Hünenburg, Römerlager Hedemünden
- Landkreis
- Göttingen
- Gemeinde
- Hann.Münden, Stadt
- Gemarkung
- Hedemünden
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Sudholz (Am Burgberge), Hünenburg
- Objekttyp
- Römisches Lager
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 28926879
- Objekt-Nr.
- 5
- Fachbereich
- Archäologie
- Beschreibung
- Unmittelbar über dem Werratal befinden sich auf dem sogenannten Burgberg, einer steil nach Süden hin abfallenden Erhebung, gut erhaltene und im Gelände erkennbare Spuren einer Wall- und Grabenbefestigung. Die früher als „Hünenburg“ bezeichnete Wall-Graben-Anlage liegt in strategisch herausragender Lage oberhalb der Werra, die bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit eine wichtige Kommunikations-, Handels- und Verkehrsachse war. Nach intensiven Geländeprospektionen und einigen Probegrabungen von 1998 bis 2015 konnte hier das erste Römerlager in Niedersachsen nachgewiesen werden. Die obertägig sichtbare, mehrteilige Anlage lässt sich in zwei Lager unterschiedlicher Form und Größe unterteilen, denen vermutlich weitere Lagerbereiche angegliedert werden können. Bei dem Lager I handelt es sich um eine gut erhaltene Befestigungsanlage mit Wall und außenliegendem Graben, die einen länglich ovalen Grundriss aufweist. Die NNO-SSW orientierte Befestigung besitzt eine max. Breite von ca. 150 m. Die Innenfläche umfasst etwa 3,22 ha. Das Römerlager besitzt jeweils mittig in der Süd-, Ost- sowie Westflanke Tore. Ein weiterer Durchlass befindet sich im südöstlichen Teil der Anlage. Ob es im Nordteil ein Tor gegeben hat, bleibt aufgrund neuzeitlicher Wegebaustörungen fraglich. Im von Nord nach Süd um 15 m abfallenden Innenraum befinden sich Setzungen großer unbearbeiteter Sandsteine, die z.T. vermutlich als Legsteinreihen und Punktfundamente für darauf errichtete Holzbaukonstruktionen ehemaliger Lagergebäude dienten. Erste kleine Probegrabungen konnten hier bereits in den 1960er Jahren durch die Universität Göttingen durchgeführt werden. Aus der Wallschüttung geborgene 14C-Proben ergaben damals eine Datierung in die jüngere vorrömische Eisenzeit. Geophysikalische Prospektionen und Grabungen zwischen 1998 und 2011 erbrachten ebenfalls den Nachweis von Gebäudegrundrissen und Grubenstrukturen, die auf Keller, Zisternen und eventuell Kloaken hinweisen. Bemerkenswert sind ein quadratischer Zentralbau und ein großes mutmaßliches Horreum (Lagerhaus). Die Anlage mehrerer Profilschnitte durch Wall und Graben zeigten, dass der Wall regellos aus anstehendem Sandlöss mit großen Einzelsteinblöcken aufgeschüttet worden ist. Die Wallbasis erreicht heute eine Breite von 5 bis 6 m. Der Wall ist noch 0,8 bis 1,2 m hoch erhalten. Dem Wall ist nach außen ein weitgehend verfüllter Spitzgraben vorgelagert, der eine Breite von 3,5 bis 4 m erreicht. Die Tiefe des Spitzgrabens beträgt 1 bis 1,2 m. Die Grabungsergebnisse lassen eine Rekonstruktion als Holz-Erde-Mauer mit innenseitiger Wallböschung und einer Steinversteifung einer ehemaligen hölzernen Wehranlage vermuten. Das Lager II schließt unmittelbar südlich an Lager I an. Die annähernd rechteckige Anlage ist mit einer Breite von etwa 130 m und einer Innenraumfläche von etwa 1,3 ha deutlich kleiner als Lager I. Das Wall-Graben-System ist noch flach erhalten. Auch hier erbrachten mehrere Grabungsschnitte den Nachweis einer regellos aus Sand, Löss und Steinblöcken errichteten Wallschüttung. Der Wall besitzt heute noch eine Basisbreite von rund 3 m und eine erhaltene Höhe von bis zu 0,4 m. Dem Wall ist ein ebenfalls nahezu vollständig verfüllter Spitzgraben mit einer Breite von ca. 3 m und einer Tiefe von 0,6 bis 1 m vorgelagert. Die Grabenverfüllung ist stark mit Brandschutt durchsetzt. 14C-Analysen weisen dem Spitzgraben ein frühkaiserzeitlich-augusteisches Alter zu. An die gut erhaltenen Wall- und Grabenbefestigungen schließen nördlich, östlich und westlich Terrassierungen und weitere mögliche Lager an. Vor Ort befindet sich ein eingerichtetes Infotafelsystem, das den Besuchern das Römerlager erläutert.
- Literatur
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- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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