Ringwallanlage "Judenkirchhof"

Ringwall Duhnen FstNr. 1, Ansicht aus Richtung Norden. (2020)

Ringwall Duhnen FstNr. 1, Ansicht aus Richtung Westen. (2020)

Ringwall Duhnen FstNr. 1, Ansicht aus Richtung Nordwesten. (2020)

Ringwall Duhnen FstNr. 1 Ansicht aus Richtung Südosten. (2019)
- Landkreis
- Cuxhaven
- Gemeinde
- Cuxhaven, Stadt
- Gemarkung
- Duhnen
- Orts-/Stadtteil/Lage
- Judenkirchhof
- Objekttyp
- Ringwall
- Denkmalstatus
- Einzeldenkmal (gemäß § 3 Abs. 2 NDSchG)
- Im Denkmalverzeichnis
- Ja
- Objekt-ID
- 28904963
- Objekt-Nr.
- 1
- Fachbereich
- Archäologie
- Beschreibung
- Die Ringwallanlage liegt etwa 50 m südwestlich des Grabhügels Twellberg, zwischen dem Dünenweg und dem Scharmoorweg. Der Bereich trägt den Namen "Judenkirchhof". Der Ringwall bildet ein Ost-West gerichtetes Oval mit einem Durchmesser (Innenraum) von 55 m x 40 m. Die Anlage besteht aus einem Hauptwall mit einer Höhe von 1,20 m über Geländeoberkante, einem vorgelagerten Graben, der 30 cm in den Boden eingetieft ist, und einem Vorwall von 20 cm Höhe. Haupt- und Vorwall verlaufen in einem Abstand von 12 m parallel zueinander. Durch die Anlage verläuft ein schmaler Trampelpfad. Die Überreste zweier kleiner Grabhügel im Innenraum sind noch erkennbar. Von Nordwesten kommend verläuft ein nur noch sehr schwach erkennbarer Wall unbekannter Zeitstellung auf die Ringwallanlage zu. Eine archäologische Untersuchung der Anlage fand erstmalig 1905 durch C. Schuchhardt statt, wobei er den Torbereich restlos abgegraben und darüber hinaus einen Wallschnitt angelegt hat. Seinen Ergebnissen zufolge ist der Wall in Holz-Plaggen-Bauweise errichtet worden. Funde wurden nicht aufgedeckt. Ab 2000 rückte die Anlage wieder in den Fokus der Forschung. 2001 erfolgten in Kooperation mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Tübingen (Prov. Doz. Dr. U. Veit) erste Voruntersuchungen, eine umfassende Geländevermessung und eine geophysikalische Prospektion. Es wurde ein Areal von 17.250 m² geomagnetisch untersucht und dabei relevante archäologische Befundstrukturen identifiziert. Im darauffolgenden Jahr fanden neben Prospektionen und im Anschluss an umfangreiche Wallbohrungen auch erste Ausgrabungen statt. Im Gegensatz zu den Beobachtungen Schuchhardts erwies sich der Hauptwall als eine reine Plaggenkonstruktion von ca. 6 m Breite mit einer erhaltenen Höhe bis zu 1,2 m. Die Struktur der einzelnen Plaggen zeichnete sich sowohl im Profil wie auch in der Fläche ausgezeichnet ab. Hinweise auf Holzeinbauten fehlen dagegen vollständig, ebenso Hinweise auf Bodeneingriffe unterhalb des Wallkörpers. Der Bereich zwischen den beiden Wällen erwies sich als weitgehend befundfrei. Auch der ursprünglich maximal 2 m breite Vorwall ließ ansatzweise noch einen Plaggenaufbau erkennen, war aber nur in einer Höhe von etwa 0,4 m erhalten. Ihm unmittelbar vorgelagert ist ein 0,8 m tiefer Sohlgraben von ursprünglich ca. 1,8 m Breite (Sohle: 0,4 m). Dieser Graben scheint relativ schnell durch von beiden Seiten eingeflossenes Sediment verfüllt worden zu sein und ist im Gelände heute nicht mehr sichtbar. Datierende Funde konnten weder hier noch an anderer Stelle des Wallschnitts geborgen werden. Allerdings gelang es, im Bereich des Hauptwalles Probematerial 14C-Datierung zu gewinnen, um den Zeitpunkt der Errichtung dieser Anlage näher eingrenzen zu können. Die geophysikalische Erkundung der Gesamtanlage ließ im Innenraum mehrere deutlich messbare Bodenanomaliebereiche erkennen, die auf Störungen des natürlichen Bodengefüges schließen lassen. Zur Klärung des Sachverhalts fanden 2004 erste flächige Ausgrabungen im Innern der Ringwallanlage statt. Dabei wurde die in mehrere Teilschnitte gegliederte Grabungsfläche so gelegt, dass auch der verbliebene Innenraumhügel teilweise archäologisch erkundet werden konnte. In den freigelegten Innenraumflächen außerhalb des Hügels kamen schon kurz unterhalb der rezenten Heidevegetation zahlreiche Silices, darunter auch wenige Artefakte, zum Vorschein. Die starke Ansammlung von