Siedlungslandschaft Rundlinge im Wendland
- Landkreis
- Lüchow-Dannenberg
- Samtgemeinde
- Lüchow (Wendland) [Sg]
- Gemeinde
- Küsten
- Gemarkung
- Lübeln
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Lübeln
- Objekttyp
- Rundlingsdorf
- Denkmalstatus
- Gruppe baulicher Anlagen (gemäß §3 Abs. 3 S. 1 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 30827293
- Objekt-Nr.
- 6
- Fachbereich
- Baudenkmal Gruppe
- Beschreibung
- Das große Rundlingsdorf mit dem Freilichtmuseum „Wendlandhof“ liegt 4 km nordwestlich von Lüchow unweit südlich der Bundesstraße 493 von Uelzen nach Lüchow. Das Dorf befindet sich am südlichen Rand der mit einer Gesamtfläche von 298 ha ungewöhnlich großen Gemarkung auf 17-19 m üNN innerhalb einer sumpfigen Niederung zwischen zwei flachen Geestrücken. Die Ackerflächen erstrecken sich bis auf eine Höhe von 23 m üNN überwiegend nach Nordosten, im geringeren Umfang auch nach Westen jenseits der Bachniederung. Die Hauptzufahrt erfolgt daher auch von Nordosten über einen Damm. Unmittelbar an der Zufahrt zum mit 90 m im Durchmesser ungewöhnlich großen Dorfplatz fließt von Nordwesten nach Südosten der Lübelner Mühlenbach. Der zugehörige Wohnplatz mit der stillgelegten Wassermühle 250 m nordwestlich des Rundlings wurde 1962-64 vom Mühlenbach abgehängt. Ein tiefer Graben verlässt rund 1 km nordöstlich des Rundlings den alten Bachlauf, um den Mühlenstandort weiträumig zu umgehen. Zwischen der Brücke an der Dorfzufahrt und der Mühle trifft er wieder auf den Mühlenbach. Der einstige Mulde mit dem etwas tiefer liegenden Mühlenstau nordwestlich der Mühle und der alte von Erlen gesäumte Mühlenbach nördlich und südlich der Bundesstraße liegen heute trocken. Die einstigen Kohlgärten des Dorfes befanden sich jenseits der Bachniederung am Übergang zu den Ackerflächen. Zur einstigen Schweineweide innerhalb der Bachniederung, den angrenzenden Ackerflächen im Westen und der Heerstraße nach Uelzen führt der Nebenausgang zwischen den Höfen Nr. 9 und 10. Die ehemalige Schweineweide dient heute als Dorferweiterungsgebiet. Ein zweiter Nebenausgang nach Südosten führt als Viehtrift vorbei an der Kapelle auf die Weideflächen und zu den Rottekuhlen. Am Ortsausgang im Nordwesten zeugt an einem Abzweig von der B 493 ein dreieckig gebrochener Findling von einem alten Wegweiser, wie sie bis in das frühe 20. Jahrhundert im Wendland weit verbreitet waren. Der Wegweiser und die alte Trasse der „Heerstraße von Uelzen“ sind noch auf der Verkoppelungskarte von 1832/33 verzeichnet. Der auf weißem Feld geschriebene Ortshinweis ist heute abgewaschen, die Straße lediglich als Feldweg erhalten. Die heutige Trassenführung der B 493 mit der 1,5 km weiter östlich beim alten Krug einmündenden Alten Lüneburger Heerstraße, der heutigen Kreisstraße 8, entspricht keineswegs der historischen Wegeführung. Durch das Überschwemmungsgebiet der Jeetzel um Lüchow und den Zuflüssen Gühlitzer und Lübelner Mühlenbach war die Niederung über Jahrhunderte nur schwer und keineswegs ganzjährig zu durchqueren. Das Rundlingsdorf Lübeln gehörte daher auch ab 1363 nicht zur Grafschaft Lüchow sondern zum Adligen Gericht Platenwerder. Das Dorf Plate mit der ungewöhnlich großen Eigenkirche der Familie von Plato und der 1629 gegründeten Schule befindet sich ganzjährig gut erreichbar knapp 4 km östlich von Lübeln am Rande des Jeetzelniederung. Der einzige Friedhof für die acht Dörfer des Adligen Gerichts liegt auf freiem Feld auf der Höhe von Müggenburg zwischen Gollau und Plate an der alten Hauptverbindung zwischen Lüchow und Dannenberg. Auf der Verkoppelungskarte von 1832/33 ist der „Todtenweg nach Müggenburg“ noch verzeichnet. Die Lage des Friedhofs entspricht damit genau der des spätslawischen Gräberfeldes von Satemin. Die acht Dörfer, zu denen auch Lübeln gehörte, liegen alle am Rand eines ausgedehnten Geestrückens, der das Zentrum dieser gleichermaßen natürlichen wie geschichtlichen Landschaftseinheit bildet. Die erste urkundliche Erwähnung als „Lubelen“ ist für 1323 überliefert. Laut Winsener Schatzregister von 1450 bestand der Rundling aus 11 Hakenhöfen. Eine „Hake“ entsprach einer halben „Hufe“. Es handelte sich somit eigentlich um 11 Halbhufner. Laut Höferegister von 1563/64 waren durch einige Teilungen 18 Hofstellen und eine zusätzliche Kötnerstelle am Dorfeingang, heute die Nr. 12, im Dorf vertreten. Nach einer Wüstungsperiode in Folge des Dreißigjährigen Krieges gab es 1731 wieder 11 Halbhufnerstellen. Die 14. der überlieferten Feuerstellen innerhalb der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1776 