Architekturfakultät der TH Hannover
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Hannover, Stadt
- Gemarkung
- Hannover
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Nordstadt
- Adresse
- Schloßwender Straße 1
- Objekttyp
- Fabrikgebäude
- Baujahr
- 1874
- bis
- 1966
- Personen
- Spengelin, Friedrich
Frühling, Ludwig
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 30794962
- Objekt-Nr.
- 263
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- 1960+-in-Hannover Universitaeten-in-Niedersachsen
- Beschreibung
- Als Eckbebauung an Nienburger und Schlosswender Straße gelegenes dreigeschossiges Fabrikgebäude als roter Backsteinbau, mit reich gegliederten Fassaden, 1874-1893 vom Architekten Ludwig Frühling als Druckerei der Geschäftsbücherfabrik König und Ebhardt errichtet. Erhaltener Südwestflügel heute letztes Zeugnis der ursprünglich umfangreichen Fabrikanlage des 19. Jahrhunderts. Nach Teilzerstörung im Zweiten Weltkrieg und Reduzierung der Höhe des risalitartigen Eckbaus von ehemals fünf auf drei Geschosse, wurde dem Gebäude 1965-66 für die Abteilung Architektur der Technischen Hochschule, die das Gebäude bereits seit 1937 nutzte, ein neues, über einem dunklen, umlaufenden Fensterband kupferverkleidetes, teils flach gedecktes, teils mit Sheddächern versehenes Dachgeschoss nach Entwürfen der Architekten Friedrich Spengelin und Horst Wunderlich aufgesetzt.
- Denkmalbegründung
- Das ehemalige Fabrikgebäude wurde im Zeitraum von 1874 bis 1893 vom Architekten Ludwig Frühling (1833-1906) als Druckerei der Geschäftsbücherfabrik König & Ebhardt errichtet. Einschlägig bekannt ist der Architekt Frühling durch seine Bauleitertätigkeiten in den Büros von Ludwig Droste und Conrad Wilhelm Hase an Projekten wie des Neubaus der Marienburg in Pattensen oder der Restaurierung der Marktkirche in Hannover. Ab 1866 war Frühling im preußischen Staatsdienst als Hofbaukondukteur und späterer Hofrat tätig und für prominente Bauten in Hannover, wie dem Leineschloss und dem Schloss Herrenhausen, zuständig. Auch in eigener Bürotätigkeit schuf der Architekt sehr bekannte und wichtige Werke innerhalb der Stadtbaugeschichte der niedersächsischen Landeshauptstadt, wie das Pfarrhaus der Marktkirchengemeinde (Hannover-Mitte, 1884). Das Fabrikgebäude der ehemaligen Druckerei ist – wie der ehemaligen Lagerkeller der Städtischen Lagerbier-Brauerei (Hannover-Südstadt, 1885) – eines von vielen Industriegebäuden, die Frühling in Hannover erstellt hat. Die J.C.König & Ebhardt Geschäftsbücherfabrik wurde 1845 gegründet und war weltweit die erste ihrer Art. Durch den Einsatz technischer und zukunftsweisender Neuerungen und die Angebotsvielfalt entwickelte sie sich schnell zu einem führenden Unternehmen in der Druckereibranche und leistete somit einen hohen Beitrag für die Wirtschaft und den weltweit anerkannten Druckereistandort Hannover. Der reich gegliederte Backsteinbau existiert heute als Rest der im Zweiten Weltkrieg zerstörten größeren Anlage. 1965-66 wurde – aufgrund zunehmender Studierendenzahlen – ein neues Dachgeschoß für die Zwecke der Abteilung Architektur der Universität Hannover von den Architekten Friedrich Spengelin (1925-2016) und Horst Wunderlich aufgesetzt. Der bundesweit bekannte und die Nachkriegsarchitektur der Bundesrepublik mitprägende Spengelin wurde 1961 als Professor an die Technische Hochschule Hannover berufen und hatte hier bis 1993 mehrere Lehrstühle inne. Für die Architektur der 1960er Jahre, in der Typisierung, Normierung und Vorfabrikation von Bauteilen eine bestimmendes Thema war, nimmt die Aufstockung des Fabrikgebäudes im Gegensatz dazu, als kontextbeachtende aber trotzdem außergewöhnlich freie Lösung, im Architekturschaffen dieser Zeit für die Stadt Hannover eine Sonderstellung ein. Es gibt sehr wenig vergleichbare Objekte, bei denen die Umsetzung der komplizierten Bauaufgabe in Bauform, Grundrisslösung und Erscheinungsbild, gleichzeitig aber auch der respektvolle Umgang mit dem Bestand, so sehr gelungen ist wie an diesem Bauwerk. Das „neue“ Bauteil negiert die Gliederung des Altbaus nicht, sondern interpretiert das Vorhandene, nimmt Bezüge auf und führt Achsen und Kanten nach oben hin fort. So lockert beispielsweise die Sheddachlösung für vier Bauteile an der Schlosswender Straße die Ansicht auf und führt Linien der Backsteingeschosse weiter – die Aufstockung nimmt dem Backsteinbau des 19. Jahrhunderts etwas von seiner Strenge, der Backsteinbau stützt hingegen das Formenspiel des Bauteils der 1960er Jahre. Das Objekt ist ein gelungenes Bespiel für eine gut ablesbare Bauentwicklung, die durch das Zusammenspiel der einzelnen Bauphasen noch gesteigert wird. An der Erhaltung des ehemaligen Fabrikgebäudes besteht, in seinem heutigen Erscheinungsbild, daher aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung für die Ortsgeschichte, für die Bau- und Kunstgeschichte, aufgrund der beispielhaften Ausprägung von historischen Baustilen, als Werk überregional bekannter Architekten, als Zeugnis für die Wirtschafts- und Technikgeschichte, aufgrund seiner künstlerischen Bedeutung wegen der nicht alltäglichen Gestaltwerte und aufgrund seiner städtebaulichen Bedeutung als Eckpunkt an einer prominenten Kreuzung und somit mit prägendem Einfluss auf das räumliche Gefüge der Straßen und zugleich auf das Straßenbild selbst, ein öffentliches Interesse.
- Literatur
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- Weiterführende Links
- Denkmaltopographie Stadt Hannover, Teil 1 10.1: Objekterwähnung
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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