Großer Garten
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Hannover, Stadt
- Gemarkung
- Herrenhausen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Herrenhausen
- Adresse
- Herrenhäuser Straße
- Objekttyp
- Garten
- Baujahr
- 17.Jahrhundert
- bis
- 20.Jahrhundert
- Personen
- Remy de la Fosse, Louis (La Fosse, Louis Remy de)
Laves, Georg Ludwig Friedrich
Charbonnier, Martin
Charbonnier, Ernst August
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 30772623
- Objekt-Nr.
- 4675
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Herrenhausen Herrenhaeuser-Gaerten UNESCO_Karte
- Beschreibung
- Der Große Garten von Hannover weist eine rechteckige Grundfläche in Südwest Ausrichtung auf. Seine Flächengliederung ist streng geometrisch und in eine Parterre- und eine Boskettfläche eingeteilt. Heute bildet der Große Garten die Entwicklungsphasen vom 17. bis zum 21. Jahrhundert ab. Die Entwicklung des Barockgartens begann mit der Errichtung des Schlosses ab 1665. Zunächst entstand südwestlich vom Schloss ein Lustgarten, der ab 1696 nach Süden erweitert wurde. Die führende Gartengestaltung übernahm Martin Charbonnier. Am Schloss gliedern sich im Westen und Osten eingeschossige Schlossbauten an, die nach Süden ausgerichtet sind. An diese schließen sich im Osten die Große Kaskade und im Westen die Grotte, mit der Ausgestaltung des Entwurfs von Niki de Saint Phalle im Inneren (2001-2003), an. Im Schlossbereich lagen ursprünglich die Sondergärten (von West nach Ost) das Apfelstück, als heutiger Betriebshof ist, der Feigengarten, der mittlerweile durch die Schlossgastronomie genutzt wird, der fürstliche Privatgarten, der in den 1990er Jahren von Guido Hager entworfen wurde und auf Grundgliederung des ursprünglichen fürstlichen Privatgartens von um 1750 basiert. Daran schließt sich östlich der Orangeriegarten mit Neptunbrunnen an. Dieser wurde 1965 nach einem Entwurf von Karl-Heinrich Meyer in barockisierender Form neu gestaltet. Bei dem Neptunbrunnen handelt es sich um eine Neugestaltung unter Verwendung der barocken Wasserspeier. Der Entwurf von 2008 stammt von Magnus Kleine-Tebbe. Auf diese Gärten folgt südwestlich das Parterre mit Figurenprogramm, das sich aus dem Lustgarten vom Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte und in den 1930er Jahren durch die Stadt Hannover von einem schlichten Rasenparterre in ein Broderieparterre mit umlaufenden Sommerblumenbändern umgestaltet wurde. Die Gestaltung des Parterres orientierte sich in der Grundgestaltung an der alten Flächengröße. Auch die Glockenfontäne im Zentrum des Parterres stammt aus dieser Zeit, wie auch der achteckige Irrgarten und die Aussichtsplattform mit Kastenlinden im Westen. Die davon westlich gelegene Probenbühne stammt aus den 1960er Jahren. Das Heckentheater mit Figurenprogramm und Amphitheater im Osten ist zwischen 1689-1692 unter der Leitung von Bernd Westermann entstanden. Nördlich davon liegt der Königsbusch. Südwestlich des Parterres liegen vier quadratische Wasserbecken, die ursprünglich 1697 als Schwanenteiche ausgebildet wurden und ebenfalls in den 1930er Jahren umgestaltet wurden. Die Wasserbecken bilden die Grenze der Parterrezone und führen in die Boskettzone über. Eine Achse, ausgehend von der Mittelachse des Schlosses, führt nach Südwesten durch den gesamten Garten und verbindet das Schloss und die beiden Gartenteile miteinander. Sie endet im Südwesten in einem Vollmond und in der Querachse der Boskettzone in Halbmonden. Zu Beginn der Boskettzone liegen die acht Sondergärten, Springwassergarten, Rosengarten, Rokokogarten, Niederdeutscher Blumengarten, Inselgarten, Rasengarten, Barockgarten und Renaissancegarten, die ebenfalls in den 1930er Jahren neu gestaltet wurden. Westlich und östlich davon die Boskettgärten mit Holzpavillons, die zu der ursprünglichen Planung des Barockgartens gehörten. Südlich vom „Barock- und Renaissancegarten“ steht das Sophiendenkmal von 1878. Das Grundraster der Boskettzone besteht aus vier Quadraten mit rechtwinkligem Wegesystem und einem Allenkreuz aus Linden. Es wird von Diagonalen überlagert, wodurch 32 Dreiecke, sogenannte „Triangeln“ entstehen, die durch Hainbuchenhecken eingefasst werden. Innerhalb dieser Gartenräume wurden ursprünglich Obstbäume angepflanzt, die durch Laub- und Ziergehölze ausgetauscht wurden. Durch das Raster ergeben sich fünf Wegesterne, deren Mittelpunkte durch Fontänenbecken betont werden. Im Zentrum der südlichen Hälfte liegt das große Fontänenbecken mit der Großen Fontäne von 1720. Die Hauptsichtachse führt auf das Schloss. Weitere Sichtachsen führen unter anderem auf die Grotte und die Kaskade im Norden und die Seitenpavillons. Im Osten, Süden und Westen wird der Garten durch eine 20 Meter breite Graft begrenzt, die von einem grasbewachsenen Wall umgeben wird, um die Anlage vor Überflutungen zu schützen. Im Inneren wird die Graft von einer dreireihigen Lindenallee begleitet. Sie ist auf die Pavillons am Südwestende des Gartens ausgerichtet, die von Louis Remy de la Fosse 1708 entworfen wurden. Die Allee ermöglichte ursprüngliche Blickbeziehungen in die zu der Zeit noch offene Landschaft. Die Friedrikenbrücke von 1840 im Osten der Graft bildet den Übergang in den Georgengarten.
