Erlöserkirche
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Hannover, Stadt
- Gemarkung
- Linden
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Linden-Süd
- Adresse
- An der Erlöserkirche 1
- Objekttyp
- Kirche (Bauwerk)
- Baujahr
- 1878
- bis
- 1882
- Personen
- Hase, Conrad Wilhelm
Maßler, Theodor
Schaper, Hermann
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 30786892
- Objekt-Nr.
- 1056
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Hannoversche-Schule
- Beschreibung
- Die in Linden-Süd gelegene neugotische Erlöserkirche (früher Zionskirche) ist eine dreischiffige Staffelhalle mit Querhaus unter Satteldach. Der an die Vierung anschließende Chor ist dreiseitig geschlossen, an seinen Scheitelpunkt ist eine gewölbte Sakristei auf sechsseitigem Grundriss angebaut. Im mit gemauerter Spitze versehenen Westturm befindet sich zwischen kräftigen Strebepfeilern der als Archivoltenportal unter Wimperg gestaltete Haupteingang, flankiert von zwei kleineren Treppentürmen. Die quadratischen Joche im Inneren sind von sechsteiligen Kreuzrippengewölben überfangen, die Seitenschiffe durch massive Emporen unterteilt. Prägend für den Innenraum sind v. a. die backsteinsichtigen Gliederungselemente, die bauzeitlichen Prinzipalstücke, der Prospekt der 1881 von Furtwängler und Söhne gebauten Orgel sowie das durchgehend das Mittelschiff ausfüllende originale Gestühl. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Bevölkerungszahl der Industriestadt Linden explosionsartig gestiegen, so dass die Notwendigkeit des Baus einer zweiten Kirche immer dringlicher wurde. Bereits 1866 hatte König Georg V. den Bauplatz dafür gestiftet, die im selben Jahr erfolgte Annexion Hannovers durch Preußen verzögerte jedoch den Baubeginn. Erst am 31. Oktober 1878 konnte der Grundstein für den Bau gelegt werden, der nach mehrfach geänderten Plänen von Konsistorialbaumeister Conrad Wilhelm Hase (1818-1902) ausgeführt wurde. Am Ersten Advent 1880 überreichte Hase dem Abt und Oberkonsistorialrat Gerhard Uhlhorn (1826-1901) den Schlüssel zur feierlichen Einweihung des Gebäudes, das den Namen Zionskirche erhielt. Erst in diesem Zusammenhang wurde die Mutterkirche am Lindener Berg nach St. Martin benannt, denn trotz ihrer mittelalterlich beurkundeten Ursprünge war bis dahin kein Patrozinium eindeutig bezeugt. Aufgrund von Finanzierungsproblemen konnte der Turm der Zionskirche erst 1882 fertiggestellt werden. An der Ausführung der Ausstattung waren bekannte hannoversche Künstler beteiligt wie Theodor Maßler (1844-1910), der die Bildhauerarbeiten am hölzernen Altarretabel und die Taufe herstellte, sowie der später überregional bekannte Hermann Schaper (1853-1911), der die Darstellungen der Evangelisten auf der Kanzel in Öl malte. Ein 1893 ebenfalls von Hase entworfenes, auf dem Gelände freistehendes neugotisches Pfarrhaus wurde 1980 für eine Änderung der Straßenführung abgebrochen und durch neue Gemeindebauten ersetzt. 1943 gab es eine offenbar antijüdisch motivierte Forderung nach Umbenennung der Zionskirche, dem der Kirchenvorstand schon nach kurzer Zeit entsprach und den Namen Erlöserkirche beschloss. Dieser Vorgang ist vermutlich einzigartig, andere deutsche Zionskirchen behielten damals ihre Namen. Im Rahmen einer Renovierung des Chorraumes wurde 1990 eine Wandbemalung von 1901 wiederhergestellt, die mit Hirschdarstellungen auf den Psalm 42 verweist. Seit 2002 sind Kirche und Gemeinde aufgrund ihres musikalischen Schwerpunktprogramms als "Gospelkirche Hannover" weitreichend bekannt.
- Denkmalbegründung
- Der nach der Christuskirche zweite große im nahen Umfeld Hannovers errichtete Sakralbau dokumentiert die demografische Entwicklung der damals noch selbständigen Industriestadt Linden. Mit ihrer fast vollständig bauzeitlichen Ausstattung gehört sie zu den am besten erhaltenen und den wenigen von Kriegseinwirkungen weitgehend verschonten Kirchengebäuden und besitzt dadurch einen der bedeutendsten sakralen Innenräume im Stadtbereich. Als herausragendes Werk des neugotischen Backsteinbaus der Hannoverschen Schule zeigt sie beispielhaft eine puristische Tendenz im Oeuvre Hases, die Zierelemente der auch im Innenraum unverputzten Flächen wurden dabei nach Möglichkeit aus unglasierten Backsteinen im Normalformat statt in Formsteinen hergestellt. Das durchgehende Gestühl im Mittelschiff ist ein charakteristisches, vielfach leider nicht mehr erhaltenes Merkmal von Hase-Kirchen. Es entstammt dem Bestreben der Konzentration der Gemeinde im Zentrum des protestantischen Sakralraums. An dem städtebaulich ortsbildprägenden Werk eines der bedeutendsten Kirchenbaumeisters des 19. Jahrhunderts mit hohem Authentizitätsgrad sowie bau- und kunstgeschichtlichem Zeugnis- und Schauwert besteht ein öffentliches Erhaltungsinteresse.
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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