Abfallmaterial deutet darauf hin, dass sich an diesen Stellen ein oder mehrere Werkplätze zur Herstellung von Silexartefakten befanden. Aufgrund fehlender stratigraphischer Anschlüsse zum Wall ist ein funktionaler und damit auch zeitlicher Zusammenhang zur Ringwallanlage zunächst nicht nachweisbar. Die archäologischen Sondierungen von Teilen des Innenraumhügels ergaben einen aus Heideplaggen geschichteten Aufbau, der jedoch erhebliche Störungen aufwies. Nahezu das gesamte Hügelzentrum war durch eine große neuzeitliche Eingrabung, die mit Schutt verfüllt war, bis an die Hügelbasis gestört. Auf dem ehemaligen Bodenniveau konnte wenige keramische Reste (eine Rand- und wenige Wandungsscherben sowie ein Bodenfragment) geborgen werden; erkennbare Befundstrukturen waren dabei nicht zu bestimmen. So muss offen bleiben, ob diese Gefäßscherben zu einer ehemaligen Grabanlage gehörten. Ein sicherer Grabfund konnte knapp außerhalb des Randes des Innenraumhügels aufgedeckt werden. Hier fand sich ein beigabenloses Brandgrubengrab, in dem neben der Knochenasche auch mehrere Holzkohlestücke lagen, die einer 14C-AMS-Datierung zugeführt worden sind. In den Jahren 2006 und 2007 wurde in jeweils vierwöchigen Grabungskampagnen Untersuchungen vor allem im Innenraum der Wallanlage durchgeführt. Die im Rahmen der Vorerkundung gemessenen Bodenanomaliebereiche erwiesen sich als mittelalterliche Grube (AMS-Datierung) und als ein wahrscheinlich neuzeitlicher, schwacher Lineargraben ohne näher bestimmbare Funktion. Der Innenraumhügel war aus Heideplaggen aufgeschichtet, wies allerdings erhebliche Störungen durch eine neuzeitliche Eingrabung und Verfüllung auf. Unter dem Hügel befanden sich eine Holzkohleschicht, kalzinierte Knochenreste und Gefäßscherben, die als Reste einer Scheiterhaufenbestattung gedeutet werden. Die AMS-Datierung ergab einen Zeitpunkt von ca. 200 v. Chr. Die zahlreichen Silices direkt unter der rezenten Heidevegetation im Randbereich des Innenraumhügels werden als Flintschlagplatz gedeutet. Einige stark verwitterte tiefstichverzierte Scherben werden in das Neolithikum gestellt. 2012 wurden die im Jahr 2001/2002 begonnenen Untersuchungen zur Datierung, Bauweise und Funktion der Ringwallanlage fortgesetzt. Um die bislang erzielten Ergebnisse zu überprüfen und die gewonnenen naturwissenschaftlichen Datierungen weiter abzusichern wurde im bisher bei den Grabungen noch nicht berücksichtigten Nordwest-Teil der bronzezeitlichen Wallanlage eine Grabungsfläche angelegt, die Teile des Hauptwalls sowie den Vorwall und Graben schnitt. Damit sollte das genaue Verhältnis von Hauptwall und Vorwall/Graben näher bestimmt werden. Der Hauptwall wurde im Grabungsbereich nicht vollständig geschnitten, sondern von außen her nur so weit abgetragen, dass sein Aufbau sichtbar wurde und an der Basis datierbares Material entnommen werden konnte. Anders als in den vorangehenden Untersuchungen lag keine Plaggenschichtung vor, vielmehr bestand der Wallkörper weitgehend aus einem ungeschichteten, hellen Material mit wenigen dunkleren Einschlüssen. Dies deutet auf eine mögliche sekundäre Wiederaufschüttung des Walls hin, wie sie auch in den an das Tor angrenzenden Bereichen festgestellt werden konnte. Über Funktion und Alter dieser Wallanlage ist dennoch wenig bekannt. Der Name geht auf jüdischen Grundbesitz im 19. Jh. zurück, hat jedoch nichts mit einem jüdischen Friedhof zu tun. Die neueren Ausgrabungen widerlegten die Vermutung, dass es sich um eine sächsische Ringwallanlage gehandelt hatte. Nach dem aktuellen Forschungsstand erfolgte die Errichtung während der Bronzezeit. Außerdem liegen aus dem Bereich Funde des Neolithikums vor. Während der vorrömischen Eisenzeit erfolgten Bestattungen im Bereich der Ringwallanlage.
- Literatur
- Lizenz
- CC BY-SA 4.0
- ADABweb
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Ringwall Duhnen FstNr. 1, Ansicht aus Richtung Norden. (2020)

Ringwall Duhnen FstNr. 1, Ansicht aus Richtung Westen. (2020)

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