St. Petri

Baldachinaltar mit der Verklärung Christi (2019)

Halepagenaltar Innenansicht (2019)

Kronenleuchter im Mittelschiff (2022)

Gewölbe Mittelschiff (2022)

Blick vom nördlichen Seitenschiff zum Südportal (2022)

Kruzifix (2022)

Blick auf die Nordwand des Mittelschiffes (2022)

Blick von der Orgelempore in das nördliche Seitenschiff (2022)

Innenraum nach Osten (2022)

Obergaden (2022)

Furtwängler-Orgel (2022)

Altarretabel im Chorraum (2022)

Ansicht von Nordwesten 2022 (2022)

Ansicht von Westen 2022 (2022)

Sakristei 2022 (2022)

Ansicht von Südosten 2022 (2022)

Brauthaus 2022 (2022)

Nordseite 2022 (2022)

Kanzel (2018)

Innenansicht nach Westen 1958 (1958)

Innenansicht nach Osten 1898 (1898)

Innenansicht nach Westen 1898 (1898)

Innenansicht nach Osten 1958 (1958)
- Landkreis
- Stade
- Gemeinde
- Buxtehude, Stadt
- Gemarkung
- Buxtehude
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Buxtehude
- Adresse
- Kirchenstraße 2
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- um 1300
- bis
- 1967
- Personen
- Börgemann, Karl
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 30892203
- Objekt-Nr.
- 224
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Dreischiffige gotische Backsteinbasilika aus vierjochigem Langhaus und einem Chorjoch mit unregelmäßig fünfseitigem Schluss unter Walmdach in Hohlpfannendeckung sowie Westturm über quadratischem Grundriss. Errichtet vom Ende des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Der Westturm erhielt 1587 seinen oktogonalen Oberbau, der 1674 und 1853 durch Blitzschlag abbrannte und bis 1858 durch J. Wimmel, Hamburg neu errichtet wurde. Über dem erhaltenen quadratischen mittelalterlichen Unterbau entwarf er einen hohen, eingerückten, oktogonalen Turmoberbau mit Strebepfeilern und Wimpergen unter einem schlanken Spitzhelm mit einem Seedrachen und Kreuz als Wetterfahne. Der Turm besitzt eine Kammer für das Uhrwerk mit kleinen Spitzbogenfenstern, ein Glockengeschoss mit hohen spitzbogigen Schalllucken und eine Uhrenebene mit runden Öffnungen, in denen ursprünglich die Stundenglocken hingen. Im Westen wurden in die Mittelachse des mittelalterlichen Turmunterbaus ein neues Archivoltenportal und Maßwerkfenster eingebracht. Verwendet wurden industriell hergestellte Backsteine und Gusseisenfenster, der Turmhelm ursprünglich in Schindel- heute in Kupferdeckung. Von Langhaus und Chor sind die Außenwände durch die Maßwerkfenster und Strebepfeiler gleichmäßig gegliedert. Der Chor und die Seitenschiffe wurden unter der Leitung des Architekten Karl Börgemann aus Hannover 1898 bis 1899 aufgrund statischer Probleme niedergelegt und nach dem historischen Vorbild neu errichtet sowie das Mauerwerk des Obergadens neu verkleidet. Im Norden sind die mittelalterliche Sakristei und das Brauthaus von 1754 abgetragen worden. Ihre Wiedererrichtung erfolgte frei in neogotischen Formen – im Fall des Brauthauses in Anlehnung an historische Zeichnungen eines älteren Vorgängerbaus mit Treppengiebel, der vermutlich bereits im 17. Jahrhundert als Eingangsvorbau an die Kirche angebaut worden war. Ein Heizungshaus ist der Kirche erstmals im 19. Jahrhundert hinzugefügt worden, an seiner Stelle im Süden des Chores steht heute ein Neubau. Im Inneren hat sich der Charakter des mittelalterlichen Kirchenraums erhalten. Der Raumabschluss erfolgt durch Kreuzrippengewölbe. Da Mittelschiff und Chor die gleiche Scheitelhöhe von ca. 19,50 m besitzen, bilden sie einen gemeinsamen, hoch