Jüdischer Friedhof An der Strangriede Hannover
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Hannover, Stadt
- Gemarkung
- Hannover
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Nordstadt
- Adresse
- An der Strangriede 55
- Objekttyp
- Friedhof
- Baujahr
- 1864
- Personen
- Oppler, Edwin
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, wissenschaftlich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 30795431
- Objekt-Nr.
- 1735
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Juedische-Friedhoefe Hannover-Unesco-City-of-Music
- Jüdische Topographie Nachdem der alte jüdische Friedhof an der Oberstraße nahezu vollständig belegt war, entschied sich die jüdische Gemeinde, einen neuen Friedhof einzurichten. (Schulze 2005, S. 751) Im Oktober 1858 erwarb sie ein 11.000 qm großes Grundstück in der Feldmark der nördlichen Vorstadt, an der Strangriede. (Schulze 1989, S. 102) Der Magistrat unterstützte das Vorhaben, und im November 1858 erteilte auch die Landdrostei ihre Zustimmung. (Eilitz 1970, S. 155) Aber erst nach langwierigen Verhandlungen über die Ablösung der Weiderechte und den Verlauf der Grundstücksgrenzen konnte am 1. Januar 1862 schließlich mit dem Bau der Friedhofsanlage begonnen werden, mit dessen Gestaltung wohl der jüdische Architekt Edwin Oppler betraut worden war. 1864 folgte die feierliche Einweihung. (Schulze 1989, S. 104/105) Die Anlage – ein ummauertes, durch Alleen in mehrere Felder gegliedertes Gräberfeld mit einem Vorbereich, in dem eine Trauerhalle, ein Leichenhaus und ein Wächterwohnhaus ihren Platz fanden – wurde vorbildlich für viele weitere (groß-)städtische jüdische Friedhöfe. Am Anfang setzte man die Verstorbenen ausschließlich in Reihengräbern in der Reihenfolge ihres Todes bei. Lediglich für die Ehepartner konnte eine benachbarte Grabstelle reserviert werden. (Schulze 1989, S. 110) Seit 1865 wurden auch Erbbegräbnisse entlang der Friedhofsmauern gestattet. (Schulze 1989, S. 119) Ab den 1890er Jahren entstanden nach Entwürfen christlicher Architekten monumentale, prachtvoll gestaltete Familiengrabstätten. Mit Eröffnung des jüdischen Friedhofs in Hannover-Bothfeld 1924 fanden auf dem Friedhof „An der Strangriede“ nur noch Beisetzungen in den reservierten Grabstellen statt. (Schulze 1989, S. 123) Im Oktober 1944 und im März 1945 wurde der Friedhof von Bomben getroffen. Betroffen waren vor allem die Friedhofsbauten und das nordöstliche Gräberfeld. (Schulze 1989, S. 125) Das 10.575 qm große trapezförmige Friedhofsgelände wird von einer hohen Mauer eingefasst. Über den Eingang an der Straße „An der Strangriede“ gelangt man auf einen gepflasterten Vorhof mit steinernem Brunnen, an dem im Süden die Trauerhalle (Predigthalle) und im Westen ein Wohnhaus anschließen. Das Friedhofsareal wird durch eine Hauptallee, die von der Trauerhalle aus in südliche Richtung verläuft, und zwei Queralleen in geometrische Felder untergliedert. Im Schnittpunkt der Hauptwege liegt ein Rondell. Erhalten haben sich sechs historische Gräberfelder, die von 1864 bis 1927 mit Reihengräbern belegt wurden, sowie ein nachträglich angelegtes Feld mit Grabstätten aus der Zeit von 1926 bis 1980. Erbbegräbnisse befinden sich entlang der Einfriedung, die Ehrengräber für die Landrabbiner und die Ehrenreihe für die nach Hannover überführten Gefallenen des Ersten Weltkriegs an exponierter Stelle am Mittelweg. Für Kinder und die Juden aus Linden wurden spezielle Gräberfelder südlich der Trauerhalle angelegt. (Vgl. Plan des historischen Friedhofs, Schulze 1989, nach S. 130) Die Grabmale des jüdischen Friedhofs spiegeln in besonderer Weise Entwicklungen und Tendenzen in der Grabmalgestaltung großstädtischer jüdischer Friedhöfe wider. Mit ca. 2.500 erhaltenen Reihen- und Familiengrabstätten ist der Friedhof "An der Strangriede" heute der größte Begräbnisplatz in Niedersachsen. (Schulze 