Jüdischer Friedhof Hannover-Bothfeld
- Landkreis
- Region Hannover
- Gemeinde
- Hannover, Stadt
- Gemarkung
- Bothfeld
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Bothfeld
- Adresse
- Burgwedeler Straße 90
- Objekttyp
- Friedhof
- Baujahr
- 1924
- bis
- 1924
- Personen
- Guttmann, Hermann Zvi
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Bedeutung
- geschichtlich, wissenschaftlich
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 30596670
- Objekt-Nr.
- 675
- Fachbereich
- Bau und Kunst
- Denkmalthema
- Juedische-Friedhoefe
- Jüdische Topographie Nachdem der Friedhof An der Strangriede fast vollständig mit Reihengräbern belegt war und nur noch wenige reservierte Grabstellen zur Verfügung standen, richtete man am Stadtrand von Bothfeld einen neuen jüdischen Friedhof ein, der im November 1924 eingeweiht wurde. Ursprünglich als weitläufiger Parkfriedhof mit Alleen und zentraler Trauerhalle geplant, hatte die Gemeinde Anfang der 1920er Jahre aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation nur eine Teilfläche der vorgesehenen Friedhofsanlage erwerben können. Erst 1928/29 konnte sie die provisorisch aufgestellten Holzbaracken entfernen und eine prachtvolle Trauerhalle errichten, die 1938 während des reichsweiten Pogroms bis auf geringe Reste zerstört wurde. (Schulze 2005, S. 762) Danach wurde den Gemeindemitgliedern der Zutritt zum Friedhof nur noch mit einer Sonderbewilligung gestattet, zeitweise durften die Toten nur nachts bestattet werden. (Fahl 2010, S. 61) 1941 musste die Gemeinde die erworbenen, noch ungenutzten Reserveflächen an die Stadt zurückgeben. (Schulze 2005, S. 782) Bis 1945 wurden annähernd 900 Personen auf dem Bothfelder Friedhof beigesetzt. (Schulze 2005, S. 763) Nach Kriegsende fanden vor allem jüdische KZ-Häftlinge aus dem Außerlager Ahlem ihre letzte Ruhestätte in Bothfeld. Es handelte sich um Personen, die nach der Befreiung im Krankenhaus „Heidehaus“ verstorben waren, außerdem wurden 319 Urnen mit der Asche von verstorbenen polnischen jüdischen Häftlingen beigesetzt, die 1948 im ehemaligen Lager Ahlem aufgefunden worden waren. (s. Internetseite Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge) Der Bothfelder Friedhof wurde aber auch zum Begräbnisplatz der neuen jüdischen Gemeinde von Hannover. 1960 wurde die neue Trauerhalle von Hermann Zvi Guttmann eingeweiht und ein von ihm entworfener Gedenkstein für die Opfer der Judenverfolgung in Hannover aufgestellt. (Knufinke 2007, S. 327/328) 1974 und 1977 wurde der Friedhof geschändet. (Diamant 1982a, S. 79), im Jahr 2000 103 Grabsteine beschädigt. (Schändungen 1999-2021) Die T-förmige Friedhofsanlage, die im Westen durch die Friedhofsbauten begrenzt wird, gliedert sich in drei Bereiche. Im westlichen Abschnitt befindet sich eine große Rasenfläche, in die die Tafeln mit den Namen der KZ-Häftlinge eingelassen sind, und neuere Grabstellen. Östlich davon steht in der Mittelachse der parabelförmige Gedenkstein zur Erinnerung an die Opfer der Judenverfolgung in Hannover und schließt ein Feld mit jüngeren Gräbern an. Die Gräberfelder im Nord- und Südosten sind überwiegend mit Reihengräbern und mit nur wenigen Familiengrabstätten belegt. Literatur Manuskript Handbuch jüdischer Ritualbauten Niedersachsen | Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa, TU Braunschweig Schändungen 1999-2021 Schändungen 1999-2021, Aufstellung des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen. Diamant 1982a Diamant, Adolf: Jüdische Friedhöfe in Deutschland – eine Bestandsaufnahme. Frankfurt am Main 1982; zum jüdischen Friedhof: S. 79. Diamant 1982b Geschändete jüdische Friedhöfe in Deutschland 1945-1980. Frankfurt a.M. 1982. Fahl 2010 Fahl, Andreas: Der jüdische Friedhof Bothfeld. In: Über das Leben hinaus. Ein Spaziergang über Hannovers Friedhöfe. Begleitbuch zur Ausstellung im Historischen Museum Hannover (Schriften des Historischen Museums Hannover; Bd. 39). Hannover 2010, S. 61. Festschrift 1960 Festschrift zur Enthüllung des Ehrenmals und zur Einweihung der Friedhofshalle auf dem jüdischen Friedhof in Hannover-Bothfeld. Düsseldorf 1960. Knufinke 2007 Knufinke, Ulrich: Bauwerke jüdischer Friedhöfe in Deutschland (Schriften der Bet Tfila- Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa; Bd. 3). Petersberg 2007; zur Trauerhalle von 1929in Bothfeld: S. 270, 432, zur Trauerhalle von 1959/60: S. 327/328, 432. Leben und Schicksal 1963 Leben und Schicksal. Zur Einweihung der Synagoge in Hannover, hg. von der Landeshauptstadt Hannover in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Hannover. Hannover o.J. [1963]; zum jüdischen Friedhof: S. 36, 43, 46. Schulze 2005 Schulze, Peter: Hannover. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, hg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel. Bd. 1. Göttingen 2005; zum jüdischen Friedhof: S. 762/763, 782, 787/788, 789. Schulze 2009 Schulze, Peter: Jüdische Friedhöfe – Friedhof Bothfeld. In: Mlynek, Klaus/Thielen, Hugo u.a. (Hg.): Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Hannover 2009, S. 328/329.
- Beschreibung
- Friedhofsareal innerhalb jüngerer Wohnsiedlung, 1924 angelegt, belegt bis heute. T-fömiges Grundstück, im Westen: Friedhofsbauten mit Hof, 1958-60 nach einem Entwurf von Hermann Guttmann errichtet. Gedenkstein zur Erinnerung an die Opfer der Judenverfolgung in Hannover von Hermann Zvi Guttmann. Ruhestätte für 469 Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
- Denkmalbegründung
- An der Erhaltung des 1924 angelegten jüdischen Friedhofs Bothfeld besteht aufgrund seiner historischen und wissenschaftlichen Bedeutung ein öffentliches Interesse: Als Begräbnisplatz der jüdischen Gemeinde von Hannover ist er sowohl ein aussagekräftiges Objekt der lokalen Geschichte als auch der Sozial-, Kultur- und Religionsgeschichte und der Geschichte der jüdischen Bestattungskultur. Als eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse für die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Niedersachsen besitzt der Friedhof einen hohen Dokumentations- und Erinnerungswert. Als Begräbnisstätte für 469 Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ist der Friedhof von nationalgeschichtlicher Bedeutung.
- Gruppen (ID | Typ | Beschreibung)
- 30592276 | | Jüdischer Friedhof Bothfeld
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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