aufragenden Raum aus. Die niedrige Höhe der Seitenschiffe von ca. 9,50 m ermöglicht die Ausbildung eines hohen Obergadens. Der Gewölbeschub des Mittelschiffes wird durch Zuganker abgetragen, die auf Höhe der Gewölbeanfänge ursprünglich als Holzbalken durch den Raum geführt wurden, heute durch Stahlstangen ersetzt sind. Von der Turmhalle haben sich Überreste eines Kreuzrippengewölbes hinter der nachträglich in diese eingebauten Orgel erhalten. Sie belegen, dass ursprünglich auch die Turmhalle in der gleichen Höhe wie das Mittelschiff überwölbt und zu diesem durch einen Bogen geöffnet war. Die Turmhalle bildete vor dem Bau des Brauthauses den ursprünglichen Haupteingang der Kirche, der über ein hohes Lanzettfenster im Westen belichtet wurde. Die Wandgliederung steigert die Wirkung des ursprünglich ca. 51,50 m langen Kirchenraums von West nach Ost: Die Turmhalle war durch tiefe, raumhohe, spitzbogige Wandnischen gegliedert, von denen heute nur das untere, im 19. Jahrhundert durch neue Bögen abgeteilte Drittel öffentlich sichtbar ist. Im Langhaus werden die Wände durch Nischen und Formsteinprofile plastisch gegliedert: Im Mittelschiff erhebt sich über einer Arkadenzone aus Rundpfeilern und profilierten Scheidbögen ein durch ein Gesims abgesetzter Obergaden, den hohe, spitzbogige Wandnischen rahmen. Die Wände werden durch Dienste, die mit den Gurtbögen der Gewölbe korrespondieren, optisch in Joche untergliedert. Der Rhythmus der Fenster- und Nischengliederung verdoppelt sich in den Jochfeldern durch die Sechsteilung der Gewölbe im Mittelschiff und deren Fünfteilung in den Seitenschiffen. Im Chorjoch bilden die nur wenig gegliederten Blendarkadenwände dann einen Ruhepol bevor der fünfteilige Chorschluss mit einer dichten Folge von Diensten und doppelgeschossig angeordneten, plastisch profilierten Lanzettfenstern den Kirchenraum abschließt. Die neogotischen Bleiglasfenster wurden um 1900 von der Firma Lauterbach und Schröder aus Hannover geschaffen. Die Hauptorgel im Westen von 1859 stammt von Philipp Furtwängler aus Elze; die neugotische Orgelempore 1985 rekonstruiert. Die sichtbare Ausmalung sowie das Farbkonzept für die Ausstattung der Kirche stammt aus der Zeit einer von 1963 bis 1967 dauernden Renovierung und erfolgte nach einem Entwurf des Malers Carl Frey-Talmühlen. Historische Ausstattung: Als Hauptaltar ein zweigeschossiges barockes Altarretabel 1710 von Meister Hans Hinrich Römer aus Hamburg geschaffen; Kanzel mit Schalldeckel 1674; Halepagen-Altar, Haupttafel und Außenseiten der Flügel um 1510 Wilm Dedecke zugeschrieben, Innenflügel nach 1520, Predella 1641; Baldachinaltar 16. Jahrhundert; Marienaltar um 1410 aus dem Umkreis des Meisters Bertram von Minden (Kopie, Original als Dauerleihgabe in der Hamburger Kunsthalle); Passionsaltar um 1470 südniederländische Schnitzarbeit (Dauerleihgabe im Buxtehuder Heimatmuseum – dort weitere Stücke aus der Petri-Kirche ausgestellt); Chorgestühl um 1400; zeitgenössisches Gestühl mit geschnitzten Wangen aus der 1. Hälfte 16. Jahrhundert in Wiederverwendung; Sakristeischrank um 1500; Kruzifix um 1470; Gemälde Luther und Melanchthon 1587; Gemälde des Salvators 1635; Epitaphe - aus Sandstein: Familie Radeleves 1567, als Gemälde: Martin Möller 1585 und unbekannt um 1600, aus Marmor mit Stuck: Anna Hauto von Hautenberg 1634 versetzt 1770; als Gemälde mit Schnitzwerk: Dänischer Hofmusikus Michael Uhlich gest. 1673 gestiftet 1700; Kronleuchter im Mittelschiff, der westl. 1589, die beiden anderen 17. und 18. Jahrhundert (?). – Das mechanische Uhrwerk der Turmuhr von 1858 als Dauerleihgabe im Heimatmuseum Bockenem. – An der Südseite des Turms Gefallendenkmal 1914-1918 von Hermann Hosaeus 1924.