2005, S. 751) Literatur Manuskript Handbuch jüdischer Ritualbauten Niedersachsen | Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa, TU Braunschweig Bauer 1991 Bauer, Joachim: Der jüdische Friedhof „An der Strangriede“ in Hannover. In: Die Gartenkunst, 3. Jg., 1991, Nr. 1, S. 111–117. Bauer 1986 Bauer, Joachim: Ein jüdischer Friedhof in Hannover. Der jüdische Friedhof An der Strangriede – Geschichte und gartendenkmalpflegerisches Leitkonzept. Diplomarbeit Universität Hannover, Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur 1986. Diamant 1982 Diamant, Adolf: Jüdische Friedhöfe in Deutschland – eine Bestandsaufnahme. Frankfurt am Main 1982; zum jüdischen Friedhof: S. 79. Fahl 2010 Fahl, Andreas: Der jüdische Friedhof An der Strangriede. In: Über das Leben hinaus. Ein Spaziergang über Hannovers Friedhöfe. Begleitbuch zur Ausstellung im Historischen Museum Hannover (Schriften des Historischen Museums Hannover; Bd. 39). Hannover 2010, S. 32/33. Knocke/Thielen 2007 Knocke, Helmut/Thielen, Hugo: Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon. Handbuch und Stadtführer. Springe 4. akt. u. erw. Aufl. 2007; Eintrag An der Strangriede 55: S. 87. Schulze 1998 Schulze, Peter: Beiträge zur Geschichte der Juden in Hannover (Hannoversche Studien; Bd. 6). Hannover 1998; zum jüdischen Friedhof: S. 18/19 u. 205-208. Schulze 2005 Schulze, Peter: Hannover. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, hg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel. Bd. 1. Göttingen 2005, S. 726-796; zum jüdischen Friedhof: S. 751. Schulze 1989 Schulze, Peter: Juden in Hannover. Beiträge zur Geschichte und Kultur einer Minderheit (Kulturinformation Nr. 19). Hannover 1989; Kapitel: Bet Hachajim – Haus des Lebens. Der jüdische Friedhof An der Strangriede in Hannover, S. 102-127; Kapitel: Ein Rundgang über den Friedhof An der Strangriede, S. 128-131. Schulze 2009 Schulze, Peter: Jüdische Friedhöfe – An der Strangriede 55a. In: Mlynek, Klaus/Thielen, Hugo u.a. (Hg.): Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Hannover 2009, S. 328/329.
- Beschreibung
- Friedhof, 1862 bis 1864 nach einem Entwurf von Edwin Oppler angelegt. 10.575 qm großes, von hoher Mauer eingefasstes Friedhofsgelände. Im Norden Vorbereich mit Trauerhalle und Wohnhaus, südlich der Trauerhalle durch Alleen in mehrere Felder gegliedertes Gräberfeld. Reihengräber, ab 1865 auch Erbbegräbnisse entlang der Einfriedung. Ehrengräber für Landrabbiner, Ehrenreihe für die Gefallene des Ersten Weltkriegs, besondere Felder für Kinder und die Juden aus Linden. Ca. 2.500 erhaltene Grabmale. Neben schlichten Stelen des 19. Jahrhunderts ab ca. 1890 auch eine Reihe repräsentativer Grabmale..
- Denkmalbegründung
- An der Erhaltung des 1864 eingeweihten jüdischen Friedhofs „An der Strangriede“ in Hannover besteht aufgrund seiner historischen und wissenschaftlichen Bedeutung ein öffentliches Interesse: Als Begräbnisplatz der jüdischen Gemeinden von Hannover, Herrenhausen und Linden mit ca. 2500 erhaltenen Grabsteinen aus der Zeit zwischen 1864 und 1980 und der erkennbaren Gliederung in sechs von einer Mittelallee erschlossenen historische Gräberfelder ist er sowohl ein aussagekräftiges Objekt der lokalen Geschichte als auch der Sozial-, Kultur- und Religionsgeschichte und der Geschichte der jüdischen Bestattungskultur. Als eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse für die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Niedersachsen besitzt der Friedhof einen hohen Dokumentations- und Erinnerungswert. Als Kriegsgräberstätte für jüdische Gefallene des Ersten Weltkriegs ist der Friedhof von nationalgeschichtlicher Bedeutung.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 30591007 | | Israel. Friedhof An der Strangriede
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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