ein öffentliches Interesse.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 38690613 | | Kirchenanlage Schloß Ricklingen
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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