dürfte auf das bis heute erhaltene Nebenhaus auf Hof Nr. 2 zurückgehen. Der Stand mit 11 Hofstellen am Dorfplatz sowie zusätzlich der Kötnerstelle und der Mühle verblieb bis zur Verkoppelung ab 1833. Von den 11 Haupthäusern unmittelbar am Rundlingsplatz sind bis auf den leeren Hausplatz von Hof Nr. 4 alle anderen erhalten. Dabei handelt es sich um Hausgerüste, die aus Zwei-, Drei- und Vierständer-Hallenhäusern hervorgegangen sind. Viele dieser Häuser wurden erst im 20. Jahrhundert auf vier Ständerreihen erweitert. Der ehemalige Zweiständer von 1686, die heutige Nr. 9, wurde 1923 zum Vierständer ausgebaut, die beiden Dreiständer Nr. 7 von 1746 und Nr. 8 von 1698 in den Jahren 1904 und 1934. Lediglich der Dreiständer von 1733 in zweiter Reihe als Nebenhaus von Nr. 2 wurde keiner Erweiterung unterzogen. Die übrigen Vierständer des Dorfes verteilen sich über eine größere Zeitspanne von 1800 bis 1890. Somit präsentiert sich das Dorf heute in einer großen Geschlossenheit mit im Kern oftmals deutlich älteren Haupthäusern als es zunächst den Anschein hat. Das noch 1832/33 auf dem Dorfplatz verzeichnete Gebäude der Dorfgemeinschaft, eine Bauernstube oder ein Hirtenhaus, ist auf dem preußischen Urkataster von 1872 bereits nicht mehr vorhanden. Der bis heute auffallend geschlossene Gürtel eines Hof- und Bruchwaldes schließt sich vergleichbar zu Bussau innerhalb der feuchten Bachniederung unmittelbar um die Hofplätze. Die zusätzliche Kapelle, ein Fachwerkbau von 1909, hatte einen massiven Vorgängerbau vermutlich aus dem 17. Jahrhundert. Eine Holländerwindmühle auf dem Geestrücken nordöstlich des Dorfes war lediglich von 1874 bis 1922 in Betrieb.
- Denkmalbegründung
- Das Rundlingsdorf vereint in seiner Siedlungsstruktur und Entwicklung idealtypisch alle wesentlichen Merkmale für diesen besonderen Siedlungstypus aus dem frühen Landesausbau im hohen Mittelalter: typisch sind der runde Dorfplatz, der Hauptzugang aus der höher gelegenen Feldmark, die radiale Anordnung der Hofplätze um den Dorfplatz, die Hofzufahrten vom Dorfplatz, die Lage des Dorfes am Rande eines Niederungsgebietes, der Ring an Hofwäldern und Hofwiesen auf den Hofplätzen und die dominante Verbreitung des niederdeutschen Hallenhaus als Haupthäuser mit ähnlich großen Scheunen im rückwärtigen Bereich. An der Erhaltung des Rundlingsdorfes innerhalb der "Siedlungslandschaft Rundlinge im Wendland“ besteht aufgrund seiner landes- und siedlungsgeschichtlichen Bedeutung, seiner Bedeutung für die Kulturlandschaft im Niederen Drawehn und seiner prägenden Bedeutung für das Landschaftsbild ein öffentliches Erhaltungsinteresse.
- GruppenMitglieder (ID | Typ | Adresse)
- 30854445 | Wohn-/Wirtschaftsgebäude | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 10
30854671 | Wohn-/Wirtschaftsgebäude | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 12
30854692 | Wohn-/Wirtschaftsgebäude | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 6
30854713 | Wohn-/Wirtschaftsgebäude | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 9
30854734 | Wohn-/Wirtschaftsgebäude | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 8
30854755 | Wohn-/Wirtschaftsgebäude | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 7
30854776 | Wohn-/Wirtschaftsgebäude | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 5
30854818 | Wohn-/Wirtschaftsgebäude | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 3
30854881 | Wohn-/Wirtschaftsgebäude | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 1
30854920 | Kapelle (Bauwerk) | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln
35495333 | Scheune | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 4
35495363 | Scheune | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 5
35495384 | Scheune | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 6
35495411 | Schweinestall | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 8
35495463 | Wirtschaftsgebäude | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 9
35495487 | Backhaus | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 9
35495522 | Stall | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 9
35495555 | Stall | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 9A
35495577 | Scheune | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 9A
35495599 | Stall | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 12
35495680 | Stall | Küsten - Lübeln - Lübeln - Lübeln 3
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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