Leineschloss
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Hannover, Stadt
- Gemarkung
- Hannover
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Mitte
- Adresse
- Hannah-Arendt-Platz 1
- Objekttyp
- Schloss (Bauwerk)
- Baujahr
- 1637
- bis
- 1962
- Personen
- Laves, Georg Ludwig Friedrich
Oesterlen, Dieter
Heumann, Johann Paul
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 30733114
- Objekt-Nr.
- 20
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Themenlayer Bettelorden: Das Gründungsdatum des Klosters ist nicht bekannt. Erstmals erwähnt werden die Franziskaner in Hannover Ende des 13. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt entsteht auch die Klosterkirche (1291-1310). Im Jahr 1533 verlassen die Franziskaner in Folge der Reformation das Kloster. In die Klostergebäude wird eine Schule eingerichtet. Während des 30-jährigen Krieges wird ein Schlossbau in Fachwerk errichtet (1637-43). Die Klostergebäude werden weit gehend abgeräumt, die Klosterkirche wird verkürzt als Schlosskapelle integriert. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird das Leineschloss durch G. F. Laves für Repräsentationszwecke umgebaut. Im zweiten Weltkrieg werden Schloss und Schlosskapelle bei einem Bombenangriff 1943 schwer beschädigt. Die Reste des Altarraums werden beim Umbau des Komplexes durch D. Oesterlen in den Jahren 1958-61 größtenteils entfernt, sodass es heute fast keine sichbaren Spuren der Franziskaner in Hannover mehr gibt. Beim derzeitigen Kenntnisstand sind keine archäologischen Reste mehr zu erwarten.
- Beschreibung
- Freistehender unregelmäßiger Gebäudekomplex in Sandstein, 1637 in Fachwerkbauweise unter Herzog Georg von Braunschweig und Lüneburg-Calenberg errichtet, heute überwiegend klassizistisch gestaltet. Zum Hannah-Arendt-Platz ausgerichteter querrechteckiger, unsymmetrischer Hauptkörper mit zentralem kleineren, überdachten und weiterem, begrünten Innenhof im Nordwesten. Gegliederte Fassade durch Geschossgesimse und ein abschließendes Kranzgesims im Traufbereich. Mittiger Portikus mit Dreiecksgiebel mit königlichem Wappen auf sechs korinthischen Säulen ruhend, östlich angrenzend der modernisierte Plenarsaal. Rückseitig dem Verlauf der Leine folgender ca. 130m langer, 34-achsiger Flügel unter Mansardwalmdach als flussseitiger Abschluss der Anlage. Hier auch zweigeschossig vorspringender überdachter Balkon mit Säulen im Obergeschoss unter flachgedecktem Dach. Ehemaliges Schloss, heute Sitz des niedersächsischen Landtags.
- Denkmalbegründung
- Direkt am östlichen Ufer der Leine, zwischen Schloßstraße, Leinstraße und Karmarschstraße liegt das Leineschloss zentral im Stadtteil Hannover Mitte. Basierend auf einer mittelalterlichen Minoritenklosteranlage erfolgte nach der Wahl als Residenzsitz der Umbau zum landesherrlichen Sitz unter Beibehaltung von Teilen des Klosters als Schlosskirche. Mitte bis Ende des 17. Jahrhunderts erfolgten aufwendige Ausbauten und Umgestaltungen des Innenraumes, wie der Ausbau eines opulenten Rittersaals mit schweren Stuckdekorationen von Dossa Grana (vgl. Stuckdecken im Galeriegebäude Hannover Herrenhausen). Der Großteil der bauzeitlichen Räume und ihrer Ausstattungen ging jedoch im Zweiten Weltkrieg verloren, da das Schloss durch Brände stark verwüstet wurde. 1742-46 erfolgte der Bau des heutigen Kammerflügels nach Plänen des Architekten Johann Paul Heumann als dreigeschossigen, 16-achsigen Massivbau mit Eckrisaliten unter Mansardwalmdach. Bedeutende Um- und Neubauten in der Zeit setzte 1815-44 Georg Ludwig Friedrich Laves um, darunter der Bau des Leineflügels 1817-25 als dreigeschossigen, 18-achsigen Massivbau unter Einbeziehung des ehemaligen Küchen- und Theaterpavillons in formaler Anpassung an den Kammerflügel, unter Mansardwalmdach. Weiterhin wurde 1834 die dreigeschossige Fassade vor der ehemaligen Klosterkirche neugestaltet, der Bau des Portikus an der Leinstraße aus massiven Sandsteinquadern umgesetzt sowie 1840-43 der zweigeschossige, ehemalige Wintergarten der Königin an der Leinefront ergänzt. Ursprünglich in schlichter Fachwerkbauweise errichtet, entwickelte sich die Anlage unter Laves zu einem Sandstein-Massivbau als Resultat der Bemühungen, eine Einheitlichkeit in der Fassadengestaltung der Baukörper aus verschiedenen Bauphasen zu erlangen. Im Zweiten Weltkrieg 1943 erlitt die gesamte Schlossanlage schwere Zerstörung, bis auf den Kammerflügel. 1949 entschied sich der Landtag, den Standort für das Parlament zu nutzen. Nach einem Architekturwettbewerb 1954 erfolgte der Wiederaufbau 1957-62 durch Dieter Oesterlen. Der kubische, flach gedeckte Plenarsaal zur Karmarschstraße wurde als massiver, natursteinverkleideter Stahlbetonbau über zurückspringendem Sockel grundlegend von 2014 bis 2017 umgebaut und präsentiert sich heute als Ersatz für das an gleicher Stelle 1690 errichtete und um etwa 1815 abgebrochene Opernhaus im südöstlichen Teil des Schlosses. An der Erhaltung des Leineschlosses Hannover besteht aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung für die Orts- und Landesgeschichte als Residenzsitz an der Leine, seines Zeugnis- und Schauwertes für die Bau- und Kunstgeschichte sowie als Werk der bekannten Architekten Georg Ludwig Friedrich Laves und Dieter Oesterlen, aufgrund seiner künstlerischen Bedeutung als Erlebniswert für nicht alltägliche künstlerische und handwerkliche Gestaltwerte, insbesondere der klassizistische Um- und Ausbau der Anlage und seiner städtebaulichen Bedeutung mit prägendem Einfluss auf das Straßenbild sowie auf umliegende, durch die Gebäudekubatur ausgebildete Platzsituationen, ein öffentliches Interesse.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 48295983 | Schlossanlage | Schlossanlage Leineschloss
- Literatur
-
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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