- Denkmalbegründung
- Die Kirche St. Petri steht im nördlichen Bereich der 1285 gegründeten mittelalterlichen Planstadt Buxtehude. Sie wurde als Stadtkirche vom Ende des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet. Ihr äußeres Erscheinungsbild ist maßgeblich durch die Restaurierungs- und Instandsetzungsarbeiten im 19. Jahrhundert geprägt worden. Im Inneren ist der Eindruck des hochaufragenden gotischen Kirchenraums erhalten. Die Innenausstattung ist handwerklich und künstlerisch bedeutend und zeugt von der Geschichte der Kirchengemeinde. An der Erhaltung der Kirche besteht aufgrund ihrer geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Bedeutung ein öffentliches Interesse. Ihre Bedeutung im Rahmen der Ortsgeschichte erklärt sich durch ihre enge Verbindung mit der Geschichte der Stadt Buxtehude. Die Kirche steht auf einer Schwemmsandinsel, auf der wahrscheinlich schon vor der Stadtgründung eine kleine Ansiedlung existierte. Ob die Petri-Kirche, die 1196/97 in der Gründungsurkunde des Klosters in Altkloster genannt wird, zu dieser Ansiedlung gehörte und sich bereits an dieser Stelle befand, muss offen bleiben. Die urkundlich überlieferte Grundsteinlegung einer Kirche mit der Stadtgründung 1285 ist wohl auf einen ergrabenen, kleineren Vorgängerbau zu beziehen. Dieser blieb vermutlich unvollendet, nachdem der bestehende größere Kirchenbau durch einen Ablass von 1296 finanziert wurde. Nachrichten über Altarstiftungen sprechen für seine Vollendung im 2. Viertel des 14. Jahrhunderts. Der Kirchenbau hat sowohl auf das Orts- als auch auf das Landschaftsbild einen bedeutenden Einfluss. Der Westturm und das Kirchenschiff prägen mit ihrer Höhe und ihrer architektonischen Gestalt die Silhouette der Stadt und die Landschaft in der Umgebung von Buxtehude. In der Innenstadt gelegen ist die Kirche vom ursprünglichen Kirchhof der Stadt umgeben. Durch ihre strenge Ostung weicht ihre Ausrichtung von derjenigen der Straßen ab. Der im Osten der Kirche gelegene Petri-Platz wird daher vom Chor und der Südseite der Kirche überragt. Vom innerstädtischen Hafen, dem Fleet, im Westen wird durch die Achse der Kirchenstraßen der Turm vollständig sichtbar. Die Bedeutung der St-Petri-Kirche im Rahmen der Baugeschichte bezieht sich sowohl auf den mittelalterlichen Kirchenbau als auch dessen Wiederherstellungsmaßnahmen insbesondere im 19. Jahrhundert. Bei der Planung des mittelalterlichen Kirchenbaus wurden zwei Bautraditionen von gotischen Backsteinkirchen miteinander kombiniert: Die Grundrissdisposition und die verwendeten Bauelemente entsprechen einer Gruppe von zumeist Hallenkirchen die in der Nachfolge der Lüneburger St.-Johannis-Kirche im nordöstlichen Niedersachsen entstanden sind. Die Konzeption des Aufrisses orientierte sich an Backsteinbasiliken, die in der Nachfolge der Lübecker St.