Kalandhaus
- Landkreis
- Lüneburg
- Gemeinde
- Lüneburg, Stadt
- Gemarkung
- Lüneburg
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Lüneburg
- Adresse
- Kalandstraße 12
- Objekttyp
- Vereinshaus
- Baujahr
- um 1480
- bis
- 1896
- Personen
- Kampf, Richard
Henning und Andres (Werkstatt für Glasmalerei)
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, künstlerisch, städtebaulich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 30668877
- Objekt-Nr.
- 1087
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Beschreibung
- Giebelständiger zweigeschossiger Backsteinbau mit Satteldach in Ziegeldeckung, rückwärtig Reste des alten Giebels erhalten. Errichtet um 1480 von der Lüneburger Kalandbruderschaft, einer Vereinigung für wohltätige Zwecke. Nach der Auflösung des Kalands im Zuge der Reformation 1532 diente das bestehende Haus dem Rektor des Johanneums als Dienstwohnung. 1874 baute man die Diele zur Turnhalle um und richtete auch das Obergeschoss für schulische Zwecke her. 1896 wurde das Haus unter Stadtbaurat Richard Wilhelm Kampf und Regierungsbauführer Stubbe saniert und dabei die straßenseitige Fassade nach altem Muster mit der Neuverblendung des Unterbaus und nach Abtrag des zwischenzeitlich begradigten Giebels mit einer Rekonstruktion des siebenteiligen Staffelgiebels erneuert. Der Steinlieferant hierfür waren die Ullersdorfer Werke in Schlesien, die Glasmalereien des Oberlichts der spitzbogigen Eingangstür (entsprechend dem Siegel des Kalands Christus in der Mandorla mit den Marterwerkzeugen) sowie der Buntglasfenster beiderseits des Eingangs (Wappen der Lüneburger Geschlechter, die um 1500 Mitglieder der Kalandbruderschaft waren) fertigte die Hannoversche Firma Henning und Andres an. Reiche Verwendung glasierter Ziegel im Wechsel mit rotem Backstein prägen die Fassade, mittig sitzt ein spitzbogiges Portal, mit reich profiliertem Gewände in Taustein. Im Luchtgeschoss über der Diele abwechselnd Stichbogenfenster und -nischen, die Geschosstrennung ist durch Friese aus gerolltem Blattwerk und drei Figurennischen akzentuiert.
- Denkmalbegründung
- Die 1274 gegründete Kalandbruderschaft war einer der bedeutendsten wohltätigen Zusammenschlüsse des Mittelalters in Lüneburg. Ausschließlich hochrangigen Geistlichen, Erzbischöfen und Äbten wie auch Herzögen und wohlhabenden Bürgern wurde die Aufnahme gewährt. Der vollständige Name der Vereinigung lautet "Bruderschaft der Kalander des heiligen Geistes und der Jungfrau Maria an der St. Johannis-Kirche", der Begriff "Kaland" stammt dabei aus dem Lateinischen und bezeichnet den ersten Tag eines Monats, an dem sich die Bruderschaft traf. Die enge Verbindung zur gegenüberliegenden Johanniskirche wurde auch durch die Unterhaltung eines eigenen Altars der Kalandbrüder in der Kirche, an dem Seelenmessen für die Verstorbenen gelesen wurden, unterstrichen. Zu hohen Festtagen zogen die Kalandbrüder einheitlich gewandet in feierlicher Prozession ins Kirchenschiff ein. Zudem verfügte die Bruderschaft über beträchtliches Kapital, unterhielt eine Armenstiftung und versorgte Bedürftige, vor allem jedoch stand die Sorge um die Erhaltung des Seelenheils der Mitglieder im Vordergrund. Das zugehörige Kalandhaus wurde um 1480 erbaut und diente als Versammlungs- und Vereinshaus, für große Bankette und Festmahle, Männer und Frauen feierten getrennt. Dem Haus kommt somit ein hoher orts- und kulturgeschichtlicher Zeugniswert zu. Die 1896 erfolgte Erneuerung der Fassade nach mehreren Jahren Zwischennutzung ist geprägt von historistischen Vorstellungen, verantwortlich hierfür zeichnete der bei Conrad Wilhelm Hase in Hannover ausgebildete Lüneburger Stadtbaumeister Richard Wilhelm Kampf. In diesem Zusammenhang wurden detailgetreue Elemente wie das spitzbogige Eingangsportal, die Figurennischen mit blattvergoldeten Holzfiguren und der siebenteiligen Staffelgiebel rekonstruiert und wertvolle Glasfenster der hannoverschen Firma Henning und Andres eingefügt. Das Bauwerk hat somit auch eine stiltypische und vor allem bau- und kunstgeschichtliche sowie darüber hinaus künstlerische Bedeutung: Das Oberlicht der spitzbogigen Eingangstür zeigt, entsprechend dem Siegel des Kalands, Christus in der Mandorla mit den Marterwerkzeugen, die Buntglasfenster beiderseits des Eingangs, präsentieren die Wappen der Lüneburger Geschlechter, die um 1500 Mitglieder der Kalandbruderschaft waren. Die Erhaltung des Lüneburger Kalandhauses als Teil der Altstadt liegt aus den benannten Gründen sowie darüber hinaus wegen der städtebaulichen Bedeutung sowohl im Hinblick auf das Straßen-, Platz- als auch das Ortsbild im öffentlichen Interesse.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 30598911 | Altstadt (Baukomplex) | Historische Altstadt Lüneburg
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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