EÜ km 3,152 (sog. EÜ Bismarckstraße) DB-Strecke 1733
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Hannover, Stadt
- Gemarkung
- Hannover
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Südstadt
- Adresse
- Mainzer Straße 13
- Objekttyp
- Eisenbahnbrücke
- Baujahr
- 1908
- bis
- 1908
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 30817987
- Objekt-Nr.
- 5842
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Südlich des Bahnhofes Bismarckstraße gelegene und mit diesem eine funktionale Einheit bildende Eisenbahnbrücke, 1908 nach Planung der Königlichen Eisenbahndirektion fertig gestellt. Widerlageraußenseiten, Arkaden und Wandpfeiler mit Pylonen aus Sandsteinquader. Natursteinelemente teils sehr aufwendig gestaltet, darunter figürliche Darstellungen, sowie mit differenzierter Oberflächengestaltung. Widerlagerwände mit Betonkern und glasierten Vormauerziegeln. Überbau aus drei Einfeldträgern mit Zwischenlagern auf gusseisernen Stützen, als genietete Vollwandträger, Untergurte leicht gekrümmt. Querträger schon aus gewalzten I-Profilen, dazwischen Träger in Längsrichtung die Buckelbleche aufnehmen. Zwischen den Überbauten Kappendecken von halbkreisförmigen Fachwerkträgern gestützt für die Bahnsteige. Die gusseisernen Stützen aufwendig mit Basis, kanneliertem Schaft und Kapitel, hier nur erhalten weil kein Straßenverkehr.
- Denkmalbegründung
- Zwischen 1905 und 1912 kam es im Stadtgebiet von Hannover im Rahmen eines großen Bauprogramms zu erheblichen Umgestaltungen im Bereich zahlreicher Kreuzungspunkte von Straßenverkehr und Eisenbahnen, welche den Bau einer Vielzahl von neuen Brücken mit sich brachte, um Straßen, Wege und Gewässer zu überqueren. Der zunehmende Straßenverkehr bewirkte einerseits eine Hochlegung der Bahngleise. Zeitgleich kam aufgrund des starken Durchgangsverkehrs die Forderung auf, den räumlich eingeengten Hauptbahnhof durch den Bau einer Güterumgehungsbahn zu entlasten. Diese Güterumgehung wurde von Wunstorf über Linden nach Lehrte geplant und umging im Süden weiträumig Stadtkern. Im Zusammenhang mit der Umgehungsstrecke entstand im Süden von Hannover eine Anbindung an die Altenbekener und die Südbahnstrecke, wofür im Stadtgebiet die Gleishochlegung erfolgte. Zur Überquerung von Straßenzügen entstanden sehr qualitätvolle Brückenbauten mit genieteten Vollwandträgern, gusseisernen Stützen und reich verzierten Widerlagern aus Sandstein. Durch die finanzielle Beteiligung der Stadt Hannover am gesamten Bauprogramm konnte seitens der Stadt Hannover eine ästhetische Gestaltung der Bauwerke geltend gemacht werden, die wiederum durch den Oberregierungs- und Baurat der Eisenbahndirektion Hannover Ernst Möller geprüft wurde. Die im Rahmen der Gleishochlegung in Hannover rund 80 errichteten Brücken sind anhand ihres einheitlichen, charakteristischen Erscheinungsbildes durch ihre Stahlvollwandträger-Überbaukonstruktion und ihre Zierformen zu erkennen. Markant für die Brücken sind vor allem die aufwendig gestalteten Pylone, die den überspannten Straßenraum hervorheben. Die einzelnen Bauwerke unterscheiden sich aber deutlich in der Ausführung und sind in den Details individuell gestaltet. Die Brücke am Bahnhof Bismarckstraße stellt wie die Brücke am Altenbekener Damm in diesen Planungen und Ausführungen einen Höhepunkt dar, die in ihrer Substanz und Aussagekraft nahezu vollständig überliefert ist. Die dreifeldrige Aufteilung des Vollwandträgers mit einem größeren Mittelfeld auf gusseisernen Stützen während des Stadtumbaus für die Güterumgehungsbahn und Gleishochlegung vornehmlich ausgeführt. Die Anwendung dieses Überbautyps ist charakteristisch für den Umbau der innerstädtischen Eisenbahninfrastruktur in den Metropolen Deutschlands in der Zeit zwischen 1900 bis ca. 1915 (z. B. Berlin und Chemnitz). Die geschichtliche Bedeutung dieses Typenbaus, der exemplarisch für viele andere Objekte steht, begründet sich vor allem durch seine beispielhafte Ausprägung. Darüber hinaus kommt dem Objekt eine Bedeutung für die Verkehrs- und für die Wirtschafts- und Technikgeschichte im Allgemeinen sowie für die Stadtbaugeschichte in Hannover zu. Der Gestaltwert der genieteten Konstruktion wurde durch gerundete Untergurte und gestaltete gusseiserne Stützen mit Basis, kanneliertem Schaft und Kapitel angehoben. Besonders sind die halbrunden Fachwerkträger für die Kappendecken zwischen den Überbauten. Der überwiegende Teil der Stahlbauelemente ist authentisches Zeugnis für den Stahlbau um die Zeit nach 1900 und besitzt daher eine wissenschaftliche Bedeutung mit Beispielwert. Herausragend gestaltet sind zudem die Widerlager und die Pylone. Die Brücken am Bahnhof Bismarckstraße und am Altenbeckener Damm sind die einzigen, die im Zusammenhang der Gleishochlegung in Hannover im frühen 20. Jahrhundert errichtet wurden und eine solche Gestaltung aufweisen. Durch die vier Pylone mit zeitgenössischen Vollfiguren und Reliefs wird der überspannte Raum schon von Weitem sichtbar hervorgehoben. Aufgrund dieser künstlerischen Gestaltwerte sowie aufgrund des Einsatzes und der handwerklich herausragenden Bearbeitung des Materials kann der Brücke eine künstlerische Bedeutung zukommen, die regional nahezu singulär ist. Hinzu kommt die städtebauliche Bedeutung, nicht nur als Element des Stadtumbaus bei der Errichtung der Güterumgehungsbahn und Gleishochlegung in Hannover, sondern auch als Bauwerk mit prägendem Einfluss auf das Straßenbild. An der Erhaltung der Brücke besteht daher ein öffentliches Interesse.
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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