-Marien-Kirche vor allem in mecklenburgisch-pommerschen Hansestädten errichtet wurden. Erzeugt wurde ein hoher und lichter gotischer Kirchenraum. Anders als bei vielen Basiliken wurde für die auf Schwemmsand stehende Kirche kein schweres Strebewerk errichtet, sondern Zuganker zum Abfangen des Gewölbeschubes verwendet. Zu dem Wiederherstellungsmaßnahmen der Kirche im 19. Jahrhundert zählen der Neubau des durch Blitzschlag abgebrannten Turmoberbaus 1853 bis 1858 durch J. Wimmel aus Hamburg sowie die Wiederherstellung des einsturzgefährdeten Kirchenschiffes 1898 bis 1899 durch Karl Börgemann aus Hannover. Der Turmbau wurde mit industriellen Baumethoden in freien-abstrahierten neogotischen Formen errichtet, die Wiederherstellung des Kirchenschiffes erfolgte nach einer eingehenden Bestandsaufnahme teils rekonstruierend, teils in angelehnten Bauformen. Beide Bauphasen zeigen unterschiedliche Sichtweisen für den Entwurf neogotischer Architektur und geben gleichzeitig Aufschluss über die Entwicklung denkmalpflegerischer Maßnahmen im 19. Jahrhundert bzw. die Herangehensweise der Hannoverschen Architekturschule bei der Rekonstruktion historischer Bauten. Die Bedeutung der Innenraumgestaltung beruht einerseits auf der künstlerisch und historisch wertvollen Ausstattung der Kirche, anderseits auf dem Farbkonzept von Ausmalung und Ausstattung. Die Kirchengemeinde besitzt mehrere Ausstattungsstücke aus vorreformatorischer Zeit, da in der lutherischen Kirche während der Reformation kein Bildersturm erfolgte. Viele Ausstattungsstücke wurden sogar erst nach der Reformation aus Klöstern und Kirchen, die in der Umgebung aufgelöst wurden, in die Stadtkirche zu Aufbewahrung gebracht. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde der Kirchenraum allmählich durch die Schaffung neuer Ausstattungsstücke an die neue Konfession und Liturgie angepasst. Die markanteste Anpassung erfolgte im 18. Jahrhundert durch die Einbringung von barocker Kanzel und Hochaltar. Die Bleiglasfenster sind die letzten erhaltenen Zeugnisse der Neuausstattung der Kirche nach den Wiederherstellungsarbeiten Ende des 19. Jahrhunderts. Der Chorraum wurde mit Buntglasfenstern ausgestattet, um dessen sakralen Charakter zu steigern, das Kirchenschiff mit weißen Bleiglasfenstern, um Licht für die Gemeinde einzulassen. In dieser Zeit wurde die schlichte weiß barocke Innenraumfassung durch eine farbige Ausmalung in neogotisch-floralen Formen nach einem Entwurf von W. Becker, Aachen ersetzt. Das Farbkonzept für die heute sichtbare Ausmalung von 1967 entwickelte der Malers Carl Frey-Talmühlen. In seinem Konzept kombiniert er frei die bunte Farbigkeit mittelalterlicher und die neutrale Farbgebung barocker Kirchenräume, indem der die architektonischen Gliederungselemente der Kirche farbig, deren Wandflächen aber in weiß fassen ließ. Die Farbgebung der Kirche wird somit sowohl deren gotischer Architektur als auch dem barocken Hochaltar und der Kanzel gerecht. Letztere, wie auch die Kirchenbänke, wurden in dieser Zeit farbig neu gefasst.
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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Baldachinaltar mit der Verklärung Christi (2019)

Halepagenaltar Innenansicht (2019)

Kronenleuchter im Mittelschiff (2022)

Gewölbe Mittelschiff (2022)

Blick vom nördlichen Seitenschiff zum Südportal (2022)

Kruzifix (2022)

Blick auf die Nordwand des Mittelschiffes (2022)

Blick von der Orgelempore in das nördliche Seitenschiff (2022)

Innenraum nach Osten (2022)

Obergaden (2022)

Furtwängler-Orgel (2022)

Altarretabel im Chorraum (2022)

Ansicht von Nordwesten 2022 (2022)

Ansicht von Westen 2022 (2022)

Sakristei 2022 (2022)

Ansicht von Südosten 2022 (2022)

Brauthaus 2022 (2022)

Nordseite 2022 (2022)

Kanzel (2018)

Innenansicht nach Westen 1958 (1958)

Innenansicht nach Osten 1898 (1898)

Innenansicht nach Westen 1898 (1898)

Innenansicht nach Osten 1958 (1958)