- Denkmalbegründung
- Der Große Garten südwestlich der Herrenhäuser Straße entwickelte sich ab 1674 unter Johann Friedrich von Braunschweig Lüneburg zunächst als Lustgarten, der sich im Südwesten an das neu entstandene Lustschloss angegliederte. Die Glanzzeit der Anlage begann mit dem Regierungsantritt von Herzog Ernst August und seiner Gemahlin Sophie von der Pfalz 1680. 1683 wurde Martin Charbonnier nach Hannover geholt, um die weitere Ausgestaltung des Großen Gartens zu verwirklichen. Vor allem Sophie soll die treibende Kraft in der Gartengestaltung gewesen sein. Sie ließ Einflüsse aus den Niederlanden und Frankreich mit einfließen. Unter den Nachfolgern Herzog Ernst August, Georg I. und Georg II. entwickelte sich die Gesamtanlage zunehmend. Der Barockgarten blieb vor Umgestaltungsmaßnahmen zu einem Landschaftsgarten im 18. und 19. Jahrhundert bewahrt, da die nachfolgenden Regenten das Interesse an der Anlage verloren. Im 19. Jahrhundert und durch den Ersten Weltkrieg verschlechterte sich der Pflegezustand zunehmend, wodurch die ursprüngliche Pracht verloren ging. Die Stadt Hannover kaufte 1936 den Großen Garten, ließ die barocke Grundstruktur der Hecken und Alleen erhalten und führte einige Neuerungen in Anlehnung an andere Barockgärten und theoretische Werke ein, um eine aufwändigere und attraktivere Gestaltung für Besuchende zu schaffen. Die umfangreiche Überformung von 1936 wird als Teil des Denkmals angesehen. Das Parterre und weitere Teile des Gartens wurden in den letzten Kriegsjahren und in den Nachkriegsjahren zum Anbau von Gemüse genutzt. 1959-1966 erfolgten Restaurierungsarbeiten der Kriegsschäden und in Teilen auch Neugestaltungen. Heute stellt sich der Große Garten als reiner Ziergarten da. Ursprünglich handelte es sich um eine Kombination aus Zier- und Nutzgarten. An der Erhaltung des Großen Gartens besteht aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse. Die geschichtliche Bedeutung ergibt sich im Rahmen der Ortsgeschichte von Herrenhausen und Hannover und der Landesgeschichte. Zudem hat die Anlage aufgrund des Zeugnis-und Schauwertes für die Kultur- und Geistesgeschichte, der Bau- und Kunstgeschichte und für die Stadtbaugeschichte Bedeutung. An dem Bau der Anlage waren zahlreiche überregional bekannte Architekten und Gartenkünstler beteiligt somit ist sie Zeugnis- und Schauwert dieser Personen. Hervorzuheben sind unter anderen die Gartenkünstler Martin Charbonnier und Ernst August Charbonnier. Der Große Garten hat eine beispielhafte Ausprägung eines Barockgartens mit Veränderungen aus dem 20. Jahrhundert. Besonders die Große Fontäne und die weiteren Wasserspiele haben Zeugnis- und Schauwert für die Technikgeschichte. An der Gesamtanlage lässt sich auch die Familien- und Personengeschichte der Welfen ablesen. Im Barockgarten sind überregional nicht alltägliche künstlerische und handwerkliche Gestaltwerte vorhanden. Zudem prägt der Große Garten das Straßenbild an der Herrenhäuser Straße sowie das Ortsbild von Herrenhausen und Hannover und hat prägenden Einfluss auf die Herrenhäuser Gärten.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 30592083 | Garten | Großer Garten mit Gebäuden
44893103 | Grünanlage | Herrenhäuser Gärten
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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